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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 10
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Seelig, Otto: Vom Heidelberger Tonkünstlerfeste: 1. bis 5. Juni 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0203

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LLlrONNLNSLd


Vom Heidelberger ^oniLÜrisllerkeLte.
(i. bis 5. ^uni 1901.)

Oer Qedanke, unsre vielbesungene bleckar-
stadt 2urn 8cbauplat2e der dies)äkrigen (XXXVII.)
I'onkünstlerversammlung des allgemeinen deut-
scken IVlusikvereins ^u macben, war ein sebr
glücklicker. bliebt leicbt dürste ein Ort gesunden
werden, der xur Veranstaltung eines derartigen
bestes sieb besser eignete: blatur und Kunst
konnten aufs scbönste Zusammenwirken, urn die
Erinnerung daran ?u einer ungernein sreundlicken
2U gestalten. ^.It-Leidelberg trägt neben seinen
^ablreicben übrigen Lkrennamen seit einiger 2eit
aucb den einer lVlusikstadt. Ond gewiss nicbt
rnit Onrecbt, denn das rege musikaliscbe Leben,
welckes bier bauptsäcblicb seit Oründung des
Lacbvereins dureb Lbilipp Wolsrum kerrscbt,
ist aucb nacb aussen bin so ansebnlicb, dass
rnancke grössere 8tadt uns darurn beneiden
könnte. Allerdings besitzen wir in dern in-
tellektuellen Orbeber dieses rnusikaliscben ^us-
scbwunges eine Lersönlicbkeit von ausserordent-
licber Ledeutung, der rnit ungewöbnlicber Lnergie
sieb den Loden sür seine erspriesslicbe l'bätigkeit
2U scbaben verstand und aus diesern Loden Ziel-
bewusst und unbeirrt durcb rnäcbtige Oegen-

strörnungen sein Lebenswerk ausricblete: die
L6ege und Förderung der modernen lVlusik aus-
gebend von deren 8cböpsern Licbard Wagner und
Lran^ Lis^t. lVlan kann sieb diesern Programme
gegenüberstellen, wie rnan will; dern Lindrucke
kann sicb niernand verscbbessen, dass Wolsrum
rnit einer seltenen l'batkrast, einer unerrnüdlicben
Ausdauer und Opserwilligkeit sicb in den Dienst
der 8acbe stellt, die er bockkält, und dass er ein
treuer Kämpe ist für das Ideal, welcbes er sicb
erwäblt bat. 8ornit war es natürlicb, dass er,
nacbdern ibrn die Leitung des lonkünstlersestes
übertragen worden, aucb bei dieser Oelegenbeit
seinem Lrin^ipe treu blieb und seinen Liniluss
bei der Zusammenstellung des Lrogramms gel-
tend rnacbte, ungeacbtet des beitigen Lrotestes
von selten seiner rnusikaliscbe Antipoden. Oie
Lolge davon war, dass das Lrograrnrnbücblein
in überwiegender lVlebr^akl die blarnen solcber
Komponisten auswies, welcbe man als die l'räger
der „modernen Ides" und als deren ^üger ^u
beseicbnen pbegt, so vor allem des lVleisters
derselbnn, des genialen Licbard 8trauss. Ond
icb kann nicbt umbin ?u bebaupten, dass es

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