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96, 97 Residenz / Der vertriebene König
5. Endlich sei bemerkt, daß wir mehr von reisenden Königen hören, als
von solchen, die an eine feste Residenz gebunden ihr Land von einem Orte
aus regierten1. Weniger zum Vergnügen, als wahrscheinlich, zur besseren
Ausübung seiner Pflichten, zog der Herrscher mit Gefolge zu Wagen und zu
Schiff in seinem Gebiete umher2.
Die Beschreibung des ätiihya im Soma-Zeremoniell3 enthält verschiedene
Anweisungen darüber, wie ein solcher König4 samt seinen Begleitern zu
empfangen und zu bewirten war5, und auch sonst wird gelegentlich darauf
angespielt, daß ein König im Hause eines Privatmanns als Gast weilte6 7.
Vielleicht haben im Anfang feste Residenzen überhaupt gefehlt.
97. Zum Schluß bleibt uns nur noch übrig, einen Blick auf den König im
Exil, den seiner Würde beraubten Monarchen, zu werfen.
PVB 2, 3, 7 faßt mit folgenden Worten kurz und klar zusammen, was die
Inder der Brähmana-Zeit als ungesunde politische Verhältnisse betrachteten,
und gestattet uns so, einen wertvollen Reflex des alltäglichen Lebens auf-
zufangen :
apävagato rudhyate. ’vagacchaty aparuddhah. päpiyän chreyämsam dbhyäro-
hati. janatä janatäm abhyeti. anyo’nyasya prajä ädadate. na yathälcsetram
kalpanted.
Wer [eben erst] aus der Verbannung zurückgekehrt ist, wird [wieder]
vertrieben. Wer verbannt war, kehrt zurück. Der gemeine Mann erhebt sich
über den Vornehmen. Ein Stamm wendet sich gegen den anderen. Sie [die
Herrscher] nehmen sich gegenseitig die Untertanen weg [d. h. einer ver-
schleppt des anderen Untertanen], Sie wohnen nicht ordentlich jeweils in
ihrem Lande.
Die wenigen lakonischen Sätze bestätigen uns, daß die Monarchien kurz-
lebig, die Standesordnung gefährdet, die Rechtsunsicherheit allgemein,
Stammeskämpfe an der Tagesordnung und die Völkerschaften in dauernder
Bewegung waren — Tatsachen, die wir bereits des öfteren festgestellt haben.
Vor allem war die Gestalt des vertriebenen Königs, der fern von seiner
Heimat in der Verbannung lebte und mit allen Mitteln seine Rückkehr ins
Werk zu setzen suchte, eine so alltägliche Erscheinung, daß man für sie bereits
in so früher Zeit einen terminus technicus bildete.

1 tdsmad utd rdjäpäram visam prävasdyapy ekavesmdnaivd jinati tvad ydtha tvat kamäyate
tdthä sacate SB 1, 3, 2, 14: „And thus a king who has established himself among a number-
less people, subdues them even from a single dwelling, and takes possession of whatever
he likes.. .“ Eggeling.
2 SB 14, 5, 1, 20; 14, 6, 11, 1 = BU 2, 1, 18; 4, 2, 1.
3 MS 3, 7, 9; KS 24, 8; TS 6, 2, 1, 1-2; AB 1, 15-17; KB 8, 1-2; SB 3, 3, 4,
31-3, 4, 1, 11.
4 MS: atithi; KS: punya; TS: räjan; AB: räjan; KB: atithi; ÖB: arhat, räjan.
5 Cf. auch SB 14, 7, 1, 43-44 = BU (K) 4, 3, 37-38; Par. 84.
6 MS 3, 9, 1 [3, 112, 4] u. SB 2, 4, 1, 6; 2, 4, 1, 10.
7 Dieselben Sätze kehren, ins Positive gewendet, PVB 2, 1, 4 wieder.

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