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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0516
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452 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
zeichnet und zwar aus dessen älterer Zeit). In dem Bildnisse eines ungefähr
vierzig Jahre alten Mannes (Katalog Nr. 45) vermuthete Bredius, nach einer
Mittheilung an den Eigenthümer, ein Werk des Gerard Terburg. Von be-
sonderem kunstgeschichtlichem Interesse sind aber dann zwei Bilder, über
welche wir auf Grund der Mittheilungen des Eigenthümers ausführlichere
Nachricht zu geben im Stande sind.
Das eine ist eine Landschaft des Jakob Salomonsz Ruysdael (Nr. 112),
das zweite ein Bildchen, Christus am Kreuze zwischen den Schächern, von
Petrus Kempener (Pedro Gampana).
Das erstere Bild stellt, wie erwähnt, eine Landschaft dar. Aus der
Ferne gegen den Vordergrund zu windet sich ein Fluss durch das bergige
Terrain; im Vordergründe bildet er einen niedrigen Wasserfall, die eine aus
Baumstämmen gebildete Holzbrücke überspannt, über welche zwei Bauern
einer Waldung zuschreiten. Rechts am Waldessaum steht eine Baumgruppe,
beherrscht von einer mächtigen Buche, deren Krone sich noch über die Felsen
ausbreitet, welche aus dem Walde heraus schroff emporsteigen. Auf einem
Vorsprunge derselben steht eine Ruine. Auf der linken Seite zieht sich eine
Felsenkette gegen den Mittelgrund hin, die am Fusse durch Gebäude und
Staffage belebt ist. Den sonnenklaren Horizont begrenzt ein duftiger Bergzug.
Rechts an dem von der Sonne beschienenen Waldweg lagern zwei Bettler
und ein Weib, an welchen ein Reiter, von seinem Hunde begleitet, vorüber-
zieht. Ein Mann schreitet dem Walde zu. Der klare blaue Himmel wird
oben durch einige Wolkenzüge begrenzt. Die Sonne sendet durch eine kleinere
Wolke ihre Strahlen und bescheint zur Hälfte die Felsenkette links, sowie
den Bergzug im Hintergründe. H. 0,90, Br. 1,27 auf Eichenholz.
Dieses Bild, welches auf den Namen M. Hobbema getauft und gefälscht
war, kaufte der Besitzer von einem hausirenden Amsterdamer Bilderhändler
in Prag. Es erwies sich nach der sogleich vorgenommenen Reinigung als
mehr als zur Hälfte übermalt und war z. B. in der Mitte das ganze Amster-
damer Bild Hobbema’s »die Wassermühle« hineingemalt. Es kam unter der
Uebermalung vollständig erhalten zum Vorschein, sowie auch die Bezeichnung
I. Ruysdael, welche allen vorgenommenen Versuchen widerstand und sich
als echt erwies.
Da nun nach der ganzen künstlerischen Factur an den grossen Jacob
Isaak Ruysdael nicht gedacht werden konnte, kam nur dessen Vetter Jacob
Salomonsz in Frage. Diese Hypothese, die vom Besitzer aufgestellt wurde,
fand durch Abraham Bredius Bestätigung.
Das zweite Bildchen stellt dar: Christus am Kreuze zwischen den beiden
Schächern. Unter dem Kreuze die drei trauernden Marien. Tiefblauer Him-
mel. H. 0,267, Br. 0,23, auf Eichenholz. Die Bezeichnung Petrus Kempener
ist in fast mikroskopischen Buchstaben angebracht.
Karl Justi hat in seinem grundlegenden Artikel über Pedro Gampana
(Petrus Kempener) auf das seltene Vorkommen von Werken dieses Meisters
in Sammlungen äusser Spanien hingewiesen. Der Besitzer des Bildes wollte
sich desshalb gerne über die Echtheit seines Bildes von. dem besten Kenner
 
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