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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0207
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Baubeschreibung

Achse sind, das Ganze wie unvollendet, aber in reizvoller Wirkung (Abb. 182). Das
Fenster der Kapelle ist ohne Nische, die steile abgeschrägte Bank liegt höher als bei
den vorigen, das gekehlte Gesims seitlich ist fortgeführt. Darunter Maßwerk mit Fries,
die Gewände einfacher profiliert, was alles darauf deutet, daß die Kapelle nicht ein-
heitlich mit den vorigen ist.
In der Ostwand der Kapelle in gleicher Höhe mit der Brüstung der gegenüberliegenden
Wand eine längs rechteckige Nische mit nur vorgeblendetem Maßwerk aus gekreuzten
Bogensegmenten mit tief gekehltem Fuß- und Deckgesims. Da das Fußgesims auch auf
der anderen Seite der Wand, in der nächsten Kapelle erscheint, handelt es sich anschei-
nend um eine ehemalige Brüstung, die ursprünglich durchgeführt war, wobei die Wand
entsprechend der anderen nur bis zur Brüstungshöhe reichte. So sollte vielleicht auch die
folgende Kapelle mit der vorigen verbunden werden mit durchgehendem Gewölbe.
Darauf deutet anscheinend auch der östliche Abschluß des Gewölbes, dessen Rippen-
enden bei der Höherführung der Mauer teilweise verdeckt wurden, ferner das Fehlen
des Schildbogens und die jetzt unschöne Anordnung des Schlußsteines an der letzten
kurzen Gabelung unmittelbar vor der Wand.
Der Zwischenpfeiler zeigt außen gleiches Profil mit Sockel und Dienst wie die vorigen,
an der Innenseite aber ändert das Profil. Der Ostpfeiler der Johann Nepomuk-Kapelle
weicht gänzlich von den andern ab. Hier wechselt auch der Dienst der Gewölberippen
des Seitenschiffs. Der Ansatz des Rundstabes auf dem Kapitell deutet vielleicht auf
einen vorgesehenen Schildbogen. Das Fenstergewände mit breiter Kehle, die Bank
auch hier wieder stark abgeschrägt, ohne Gesims. Beim Außenbau wurde schon dar-
gelegt, daß diese westliche Kapellengruppe ursprünglich mit der Ostmauer der Nikolaus-
kapelle schloß und, was auch aus den Quellen hervorgeht, daß die nächste, die Johann
Nepomuk-Kapelle, beträchtlich später aufgeführt wurde, aber sie war damals geplant
und das Fundament dazu gelegt. Die bis dahin sehr zahlreichen Steinmetzzeichen hören
vor der Johann Nepomuk-Kapelle auf, es sei denn, sie befänden sich noch unter dem
Verputz oder Anstrich, denn wir kennen ihre Baumeister und deren Steinmetzzeichen
(s. o.). Die Kapelle hat sechsteiliges Rippengewölbe und Schildbogen. Die Fenster-
gewände wie in der vorigen Kapelle mit einfacher Kehle, die Bank ohne Gesims tief
herabgezogen. Die Wände bis zur Fensterhöhe getäfelt mit Sockel und Pilastern mit
aufgemalten Intarsien in Schwarz und Silber, wohl aus dem 18. Jh., die Felder der
Westwand sind als Schränke eingerichtet.
Die vier Ostkapellen, später errichtet, was schon der Grundriß andeutet, sind mit Aus-
nahme der letzten im wesentlichen einheitlich mit beiderseits abgeschrägtem Zwischen-
pfeiler. In der 1. und 3. sechsteiliges Rippengewölbe, in der mittleren vierteiliges Stern-
gewölbe und der Schlußstein mit Stifterwappen der Bez. Die Schildbogen wechseln zwi-
schen Rund- und Spitzbogen bei verschiedener Breite. Die östliche Kapelle mit 3 Stufen,
die andern mit 2, jene ist zudem breiter als die andern. Die Konsolen ihres Kreuzgewöl-
bes auf der Nordseite mit zwei großen, hockenden, derb realistischen, männlichen Figuren
(Abb. 50). Das Fenster stammt erst von der Änderung von 1828, ist nicht in der Mittel-

Johann Nepomuk-
Kapelle

Die östlichen
Kapellen der
Nordseite

Die obere
Mauritiuskapelle

185
 
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