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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0166

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Mussums als Mittelpunkt vielseitigen Kunstbsstrebens voll
anzuerkennen. Dass nicbt ^eder Versucb gelingt, dass ins-
bssonders aucb das scbarke Hervorkebren der sogenannten
modernen Licbtung mannigkacben Widersprucb bervorrukt,
verstellt sicb von selbst. Ls ist indes nocb dis Lrage, ob dis
Museen, die sieb vornsbinen, Mussen zu jedermanns Wobl-
gskallen zu sein, die besten sind. Lin Museuin soll Obarak-
tsr baben, was natürlicb nicbt beisst, Vorurteil und Linssitig-
ksit oder gar feindselige Lartsinabms zur lugend zu inacben.
Docb wir sollen ja niebt pbilosopbisren; wir wollen
über Linigss bsricbten, was in letzter 2eit irn Kaiser Wilbelm-
Mussurn geboten wurde. Beginnen wir rnit den Oemäldsn
und zwar rnit der Ausstellung Düsseldorfer Künstler.
8ie war bisr allen willkommen, die gern kreundbcbs Lin-
drücke geniessen. Da war der vortrelklicbe Lins rnit einer
Leibe von Lierbildern, allesaint böcbst tüebtigs Leistungen.
Da war LritZ von Wille rnit Likellandscb alten voll
realistiscber Lossie. Leins leine l^aturbsobacbtung gebt
natürlieb dern erst ganz auf, der selbst die Likel kennt, der
des Morgens dureb den Lrübnebel, oder rnittags in der beissen
Lorninersonns binauswandsrte, dis Wolksnsebatten als Vor-
boten des Qewittsrs über die gewölbten Bergrücken dabin-
buscben sab, oder still von einer Lslskuppe traurnverloren
sieb des warten Licbtsrspisls ain abendlicben Himmel erfreute.
Lines dieser Bilder wurde zu einsrn sinnigen Osscbsnk kür
einen alten Lreund der Liksl, den Direktor des Krskelder
O^mnasiums Dr. Wollssikken, anlässlicb der Leier seines
zzjäbrigsn Xmtsjubiläums angskaukt. — Kürzlicb erscbisnen,
urn bei den Düsseldorfern zu bleiben, wirksarns Landscbakten
von Lrnst Haardt, La ul Oresk, Lleinr. Heimes
und ein gefälliges Lisrstück von Lr. Lcbürrnann. Be-
sonders willkornrnen, zumal da die Düsseldorfer Llastik bier
ein seltener Qast ist, waren einige Arbeiten des Bildbausrs
Lutz. Line zu sinern Orabmal bsstirnrnte weiblicbs Ligur,
die „Lwigkeit" darstellend, wirkt durcb die keierlicbs Haltung
und dis edle Bebandlung des Dewandes, wogegen rnan dein vsr-
scbleiertsn Qesicbts einen etwas bedeutsainersn 2ug wünscbsn
rnöcbts. Xucb einige Bronzearbeiten: „Der Lriumpb des
Licbtss", sine Wasserträgsrin, eins wsiblicbe Ligur als Lrägsrin
der Licbtglocks, nicbt rninder ein scbark cbarakterisiertsr Bsst-
bovenkopf gsüelen als Xsugnisss einer strebenden, tücbtigsn
Künstlerkrakt. Lroksssor X. So innrer und der Berliner
W. Linarte batten ebenfalls wertvolle plastiscbs Werke aus-
gestellt. Durcb scbark« blaturbeobacbtung, dis sicb aber
anderer Xusdrucksweise bedient als etwa L. v. Wille, zeicbnet
sicb blita Lpilbaus aus; diese Moorlandscbakten sind keine
sog. „sauberen Arbeiten"; sie wirken durcb ein derbes, ent-
scblossenss Lrkasssn der landscbaktlicbsn Ligenart. Line
bsrvorragende Lecbnik rnit sinern 2ug ins Lomantiscb-
Bbantastiscbs vereinigt der Müncbner Leip old; sein irn
blauesten Blau gsrnaltsr „Xtlantiscbsr Ozean" nrit dein auk
bobsrn Wellenberg scbwsbsnden Legler rnit gelben Legsln
wird inancbsrn wie ein Lraumbild erscbienen sein, Xuck
von Leibl, dsrn Meister einer liebenswürdigen, ksrndsutscbsn
Kunst, batten wir Linigss bisr — eben genug, uin die Lr-
innsrung aukzukriscben an sein Bestes. Daneben sab rnan
rnit Vergnügen einige Bilder seines Lreundes 8per! — kreund-
licbs, durcb Wabrbsit und Lcblicbtbsit ansprscbsnde Motivs.
Von L. Lakkasli in Laris waren äusser Blurnsn-
stücken sine Xnzabl sog. Lrocksnstiktradisrungsn zu ssben,
kriscb und üott ausgskübrte eigenartige Blätter. Der rascb zu
Xnssben gekoininsne ^ulss Lotwin recbtkertigts seinen Luk
durcb eins Xnzabl färben- und ügurenreicber Bilder. Wobl-
berscbtigtsn LlatZ fanden aucb einige bsiiniscbe Leistungen:
bübscbe X^uarells von Lilters und als seltener Versucb
von weiblicber Hand eins in Oel gsinalts nackte Lrauen-
lrgur von Xgnes Kaiser, dis aucb durcb die Ausstellung
der Arbeiten ibrsr Lcbülsrinnsn sicb als Lebrsrin Anerkennung
vsrscbaikts. Dis Zweite Wanderaustellung künstlsriscber
Lbotograpbisn, veranstaltet vorn Lbotogr. Oentralblatt,
bestätigte den Lindruck, dass bier ein krucbtbarss Leid sr-
scblosssn ist. In sinern erstaunlicbsn Maasss ist es ge-
lungen, den lnscbaniscb-pbzisikaliscben Lrozsss in den Dienst
künstlsriscber Xbsicbt zu swingen. Mit einer der Lrsten,
dis durcb ibr Xuge Macbt gewannen über den Ltolk, war
Otto Lcbark. Lraig Xnnan, dis Hewzmrksrin O. Käse-
bier, Ol. Wbits-Okio, O. Hsnnsbsrg u. a. waren rnit vollendeten
Leistungen nacb vsrscbisdsnen Vsrkabrsn vertreten. Linen

