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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 2
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Frey-Moock, Adolf: Aus A. Böcklins Urteilen
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Schäfer, Wilhelm: Bucheinbände
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0117

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aller, die sicb irgend um Lunst kümmern, dass
er nämlicb die künstlerischen 'Lugenden cler
Lroduktion seines lVlitlebenden in einer gewissen
Leproduktion grosser Vorbilder suctite. Das bleue
an Löcklin befremdete ibn, es war ibm mebr
Mekler als Vorzug. Löcklin aber wollte den
grossen Vorgängern nicbt äknlicb sein. Lurck-
bardt batte damals die Qrösse der Löcklinscken
Legabung nicbt erkannt, 2U einer Teit, wo sie
scbon einer ganzen Leibe von Künstlern und
Laien ausgegangen war, soweit die späte Lnt-
wicklung des Meisters dies gestattete.
blicbts ist ausscblussreicker, als dass Lurck-
bardt, nacb Lcbicks Lericbt, des Qlaubens lebte,
,,es gebräcbe Löcklin irnrner an Ideen". Irn
Qrunde liess er ibn nnr als Landscbaffer gelten.
Lübrte er seine Tubörer ins IVlnsenin, so wies
er wobt aus einzelne Lcbönbeiten der ,,^agd der
Diana" bin. Die Ligurenbilder besckwieg er.
Später ging er bei solcben Anlässen wortlos an
den Werken seines ebernaligen freundes vor-
über. ^.lte Erinnerungen rnocbten dein tein-
sübligen Manne ^edes Wort sckmer^licb rnacben.
Line Orsacke, warurn er Löcklin nie völlig
begriff, rnag darin liegen, dass er eigentlicb eber
eine rornaniscke blatur war. Lutber 2. 8. war
ibrn uns^mpatkiscb, und Licbelieu stand ibrn
weit über Lismarck. Ls kann auck sein, dass
er sicb in das scbönsarbige Wesen der Löcklin-
scben Lunst nickt sand.
Ls ist glaublicb, was er^äblt wird, dass Löck-
lin rnebr als das Orteil das persönlicbe Lenebmen
Lurckkardts in der Lreskerffrage vergrämte. Lr
batte das entsckiedene und wobl in erster Linie
entscbeidende Lürwort des Lreundes erwartet
und erlebte statt dessen die laue, Zaudernde Hal-
tung des Lunstrickters. Lurckbardt bezauberte
durcb seinen eminenten Qeist, aber niemals riss
sein persönlicbes Wesen bin. Ibm keklte die
Wärme, und unversebens entscblüpffe er, wenn
einer die Lreundesband 2U lassen gedacbte. Lein
durcbdringender, unabbängiger Qeist trotzte inner-
licb dem Zeitgeist und der öffentlicken Meinung.
Allein es lag in ibm etwas von der unmänn-
licken Lebutsamkeit des Lrasmus von Lotter-
dam, was ibm mit dem Urteil über Lebende
aus den Markt rm treten verbot. Ls bebütete ibn
vor Streit, aber es binderte ibn aucb an warmer
Larteinabme. Lr, der über unendlicb Vieles ties,
ursprüngbck und geistvoll ?u reden wusste, er
bat über Löcklin niemals einen Vortrag gebalten
und anscbeinend niemals eine Teile über ibn
veröffentlicbt.

block etwas anderes Kiels ibn vorsicbtig geben.
Lr traute nur dem Lob und dem Lukm, den die
^abrbunderte erbärtet batten, ^ls ibm jemand
Qotffried Lellers Qrösse pries, da erwiderte er:
,,Icb babe scbon so mancben blamen verblassen
seben." Hier macbte sicb eben die elegiscb-
misstrauiscbe Stimmung des Lunstgelekrten gel-
tend, der unge^äblte Lücke geworfen bat aus die
von den Lackgenossen in den geräumigen Sammel-
kästen aukgespielsten und etikettierten Lpbeme-
riden der Skulptur und Malerei.
blackdem die Lunstwissenscbaff, nicbt ?um
wenigsten durcb Lurckkardts Verdienste, ein so
stolzes Leick geworden ist, dass keiner mebr,
der nicbt Qeist besitzt, einen ibrer Lbrenstüble
erkält, möcbten ibre jünger dock etwa eingedenk
sein, dass das armseligste ^ckerknecbtlein unter
den Rezensenten Zuweilen einem Lünstler den
grösseren Dienst erweist durcb irgend ein warmes
Teitungswort, als der Lunstsorscker und Lunst-
kistoriker, der über den 'Loten ein scbönes Luck
scbreibt.
Löcklin war der letzte, der seinen Lreunden
Lesprecbungen oder öffentlicbes Lob ^ugemutet
kätte, und sicberlicb bat er Lurckbardt gegen-
über keine ^.usnakme geknackt. Allein die Hal-
tung in der Lreskenangelegenbeit vergass er ibm
niemals, und da, wie er wenigstens glaubte und
bebauptete, Lurckbardt aucb gegen den Ankauf
von „Magdalenens 'Lrauer" gestimmt batte, so
entstand in seiner Seele der Wabn: „Lurckbardt
ist meinem Auskommen in Lasel am meisten
im Wege gewesen und bat mir das Leben in
der Vaterstadt unmöglicb gemacbt." Das ent-
spracb sicberlicb der Wirklicbkeit nicbt. ^.ber
die rastlose Lbantasie täuscbte es ibm vor,
welcbe die Umrisse unangenebmer Lrlebnisse
und lVlenscben 2U verscbieben, 2U verzerren, 2U
vervielsältigen und mit immer grelleren Larben
2U bemalen pbegte, so dass sicb der Qroll
mit den ^abren eber verstärkte, als milderte,
^ls ein gemeinsamer Lreund, vorsicbtig aus-
bolend, um eine Versöknung berumredete, da
scbnitt ibm Löcklin das Wort ab: „Last du
etwa einen Auftrag? Dann kör nur auf! Ls
nüt^t nicbts!"
Indessen besckränkte er sicb auf den einen
Vorwurf, dass ibn Lurckbardt am Lestwur^eln
in der Heimat gebindert babe. Man körte sonst
aus seinen spärlicben Worten die ^.cbtung und
vielleicbt sogar etwas wie den blacbball ver-
gangener Lreundscbakt.

Lnetieinbäncle.

^ucb bei den Lucbeinbänden ist eine Hebung
des allgemeinen Qescbmacks gewiss erst dann
2u erwarten, wenn die grossen Lucbbindereien
ebenso von ibren abgegrasten Mustern wie

von den missverstandenen Lcblinggewäcksen
loskommen. Die gelegentlicbe Arbeit des
Lünstlers kann kier nur Anregung sein. 80
sind ^unäcbst aucb die abgebildeten vier Lin-

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