Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0298
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
208

Litteraturbericht.

können, aber in der Beschränkung zeigt sich auch hier der Meister. Er fühlte
am besten, dass selbst seine Kräfte zu einem Gesammtbilde der holländischen
Malerei noch nicht ausreichten, oder dass die Stunde hiefür überhaupt noch
nicht gekommen und hat dies gleich in den ersten Sätzen der Vorrede zu
seinem Buch offen ausgesprochen, indem er sagt: »Die vorliegende Sammlung
von Aufsätzen über holländische Maler bietet einen Theil des Materials, welches
der Verfasser für eine Geschichte der holländischen Malerei gesammelt hat.
Ueber den Vorarbeiten zu diesem seit längerer Zeit geplanten Unternehmen ist
es ihm jedoch klar geworden, dass die Zeit für eine glückliche Lösung einer
so schwierigen Aufgabe noch nicht gekommen ist.«
Einen soliden Grundstein aber hat er in diesen Studien dazu gelegt.
Einzelne Capitel desselben stammen zwar aus älterer Zeit, wie die über Frans
Hals, Elsheimer und die Jugendentwickelung Bembrandt’s, sind aber gründlich
überarbeitet, durch neues Material vermehrt und in einen inneren Zusammen-
hang gebracht. Der Schwerpunkt des Ganzen indess hegt in der Schlusshälfte
des Buches, einem ebenso umfangreichen als durch die unerreichte Beherrschung
und einsichtsvolle Sichtung des Materials epochemachenden Werk über die
gesammte künstlerische Entwickelung Rembrandt’s nebst einem geographisch
angeordneten Verzeichniss von dessen Gemälden. Dadurch sind alle bisherigen
Versuche der Art antiquirt, selbst der Vosmaer’s, welcher sich im Verlaufe der
Bode’schen Arbeiten eine ganze Reihe von Richtigstellungen und Ergänzungen
gefallen lassen muss.
»Die Entwickelung der holländischen Malerei in ihren Grundzügen« bildet
das erste Capitel des Buches, welches zum Theil dem von Jul. Meyer und
Bode gemeinsam verfassten »Verzeichniss der Sammlungen des Herrn B. Suer-
mondt« mit des Ersteren Zustimmung entnommen ist. Jedermann kennt die
vortrefflichen Ausführungen dieser Publication, die, weil nicht im Buchhandel
erschienen, mit praktischem Griff schon in der dem Frans Hals gewidmeten
Biographie von Dohme’s »Kunst und Künstler« zur Verwerthung kamen. Sehr
dankenswerth ist bei dem revidirten Neuabdruck derselben besonders die grosse
Anmerkung, welche dem von Bode sogenannten »Braunschweiger Monogram-
misten« gewidmet ist, den der Verfasser hier auf Grund der bis jetzt von dem-
selben bekannten Werke einer zusammenfassenden Betrachtung würdigt. Er
zählt ihn ohne Weiteres zu den Holländern, ob mit Recht, werden wir bald
sehen. Dabei deutet er, wenn auch nicht ausdrücklich, so doch beiläufig da-
rauf hin, dass derselbe italienischen Einfluss und zwar hauptsächlich des Michel-
angelo empfangen habe. Im Allgemeinen charakterisirt er denselben folgender-
massen : »Naiv derbe, aber keineswegs sinnliche Auffassung, ruhige, fast etwas
steife Haltung, tüchtige Modellirung, durchgehende Typen seiner Männer und
Weiber (an denen der Meister sofort erkennbar ist), reiche und feine Färbung
bei einem warmen bräunlichen Ton sind die charakterischen Eigenschaften
dieser Bilder.«
Ich glaube kürzlich auf einer Studienreise durch Holland und Belgien
die Spur des Meisters in einem mit vollem Künstlernamen bezeichneten Bilde
entdeckt zu haben. Derselbe wird den meisten Fachgenossen, die sich für
 
Annotationen