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Ramler, Karl Wilhelm; Haas, Franz; Weinrauch, Johann Caspar [Ill.]
Karl Wilhelm Ramlers Kurzgefaßte Mythologie oder Lehre von den fabelhaften Göttern, Halbgöttern und Helden des Alterthums: in zwey Theilen, nebst einen Anhang, welcher die Allegorie u. Register enthält — Wien, Prag: Haas, 1798 [VD18 11585722]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62653#0253
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eine Fabel, die von einer wirklichen Person ent-
standen ist, welche Nephele geheissen hat und eine
Wolke bedeutet.
Die Centauren werden halb wie Menschen,
halb wie Pferde abgebildet. Man findet bey den
Alten auch Centaurinnen oder weibliche Centau-
ren. Einige unter ihnen haben auch Dnocentau-
ren vorgestellt, die halb Esel halb Menschen wa-
ren. Auch wird gewisser Hippocentauren (Pferde-
centauren) gedacht, von welchen man vorgibt,
daß sie Centauren zu Vatern und Pferde zu Müt-
tern gehabt hatten. Die ersten Reiter und Rei-
terinnen in Thessalien sollen zu diesen Vorstellun-
gen Gelegenheit gegeben haben.
Man gibt den Centauren noch einen andern
Ursprung, oder man zählt vielmehr unterschiedene
Geschlechter derselben. Apollo, sagt mau, zeugte
mit der Stilbe, einer Tochter des Flußgottes Pe-
neus, zwey Söhne, den Centaurus und den La-
pithes; von dem erstern kommen die Centauren
her, und von dem andern die Lapithen.
Der Streit dieser beyden Völkerschaften ist das
merkwürdigste aus ihrer ganzen Geschichte. Er ent-
stand auf folgende Weife. Die Centauren wurden
zu dem Beplager des Pirithous und der Hippo-
damia von dem Bräutigam und den Anverwand-
ten der Braut, den Lapithen, eingeladen. Als sie
bey dieser Gelegenheit übermäßig tranken, wurden
sie vom Weine so erhitzt, daß sie die Lapithinnen
entführen wollten. Eurytus (Eurytion) trug be-
reits die Brau! in den Armen fort; allein The-
feus, der vertrauteste Freund des Pirithous, warf
dem Räuber einen ungeheuren Becher vor die Stirn,
 
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