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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Schäfer, Wilhelm: Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie
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Neitzel, Otto: Musikalisches aus Monte Carlo
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0062
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warten wir eine Bühne, die uns nicht Papp-
deckelwälder vortäuschen will! Und was war?
Stimmungsklimbim in der Architektur, in den
Spielen und weiter bis zu der Selbstverspottung
im „Überdokument“.
Wer von den Künstlern nichts wollte, als
Gelegenheit für seine künstlerischen Launen und
Einfälle: dem hat sich in Darmstadt nichts ge-
ändert, solange ihn die Gnade seines fürstlichen

Mäcens umleuchtet; denn wozu sollte er Darm-
stadt brauchen! So wird Olbrich wohl noch
ein Weilchen bleiben. Peter Behrens aber,
der im eigenen Hause das Zeichen einer Kultur
geben wollte und so über sich hinauszeigen
konnte, er hat in Darmstadt nichts mehr zu
thun: es sei denn, dafs er es besser findet, ab-
seits ein Kulturprediger, als Baumeister auf einem
lebendigen Werkplatz zu sein. W. Schäfer.


E. Hünten
Studie.

Musikalisches aus Monte Carlo.

Die Überschrift entstammt nicht einer augen-
blicklichen Geistesabwesenheit Ihres musikali-
schen Chronisten über das Musikleben am Rhein,
obschon jeder, der das kleine und für viele so
verhängnisvolle Städtejuwel am Mittelländischen
Meer gesehen hat, zugeben wird, dafs dies
Juwel auch in seiner Rückerinnerung schon
einen solchen Lapsus entschuldigen könnte.
Aber am Rhein, gerade in derjenigen Zeit, in
welcher die Wogen der Freude die Menschen
umbrausen, sodafs sie zeitweilig ihren Kurs
verlieren, in der Karnevals- und Nachkarnevals-
zeit also, ist in musikalischer Beziehung desto
weniger „los“, und erst die stille Woche holt
die vorübergehende Musik-Ebbe in einem die
ganze musikalische Welt umschliefsenden mäch-
tigen Passionsakkorde nach. Wenn nun der
Chronist sich nicht gerade verpflichtet fühlt,
seine Leser über so viel schöne wohlgelungene
Ereignisse zweiten Grades auf dem Laufenden
zu halten, deren Abthuung doch mehr der Tages-
presse anheimzufallen hat, so käme er diesmal
mit leeren Händen, hätte ihn das Geschick nicht
neulich nach Monte Carlo verschlagen. Er sah
dort Dinge, die ein so allgemeines und ein so
besonderes Interesse beanspruchen dürfen, und
r/z

das publizistische Deutschland war dort so
spärlich vertreten — im Gegensatz zu dem
Roulette spielenden Deutschland — das in über-
wältigender Anzahl die Spieltische belagerte und
meist mit Mainwasser getauft (?) schien, sodafs
der Leser aus diesem kleinen Streifzug nach
Monte Carlo nicht beutelos hervorgehen wird.
Die Behörde von Monte Carlo scheint die
anfechtbare Art, Reichtümer zu häufen, durch
eine unanfechtbare Kunstpflege beschönigen zu
wollen. Ist schon in den Anlagen und Bauten
des Fürstentums das Beste gerade gut, das Grofs-
artigste gerade geschmackvoll genug, so ent-
wickelt Herr Günsburg, der Direktor des Theaters,
seit einigen Jahren einen rühmenswerten Ehrgeiz,
der kurzen Opernsaison durch ein ungewöhn-
liches Ereignis Reiz und Wert zu verleihen.
Eine solide Grundlage besitzt die Oper an dem
Orchester, das in bezug auf starke Besetzung
und auf Beschaffenheit der Einzelkräfte seines-
gleichen sucht, übrigens auch nahezu das ganze
Jahr bei einander bleibt, aufser im Sommer, wo
alle Flöten und Geigen schweigen. Herr Je hin
ist ein ruhiger und dabei feinfühliger Orchester-
leiter, der sein Publikum nicht allein auf dem
Konzertgebiet mit allen kennenswerten Neuheiten

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