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Rheinische Blätter für Kunst, Literatur und Theater — 1841

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Nr. 18 - Nr. 26 (2. März - 30. März)
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Farben die schrecklichen Leiden und Gefahren zu schildern, welche
die armen Christen und besonders das baierische Militär in Griechenland
durch die Türken erleiden mußten.
Dem Wirth und der Wirthin, Knechten und Mägden standen
die Haare 'zu Berge und der größte Theil des für mich bestimm«
ten Bocksbraten wanderte hinüber zu dem Märtyrer für den christ-
lichen Glauben. Und je mehr ihm der Wirth aus Achtung und
Mitleiden von dem dicken Bier zuschenkte, je schrecklicher wurden
seine erlebten Drangsale, bis der arme Bruder Anklammer, so
nannten ihn die Uebrigen, aus Erschöpfung über die traurigen Er-
innerungen ohnmächtig zu Bett gebracht wurde. Mir kam es aber,
im Vorbeigehen gesagt, vor, als sei es ein Taumel von dem zu viel
genossenen Gerstensaft. Auch wir suchten nun das Bett, wenn
man einen Laubsack und ein Kissen mit Spreu gefüllt so heißen
konnte; noch lange hörten wir in dem anstoßenden Gemache das
Gelächter der Handwerksbursche, die sich über den Wirth und seine
Leute lustig machten und sanken dann endlich in Gott Morpheus
Arme.
Von dem reinsten Dufte eines herrlichen Sommermorgens um-
weht, schlenderten wir, als die Lerchen den anbrechenden Tag feier-
ten, die erwachende Thalgegend hinab. Bald erreichten wir
Tweng, und als wir vor dem Posthause, das zugleich ein Wirths-
haus war, eine Menge Menschen erblickten, traten wir ein, um ein
Frühstück einzunehmen; doch welch' ein Schrecken bemächtigte sich
unserer: auf einer Bahre lag ein Todter, der mit drei Dolchstichen
ermordet und beraubt auf der Straße gefunden wurde. Als ich näher
trat, erkannte ich in ihm meinen Tischgenossen und den Netter der Apo-
thekersfrau zu Radstadt.
Mitleid und Schmerz über das so bejammernswerthe Ende
dieses edlen Mannes betrübten meine Seele. Sein bei ihm vor-
gefundener Paß bezeichnete ihn als Bildhauer aus dem Bade Ischl,
der als unbemittelter Vater von sechs Kindern eine Reise nach
Jlirien unternahm, um eine kleine Erbschaft von einem Verwand-
ten zu empfangen.
Wer weiß, welche freudigen Hoffnungen ftine edle Seele auf
den Empfang dieser Summe setzte, als das von einem verruchten
Raubmörder geführte Esten seinen Erwartungen und seinem Leben
ein Ende machte.
Verschiedenes.
Jakobine Gjirtz, eine junge Claviervirtuosin, erregte im Norden, na-
mentlich in Stockholm und Kopenhagen, so viel Enthusiasmus, daß man sie
den besten Künstlerinnen beizählt.
Von deutschen Sängerinnen, die gegenwärtig in Italien Epoche machen,
nennt das Mailänder "Echo" die Schutz, Ungher, Marap, Piris, Na-
sch inka Schubert und Steper. Die drei ersten find Wienerinnen.
Verarrlworrlicher Redakteur, Fr. M. Hayner. Druck u. Verlag vorn Fr. M. H-ahner
 
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