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Vom Rhein: Leben, Kunst u. Dichtung — Essen, 1847

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Lyrische Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20633#0421
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Verliere Alles, schwinden laß das Glück,

Eins bleibet dir zurück,

Das schirmend dich umkost,

Jm Lcid dir glättet das Gesicht —

Tu liebe Seele, zage nicht,

Was zagst du? Sei getrost!

Du bist ein Mensch! So sei es ganz uud stets,
Das herrlichste Geschöps des Erdenballes;

Wohl ist dies Leben dein, doch einst vergeht's,
Das All ist ewig, doch vergänglich Allcs.

Jch sage uicht: drum jage nach Geuuß
BiS zu der Tage Schluß;

Doch was dir zugeloost,

Erkämpfe dir nach Recht und Psticht! —

Du liebe Seele, zage nicht,

Was zagst du? Sei getrost!

Du bist ein Mensch und dir gehört die Wett,
Doch so wie einst dem Atlas seine Bürde;

O achte ihrer, daß sie nicht zerschellt!

Der Welt zu achten, das ist Aienschenwürde.

Du bist eiu Mensch — das Amt ist schwer,

Doch stolz und hoch und hehr,

Und du bist stark, das sei dir Trost,

Und ob du sclbst dir das Gericht, —

Du liebe Seele, zage nicht,

Was zagst du? Sei getrost!

Ob Fcig' und Schwache auch der Muth vcrlaßt,
Du bleibe stark in deiner Menschheit Schranke,
Sei Mensch und wciter Nichts. Das halte sest,
Das sei dein höchster, heiligster Gedanke.

Ob dir der Znsall gab, ob nahm,

O sieh es ohne Gram!

Wenn du vor deiner Kraft nicht fiohst,

So wird sein Spiel au dir zunicht —

Du liebe Seele, zage nicht,

Was zagst du? Sci getrost!
 
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