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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Trübner, Wilhelm: Begleitworte zu der Ausstellung Frankfurter Künstler 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0098

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knrt irn Satire 1854
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von W srken L rank-
knrtsr Künstler.

begleitworte ru der Nusstellung frankfurter Künstler 1902.

H-^achdem in einer Kunstausstellung Lob und lade! verteilt
I sind und die bnkäufe ihren bbschluss gefunden haben,
entsteht ruletzt immer die frage: was wird aus den
vielen unverkauften Silbern?
Mehr als um diese frage ru beantworten, weil wir uns
damit auf das Sebiet des wahrsagens begeben mühten, drängt
es uns, auf einen^mit diesem ^chlussresultat verbundenen Miss-
stand hinruweisen, der, wenn er einmal als solcher erkannt
worden ist, leicht in Wegfall kommen und dann in Zukunft
auch die unerfreuliche frage verschwinden könnte.
wenn nämlich die ausgestellten bilder nicht in grösserer
stnrahl in Privatbesitz übergehen, so ist der Verlust ebensosehr
auf 5eite des bilderkaufenden Publikums, wie auf 5eite der
Künstler, denn von jeher hat es sich gezeigt, dass gerade unter
den nichtverkauften bildern sich auch immer diejenigen befanden,
die später im Preise stiegen und sich sozusagen als reine
5pekulationsobjekte erwiesen haben, buch ist genügend be-
kannt, dass die mit 5achkenntnis rusammengestellten Kunst-
sammlungen in ihrem materiellen werte stetig wachsen, wie
man sich aus den verkaussresultaten berühmter 5ammlungen
unterrichten kann. Daraus folgt, dass die mit Verständnis für
Kunst geopferten 5ummen gar nicht als Ausgabe, sondern viel-
mehr als gute bnlage ru betrachten sind, sowohl vom Land-
punkt des Privatsammlers aus, als auch von dem der Behörden
und des Staates. Mit Kunstverständnis Kunstwerke ru sammeln,
ist auch absolut keine schwierige Aufgabe, da es immer, wie
auf jedem Sebiet, also auch auf diesem, eine grosse bnrahl
sachverständiger giebt, deren bat leicht einruholen ist. stber
nur in den seltensten fällen werden die fachleute gefragt und
es scheint eine vollkommene bbneigung ru herrschen, den
Künstlern einen massgebenden Einfluss auf die Entscheidungen
in bngelegenheiten der bildenden Kunst einruräumen. Lei den
fällen, bei denen es vorkommt, dass fachleute dreinreden

dürfen, pflegt man deren Meinungen, sobald diese mit den
Laienansichten nicht übereinstimmen, einfach keinen wert bei-
eulegen. Immer finden sich auch einreine geschäftsmässig ver-
anlagte Künstler, die, um sich die bufträge ru sichern, sich sofort
auch der stnsicht des Laien unterordnen. Diese fälle, bei denen
also ein Missbrauch mit der Kunstkennerschaft getrieben wird,
können aber kein strgument bilden, sich der fachbildung über-
haupt nicht ru bedienen, da man doch alle wichtigen stngelegen-
heiten auf anderen öebieten, mit Ausnahme von dem der
bildenden Kunst, streng fachmässig ru erledigen pflegt. Daraus
erklärt sich auch, warum in unserer Zeit die Entwickelung der
bildenden Kunst nur im langsamsten schritt vor sich geht. Die
schlechten Resultate der künstlerischen Entfaltung hofft man
jetzt auf pädagogischem Wege bei der Erziehung der fugend
beheben ru können; man wird aber damit nur erreichen, dass
die bnrahl der halb- und Dreioiertels-kunstkenner vermehrt
und die Bevormundung des Künstlers von Teste des Laien in
Zukunft noch viel gründlicher besorgt wird.
wenn nun bemerkt werden kann, dass doch nicht alle
Künstler beanspruchen dürfen, gleich hoch geschätzt ru werden,
so ist dies jedenfalls kein 6rund, anrunehmen, dass nicht alle
Künstler berechtigt seien, künstlerisch beschäftigt ru werden.
Denn wie in militärischen Dingen nicht jeder sogleich rum
Seneralissimus berufen sein kann, aber doch jeder berufen ist
an dem grossen Sanren mitruwirken, so ist es auch bei der
Kunst der fall, und jeder Künstler wird bei grossen Monumental-
aufgaben an der richtigen Ttelle verwendet und geleitet von
einem durchaus künstlerischen Oberhaupt, unbedingt der Kunst
und seinem Volke Ehre machen. Leider ist aber auf dem 6e-
biete der Monumentalkunst auch der Übelstand ru beklagen,
dass Maler und bildhauer entweder gar nicht oder nur im
nebensächlichen Dienst rur Verwendung gelangen, selbst bei
den nur improvisierten künstlerischen Veranstaltungen wird von

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