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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Neitzel, Otto: Musikleben am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0054

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bafssckrift, innerhalb dieser aber ganx nack Out-
dünken ersannen. Ls leucktet ein, dass ein
solches H.rnt ganx daxu geeignet war, in das
Oeäder des musikakscken Kunstwerks blicken
^u lassen, und dass Leetkoven als O^mbalist
bier eine ganx ausgexeicknete 8ckule für seine
8cklagfertigkeit irn musikakscken Ausdruck genoss.
t4ackdem der Kurfürst die Lofkapeke auf-
gebessert und die tücktigen Kräfte in die
wicktigen 8tellen berufen batte, scbuf er einige
^akre später durcb die Oründung eines Lof-
tbeaters der Kunst ein weiteres ^.szd. Oer Oper
stand Leicka als Kapellmeister, und kleefe, der
als Lekrer Leetkovens Anteil an der Onsterb-
licbkeit seines 8cbülers geniesst, als O^mbakst
vor. Lei der regen Verbindung, die lVlax Lranx
rnit seiner Vaterstadt Wien unterkielt, konnte
es nickt feklen, dafs Lonn sofort von allein,
was in der Kaiserstadt 8ensation rnackte, Kunde
erkielt, und so seken wir in der ersten 8aison
irn Winter 1789 unter andern lVlodeopern der
^eit auck IVloxarts Lntfükrung, Oon ^uan und
Ligaro Linxug in die kurlurstkcke Lesidenx
kalten. Interessant ist kleeies Lerickt über die
letzten beiden Opern: „Ligaros Lockxeit gekel
ungemein; 8änger und Orcksster wetteiferten
miteinander, dieser sckönen Oper Oenüge xu
tkun. ^,uck waren die Kostürne präcktig und
gesckrnackvoll. Oie lVlusik xu Oon ^uan gekel
dein Kenner (!) sekr, die Landlung rnifskel."
Irn ^akre 1790 rnackte La^dn auf seiner Leise
nack Lngland 8tation in Lonn, kier war es, wo
er Leetkoven kennen lernte und wo xwiscken
beiden Verabredungen getroffen wurden wegen
der rnusikaliscken Onterweisung, die Leetkoven
als 8tipendiat seines Kurfürsten in Wien bei

Wansleben.

La^dn nekrnen sollte und bekanntlick auck
genornrnen Kat. Oer Kleinstaatlicken Llerrkck-
keit, die, welcke Öbelstände sie auck für das
Oerneinwesen der Lande mit sick krackte, der
Kunst xweifelsokne xu grossem 8egen gereickte,
drokte das Wetterleuckten der lranxösiscken
Levolution. Ls dauerte nickt lange, da wurde
der Kurfürst genötigt nack Kleve xu kieken, und
nackdem nock einmal den IVIusen ein Opfer
dargebrackt worden war in Oestalt der lVloxart-
scken 2auberköte, die im ^uni 179z im Lonner
8cklofs in 8xene ging, ersckien Lickegru 1794,
um mit eisernem Kekrbesen für immer der
lVlusik von des Kölner Kurfürsten Onaden ein
Lnde xu bereiten.
Von Leetkoven xurück xu Lack, und xwar
nickt xu der „(Quelle, aus der alle rnusikaliscken
8trörne fliessen", sondern xu seinem jüngsten
8okne, dem sogenannten Londoner, ^okann
Okristian Lack. Lrof. Lutks, der Lannerfükrer des
städtiscken lVlusikvereins in Oüsseldorf, liebt die
aparten Programme. Vor etwa vier ^akren
xeigte er in einem Konxert den alten ^okann
8ebastian Lack im Oegensatx xu der Oewokn-
keit, nur dessen religiöse Werke aufxufükren,
als weltkcken Komponisten. Lr gab ein Klavier-
konxert mit virtuoser Lekandlung der begleitenden
Instrumente, und lVIarcella Lrsgi bewies scklagend,
dass der ekrsame ^komanerkantor sogar eine
gute Oosis von Llumor in sick barg. Diesmal
wurde neben lVloxart, Lländel eben der Londoner
Lack xum Klangleben erweckt, der als der eigent-
licke Begründer der 8^mpkonienform gelten darf,
insofern er die Oegensätxkckkeit der xwei Llaupt-
tkemen als erster kerausgebildet Kat und insofern
er dem ganxen kmnsatx wenigstens embryonal
ein dramatisckes Leben ein-
kauckte. Or. Lrieger, der
gesckätxte Lonner lVlusik-
gelekrte und der verdienst-
kcke Käufer der berükmten
^.rtariascken 8ammlung, die
er xu geeigneter 2eit vor Zer-
splitterung bewakrte, um sie
)etxt der preufsiscken Le-
gierung xu cedieren, batte
aus seiner reickkaltigen
Libkotkek die O mok-8^m-
pkonie ^ok. Lkristians ker-
gekeken, und was sckon
alle Kenner der bekannten
0 mo11-8onate für Klavier
desselben Verfassers ver-
muteten, bestätigte sick in
vollem Omfange: der Lon-
doner Lack wurde als der
eigentlicke Vorläufer lVIo-
xarts und dadurck als der
starke Leeinkusser der Leet-
kovenscken Imnsetxkunst
8c>nniA6l' k'rüblin^. erkannt.


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