Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Kamlah, Kurt: Der Dichter
DOI Artikel:
Bücher / Zu unsern Kunstbeilagen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der OLetiter.
Von Kurt Kumluk.
der Dichter keimkekrte,
war er wie trunken: er
Kutte ein Mägdlein irn
Bude beluusckt; die8inne
waren ihm fu8t vergangen,
als die jugend8cklunke
Oestalt ge8ckmeidig in
du8 klare 8ckmeickelnde
Wasser glitt nncl plät-
scherte, wie ein über-
mütigea klixlein irn Mon-
denlickt. I_lncl nnn wollte
er <Zas liebliche Breigni8
besinnen! Irn violett-
seiclenen 8cklufrock sals
er vor dem reickge-
schnitxten Lckreibtisch
nncl begann:
„Wie schneeiZweilser Murmor ans Larraras
Brücken" — „halt," 8Lgte er, „da8 ist ju Dn-
sinn! Weils? Weils ist der Murmor, die Kreide,
da8Bupier und rnein 1'aschentnch! ^.ber ihr un-
mutiger Säcken war dock nicht weils, wie eine
kalte Venus Ku1hpzrgo8 aus Oips! Das gekt nickt!"
Br sann uncl kaute beträchtliche Zeit an cler
weilsen Blügelfeder. Bnd clann schrieb er:
„Qleick Blfenbein rnattsckirnrnerte dein
Lusen" — „brn," brurnrnte er, „merkwürdig!
Das stimmt ju wieder nickt! Das Blfenbein ist
gelblickweils okne den xurten rosigen Hauck
ihres dultigen Halses!"
Und er dachte wiederum nach, es dauerte
last eine kalbe 8tunde, bis er schrieb:
„Rosenrot gleich letzten ^bendwölkcken —"
,,O, o, das geht ju auch nickt!" sagte der arme
Dichter, „dem Rosenrot fehlt wieder das Oelb
und Weils, das ist ja eine verllixte Oesckickte!"
Br streike den 8ck1alrockärmel aul und
betrachtete nachdenklich seine Klaut. Und er
sann und sann und blickte starr wie ein
Ompkaloskopist aul den violetten l'aillenknopl
seines Lcklalrocks. Dann schlug er plötxlick
mit der kraust aul den lisch, so dals sckwarxe
Derlen dem goldenen lintenlals entsprangen,
und riel:
„Diese harmlosen Idioten von Kollegen! Da
singen sie von sckneeweilsen Brüsten, elfen-
beinernen (Gliedern und rosigen Kläcken! Die
gunxe Bande lügt! Wahrheit will ick singen,
lautere Wahrheit!"
Idnd der gute Dichter sann und liels seinen
Biergrog kalt werden, klack einer Stunde und
eil Minuten schrieb er:
„Bleiscklarben schimmerte dein Kläcken —".
Bs wurde ein sehr schönes Oedickt, sieben
Verse! ^ber die tkörickte Welt lackte erheblich
über das „lleiscklarben" und den armen Dich-
ter. Da tkat er einen schweren Lckwur, fortan


badende Mägdlein nur xu belauschen, nie wieder
xu besingen. Und er tkat gut daran!
^a, da lackt jemand! ^.ber beschreibe mal
einer die Barbe eines badenden Mägdleins!

6ÖLBBB.
Ilnndert Meister der Osgsnwart in farbiger
Wiedergabe. vntsr diesem l'itsl beginnt im Verlag von
L. Besmann ein Werk xn ersobsinsn, das in cler Bs-
prodnbtionsart einen ansssrgewöbnlieken 8obritt bedeutet.
8Lmtliobs bnndert Blätter sind wie bei cisn „^.lten Meistern"
des selben Verlags Oreikarbendrnebs. tlnd was dort bei
manoben Blättern nock be2wsilslt wurde: ob cler moderns
vrsikarbsndruob wirbliok den Barbenwert eines Bilclss wisdsr-
gsben bönnts, clas stekt in clissern Werb naob cisn ans-
gegebsnen visisrnngsn nicbt msbr in Brags. Vas erste Ilskt
entbält 2. 8. einen vrsilarbsndrneb naeb einer 8bix?s von
veibl, lism gewissermassen nnr nocb ein bisseben Firnis
ieblt, nm ibn dem Original gleicb xn maeben. Man ist
versnobt, mit clsm Ringer über clas Blatt xn iüblsn, ob clas
wirbliob glattes Bapier nncl niobt bemalte vsinwand ist.
Vas eigentnmliobs 8pisl cler Bsdsxs, clas namentliob einem
pastös gemalten Ölbilcl )snsn nnnaobabmliobsn Bsix ver-
leibt, clis bestimmten Bänder cler einzelnen Binsslstriobe,
clis bostliobs Brisobe einer 8bixxs, clis clnreb beins malsrisobs
Xopis errsicbt werclen bann: clas alles gisbt ein Oruob mit
clrsi Blatten (gelb, rot nncl blan) verblükkend wisclsr.
8o werclen clisse „Hundert Meister cler Osgsnwart in
farbiger Wiedergabe" ein Osnbmal cler clentsobsn Bepro-
dubtionsbnnst am Anfang cles Zwanzigsten labrbunclsrts
werclen, nncl es passt ssbr gnt claxu, class sie xnglsiob eins
Öbersiebt über dis clentsebe Malerei im nsnnxsbntsn ^abr-
bnndsrt bieten. ^ns clieser ^bsiobt muss man es niobt
unwillig binnsbmen, class im ersten llskt Orntxnsr nncl
veibl friedlieb nebsnsinancler steben. llnnclsrt Meister
im boben 8inn wircl ein Band in einem ^abrbnndert niobt
wobt clarbisten bönnsn. Man muss cisn „Meister" sobon
nsbmsn als einen, cler sine bestimmte 8aobs rsobtsobakken
bann nncl darin obarabtsrisrisob ist. 8olobsr Meister gisbt
es natürlieb ebensogut bnndert, wie es ibrsr xwsibundsrt
geben bann, ^ber wenn wir einmal bnndert nebeneinander
ssben, wird wobl so xismliob jede 8pislart ibrsn Vertreter
babsn.
Dass dis einzelnen Ilekts )e funk von ibnen naob 8tädtsn
Zusammen darbieten, ist msbr interessant als riobtig. ^bsr


Bindsrbsttstslls (Bisksrnbolx, grün lasiert).
Bntwnrk: ^robitebt Misritx, Berlin,
visksrant: B. 8obild, Berlin.
Breis 28 M rb.

43
 
Annotationen