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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0220
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Münster zu Konstanz

Außenbau

Fresko der
Kreuzigung

Von diesem Bau sind anscheinend noch die unteren Lagen der südlichen Außenmauer
erhalten, die mit der Rotundenmauer nicht im Verbände stehen, an diese angefügt und
daher später sind. Das Mauerwerk, anscheinend bis etwa 70 cm über dem Boden
einheitlich, weicht von den untersten Lagen der Rotunde ah, hat kleinere Wacken und
keine Sandsteinblöcke aber einzelne Backsteine. Der feine weiße Kalkmörtel ist im
Unterschied von dem der östlichen Kapellenecke ohne Kieselzusatz. Die Abweichung
im Mauerwerk des westlichen Teiles mit langen Sandsteinblöcken hängt vielleicht teil-
weise mit späteren Änderungen zusammen. Denn 1283 errichtete Ulrich Richental
abermals einen Neubau der Kapelle, den am 23. 10. 1313 Bruder Heinrich, Bischof
von Trient, weihte. Die Kapelle erhielt damals wohl im wesentlichen ihre heutige Form
mit dem dreiteiligen westlichen Fenster mit schlichtem Maßwerk und dem hohen schma-
len Seitenfenster. Der südliche spitzbogige Zugang fehlt zwar auf dem Grundriß
Schreibers 1825, bestand aber wohl schon und ist im 19. Jahrhundert, wie auch teil-
weise die Fenstergewände, nur erneuert. Ebenso der eigenartige Anschluß der Kapellen-
mauer an die Ostmauer des Vorraumes der Konradikapelle, die hier auf das in dem
schmalen Zwischenraum angebrachte Fenster trifft, das sie teilweise deckt, aber un-
geschmälert ließ, da es für den Vorraum die einzige direkte Lichtquelle ist (Abb. 200).
Ursprünglich war der Zwischenbau wohl sicher eingeschossig. Da er fast völlig verputzt
ist, ist aus dem Mauerwerk keine Bestätigung dafür zu gewinnen. Doch ist der Putz
der Geschosse in Material und Ton verschieden und zeigt in der Höhe des Sakristei-
fensters einen deutlichen Absatz. Der des Untergeschosses, ein feiner Kalkmörtel, ist
älter als der andere.
Wann der Oberbau errichtet wurde, ist ungewiß. In ihm ist die Schatzkammer unter-
gebracht. Auf Grund einer 1192 gemachten Stiftung eines ewigen Lichtes vor den im
„Sacrarium“ bewahrten Reliquien muß damals eine Schatzkammer bestanden haben,
wenn diese Deutung für „Sacrarium“ richtig ist. Die Schatzkammer ist wohl sicher
gleichzeitig mit der oberen Sakristei errichtet, daß sie ursprünglich getrennt vom Ober-
bau erstellt sei, wie man vermutete, ist nicht anzunehmen. Der Baubefund bestätigt,
daß das Obergeschoß vor dem teilweisen Neubau der Rotunde bestand, denn die Süd-
mauer ist nicht im Verband mit der Mauer der Rotunde, die später errichtet ist.
Die Außenmauer ist in ihrem Westteil bei der Sakristeimauer nach außen ein wenig
vorgezogen und dann wieder mit leichter Abrundung auf die Fluchtlinie des Ostteils
zurückgeführt (Abb. 204). Die 2 hohen schmalen Fenster und ein mittleres halb so hohes
der Schatzkammer mit abgeschrägten Gewänden haben noch die alten schweren Eisen-
läden mit Eisenbändern. Darüber 2 rechteckige Lichtluken für das Gewölbe. Die westlich
anschließende Mauer über der Sakristei ist aus Fachwerk, vielleicht 15. Jh. und im
Zusammenhang mit der Gotisierung des Chores um 1430, als die gotischen Fenster
entstanden. Ein Rechteckfenster in ihr führt auf das Blechdach der Sakristei.
Im Untergeschoß neben den Fenstern ein Fresko der Kreuzigung mit Maria und Jo-
hannes, 2,35:2,15 m (Abb. 200). Da das steinerne Deckgesims darüber einheitlich ist
mit der Mauer des Neubaues der Kapelle 1283, muß dieses Bild um 1300 entstanden

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