lebrreicben Blick in dis al tjapaniscbe Kunst, in eins
grosse Kleinkunst, gewäbrts eins Ausstellung japaniscber
Künstler: Larbendrucke, Metallarbsiten in Silber und Bold,
Löpkereien u. s. w. Von praktiscbern Wert war eins Aus-
stellung von Bucbarbsiten des bekannten Verlages von
Lugen Diedericbs in Leipzig und eins Lapetenausstsllung
der Lirina L. u. X. Xlterbokk nacb Lntwürksn von Lckrnann,
Leistikow und Lbristiansen. — Wir scbliessen unseren
Überblick nicbt, obns einer woblverdienten Lbrung zu ge-
denken, die dein Vorsitzenden des Museuinsvereins Herrn
0. W. Orous durcb dis Aufstellung seiner Büste bereitst
wurde; es ist ein woblgslungenes Kunstwerk aus der Hand
des Müncbner Meisters Maison.
Lin ssbr wertvolles Oescbenk srbielt das Mussum soeben
von Herrn LritZ Lsendertz — eine Lva von Lodin! Der
vielgenannte kranzösiscbs Bildner giebt rnit dieser balb
lebensgross in Marrnor ausgekübrten Oestalt des sündigen
Weibes keinen seiner geistrsicbstsn Linkälls zum besten;
diese scbarnvoll ibr Ossicbt in den Xrmen bergende Lva
überrascbt nicbt durcb eine der verblüffenden 2utbatsn oder
Ligenartigksitsn, wie sie der Künstler sonst liebt; ein Kunst-
werk ist sie und nicbts weiter, sinnvoll und scbön. 8. W.
KÖLbb Xucb in disssin jsabr füllten die Kölner Blurnen-
spisle den Oürzsnicb rnit kestlicbsr Lrsuds. Wie der blarns
sagt, bedeutet die ganze Linricbtung ein Spiel, das rnan als
solcbes wobl würdigen kann, Zumal es der Kunst gewidmet
ist. Xbsr dis Kunst scksint beute wenig Lust Zu solcbern
Lpisl zu baben. Wenigstens ist es bislang nocb nicbt ge-
lungen, Dicbternarnsn von wirklicbsrn Klang dauernd damit
zu verknüpfen. Dass die Blumsnspisls trotzdem mebr sein
sollen als eins blacbabmung spaniscber Litten, bat ibr Be-
gründer ^obannss Lastsnratb in den „Lbsinlanden" auskübr-
licb dargslegt. Ls würde sicb scbon sine eingebends Studie
lobnen, warum eins so srnstgswollts Lacbs nicbt recbt
Wurzel fasst. Denn mit den beliebten Lcblagwörtsrn wie
Dilettantismus u. s. w. ist nicbts getban. Derartige lieblicbe
Ausdrücke muss sicb jede vom gswobnten Kunstweg ab-
springende Legung gefallen lassen.
Der Lessing-Verein batte zu einem ökksntlicben Vortrags-
abend einen trüberen Liebling der Kölner, Lorn Larscbt,
aus Hamburg berufen und wabrscbsinbcb dem Vortragenden
zuliebe ein einbsitlicb gewolltes Lrogramm etwas scbmack-
bakt bunt gemacbt. blrsprüngbcb sollten wobl alte und neue
Lomantiksr vorgekübrt werden. Insofern war es interessant,
dass aucb Lbaksspsars dabei war. Und zwar mit Lscbt
als Dicbtsr von Venus und Adonis. Das sigsntümlicb
l^riscbs Lpos erlebte eins Xukerstsbung, dis kür jeden ge-
bildeten 2ubärsr ein grosses Lrlebnis gewesen sein muss.
Dis Spitzfindigkeit in den Lisbesreden, dis mancbmal an
O^nismus streikt, dis Brunst und Wut des Liebssbegsbrens,
der göttlicbe Lcbmsrz nacb dem Lods des Adonis: das alles
entrollt eins Dicbter-
sssls, dis uns immer
(zwar seltsam, zum
Leil scbwulstig im
Ausdruck) auks
böcbsts interessieren
müsste, aucb wenn
sie nicbt dem gröss-
ten dramatiscbsn De-
nis angsbörts. Dis
Vortragskunst des
Herrn Lom Larscbt
in ibrsr zum Leil
spöttiscb überlege-
nen ^rt, dis sicb den-
nocb bis zu eigenen
Lbränen vergessen
konnte, wurde der
Dicbtung wunderbar
gerscbt. Lin grosses
Lublikum borcbts mit
einer Xndacbt, dis es
sonst nicbt an ein
ernstbaktss Dicb-
tungswsrk zu ver-
scbwsndsn püegt.
W. Lcb.



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7

X. LIblL
LLBDIL
 
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