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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 10
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Binde, Friedrich: Auf dem Berge der Verheissung: eine Kinder- und Sonntagsgeschichte
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Houben, Heinrich Hubert: Karl Immermann und das Düsseldorfer Stadttheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0184

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„T^ber, Binder, den Quellen baben wir M
nocb 2U Bause," mabne ick.
„^.b, M!" verbessert sieb Lari.
„0, den Xucben!" ruft Oir-^i, „o, icb bad so
Arolsen BunAer!"
„Icb aucb!"
„Ond icb aucb, Xinder. Oesbalb woben wir
macbsn, bass wir nacb Hanse kommen."
Oie Wirtsbäuser baben bebe Benstsr. ^.nf der
Strasse stossen nns die lVlenscben und lärrnen. Icb
sebe in wüste Oesicbtsr. lVlein Ber^ bleibt be-
sckeiden. Wir kommen vorn BerAe der Verbei-
fsunA. Wir woben wacbsen und wacbsen lassen.
Vor dem Binscblafen bebt rnein ^un§e nock
einmal den Xopf von meiner Brust und saAt:

„On wolltest uns M beute im Xubier Buscb
eine Oescbicbte er^äblen. T^ber icb weiss scbon,
warum es nicbt AinA. Oer alte lVlann bat uns
^a eine er^äblt. Oie von den BnAeln und 1?rom-
peten und Wolken. Oie war Aerade so scbön.
Icb Alaub, icb träum beute nacbt davon. O, icb
freu micb scbon so drauf."
Ond als meine ^.temsüAe das stibAewordene
Xöpkcben beben und tragen, büre icb Oi^is
Stimmcben aus dem Dunkel fragen:
„Bapa, ist's nocb immer Sonntag?"
,,^la, mein Xind," antworte icb, „immer nocb.
Ond für §an2 Aute ricbtiAe Xinder bört der
SonntaA Aar nie auf. Ond wenn sie nocb so
Arols werden."

Karl IlnrnermLlin
uriä 6^8
Oü88e1c1orker LtLdttkeLter.



er Bame Xarl Immermann ist mit
der Oescbicbte des Düsseldorfer Stadt-
tbeaters aufs inniAste verknüpft. Was
er Aeleistet, lebt in der BntwicklunA

der deutscbsn Bübnenkunst nocb beute fort; es

verdient aucb ?u leben im Bewusstsein der

l'beaterfreunde, deren die Oüsselstadt so viele
2äblt. Wenn ^u den sommerlicben Bestspielen
eine auserwäblte lVIenAe sicb dränAt, wenn Bei-
fallssturm und Oorbeerrauscben das Klaus an
der Oindsnabee erfüllen, dann sollte man aucb
dessen Aedenken, der mit dem Aan^en Binsat?
seiner männbcben Xraft und seines boben
Oeistes die Ltätte bereitet, wo das BvanAebum
des Oicbters „das Binxelne 2!ur abAemeinen
Weibe" ruft.
Was verdankt die Düsseldorfer Bübne Xarl
Immermann? Oie Antwort mÜAe eine 8ki22e
seines so erlolAreicben, leider 2U kurzen Lcbakkens
Aeben, allen denen 2ur dankbaren BrinnerunA,
die über dem Oenuls des Beute die Arbeit des
Oestern nicbt veracbten.
^ls OandAericbtsrat kam Immermann 1827
nacb Düsseldorf. Br stand in der Blüte seiner

lVlännbcbkeit, im einunddreifsiAsten ^abre; der
Oicbter des „Trauerspiels in l^rol" durfte sicb
seines Wertes bewusst sein. Bei Belle-^lbance
batte er als BreiwibiAer AeAen Bapoleon Aefocbten,
als Ofb^ier war er von Baris 2u seinen Ltudien
nacb Balle xurückAekebrt. Vierriekn ^abre scbon
stand er im Ltaatsdienst; als Auskultator und
Bekerendar batte er in seiner Vaterstadt lVlaAde-
burA, in Orofsascbersleben, als Oivisionsauditeur
in lVlünster, dann wieder als Xriminalricbter in
lVIaAdeburA mit preufsiscber LtrenZe AeAen sicb
selbst seinen Bosten ausAefüllt. Bicbter und
Oicbter war er, beides Aan?; aber unter dieser
2weibeit seiner IbätiAkeit btt er tief; 2U einer
barmoniscben Binbeit, 2u einem vollen Ausleben
seiner persönbcbsten Xraft liess ibn dieser stete
Xampf ^wiscben Blbcbt und Beruf nicbt Ae-
lanAen, so fest und markiA sein AeistiAes Bild
vor uns stebt; die Binkünfte seiner LtebunA
konnte er nicbt entbebren, lürstbcbe lVläcenaten
bat er nie Aelunden.
Oie beitere LorAlosiAkeit rbeiniscber Oebens-
lust war dem strenAer^oAenen, durcbaus ernsten
Borddeutscben fremd, in ibrer ÖbertreibunA

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