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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Neter, Rudolf: Frankfurt und die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0299

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bei Risano, Donatello und böcksten Rünstler-
psrsönlicbkeiten der Renaissance nicbt xum
Ausdruck kommen konnte. Ond in dieser lVlacbt
der Rrscbeinung ist Döble selbst über l'koma
binausgewacksen.
Rr besitzt nicbt Ibomas Rinderpbantasis
und sinnig-spieleriscbe 8cböpfer-^nmut. Lein
Lcballen stebt voll und breitspurig auf der Rrde,
uncl urkräftiger Rrdgerucb scbeint seine Werke
2U umweben.
Das ist eine in sieb und von anderen ab-
gescblossene Runst, die nicbts über sieb erkennt,
wie die Qrolsen der Renaissance, wie einen
Rembrandt, Dürer, Dolbein, Dionardo, Ostade
und die anderen lVlalerfürsten; dis sieb irn engen
Rreise bewegt, aber docb rnit ^eder einzigen
Oestalt aus der Qegenwart in das Rwige binein-
wäckst. Dauern, Lcbikker, Lacksenbäuser Oernüse-
gärtner Zumeist kornrnen auf seinen Dildern vor,
so wie sick diese in den kleinen Ltuben der
Lacksenbäuser ^pfelweinwirtscbaften xusammen-
knden, oder in den verräucberten niederen wimmern
der Dauernkneipen.
lVlitten irn Oetöse Rrankfurts Kat sick in der
Altstadt Lacbsenbausen ein Ltückcben Öber-
liekerung von vor dreibundert ^abren fortgeerbt,
und diese scblau - trotzig blickenden starken
lVlenscken rnit den verbrannten Qesicbtern und
braunen ^rrnen, die sick dort binter dein
Lcboppen Apfelwein von genau denselben Dingen
unterbaltsn, wie vor dreibundert ^sabren, dis rnit
derselben Rubrmannswürde erxäblen und xu-
bören und daxwiscben rnit scbneller Oewandtbeit
auf den Doden spucken — sie sind die Löbne
und Drenkelskinder der närnlicben lVlenscbenart,
die vor ^abrbunderten bier den gleicben Derufen
nacbging. ^n ibnen bog die kastende elek-
triscbe Rultur bis ^etxt nocb spurlos vorüber und
in der engen Drnrabrnung der Lacksenbäuser

Deckenwirtscbaften erlangen sie eine Dedeutung,
wie weiland Raiser lVlax in Dürers Ltube.
Ibren Rrnst und ibren Dumor bat Döble ins
lVlonurnentale gesteigert, wie seine Runst über-
kaupt den Lkarakter des lVlonumentalen trägt.
Dr ist ein Dildbauer in der lVlalerei und er bat
die unbsscbreiblicbe Wucbt als IVlaler, die wir
beute bei den Dildbauern, so weit wir blicken,
irn Deutscben Reicbe verrnissen.
Die Lkulptur bier in Rrankturt könnte eben-
sogut die Lkulptur ^eder anderen Ltadt des
Deutscben Reicbes sein. Dinienscböne rnonu-
rnentaler Dildwerke, sei es strenge oder anmutige
Lcböne, sie ist mit ibren allgemein gültigeren
Rrinxipien aucb allgemeiner und unabbängiger
vom Orte, wie die lVlalerei und ibre Leelen-
stimmung. Ond beim plastiscben Werke berubt
M so vieles auf dem musikaliscben Rlang der
Dinie. Die Rrankkurter Dildbauer Rowarxik,
Dausmann, Varnesi, die wir in Reproduktionen
einzelner ibrer Werke vorfübren, sind viele lVleilen
weit von anderwärts bierbergekommen. Das
bebarrlicbe, innige, graziöse und docb ernste
Lcbalfen Rowarxiks, die weicbe -arte Dmpbn-
dung Dausmanns und die stilistiscbe Ltrenge Var-
nesis, sie baben für Rrankiurt nicbts Örtlicbes —
und sie sollen es aucb nicbt. Wir kennen eben
nur einen Dildbauer, der mit unerbörter Rralt
das unvergänglicbste IVlonument beimiscber Runst
aus dem beimiscken Oestein bauen könnte, der
den stolzen unbesiegten lVlenscbentrotx, die un-
bändigste Energie der besten unserer iränkiscben
Rasse in den ewigen Ltein xusammendrängen
könnte — es ist der Rünstler, der ein Denkmal
Rarls des Qrofsen gsscbakfen bat, dem sick nicbt
leicbt ein anderes deutscbes Dildwerk an über-
menscblicber Rraft gegenüberstellen kann: Ls ist
Rritx Döble, und sein Rarl der Orofse ist ein —
Ölbild!* Rudolf Deter.
 
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