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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Weihnachtsgeschenke
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0168

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ersetzen so xiemlick das, was sonst an Ibsen-
Litteratur in Oeutscbland berausgekommen ist.
80 ist diese Ausgabe gewissermafsen der Dank
des deutscben Volkes an den nordiscken 8tammes-
gsnossen, an dessen Lebenswerk unsere ganxe
junge Oeneration grofs geworden ist und dessen
Wirkung sie gewiss ebenso lebendig füblt, wie
xu Ooetbes weiten den des 8kakespeare: ein
Weiknscli ^^esckenk, das fast ein Olücksfall ist.
Oabinter treten die übrigen Oesamt-^usgaben
Zurück. Oie des Ldgar ^.llan Loe von und
Hedda lVloeller-Lruck (bei 0. Lruns in lVlinden)
besorgt, trägt trotx ikrer xum Leil verblüffenden
Öbersetxungskunst in ibrer Learbeitung etwas
von dern unsteten Qeist des Arolsen unglück-
licben Oicbters in sieb. Was bis jetxt vorliegt,
scbliefst sieb nicbt so als Oesamtwerk wie die
Ibsen-Ausgabe, ist rnekr xufällig, als rnit der
ledernen Oründlickkeit besorgt, die bei solcben
Dingen docb nun einrnal nötig ist. ^.ber wie
gesagt: eine ungewöbnlicbe Öbersetxungskunst:
und darurn sei aucb kier daran erinnert.
* *
Ond nun ein Zweiter Olücksfall: Meuter ist
billig geworden, unser Lritx Meuter, der trotx
aller Oeklamationskünste der ^unkermann und
Oenossen irnrner nocb einer der lebendigsten ist
und aucb wobl bleiben wird. Zwar gebt die
8cbutxfrist erst im ^abre 1904 xu Lnde, aber
der Verlag — nickt obne gescbältlicbe Klugbeit
— benutzt die Lrist, urn aucb nocb den Oewinnst
der billigen Ausgabe einxusammeln. ^.ber das
darf uns, die so oft bei ibrern Lritx Meuter
lackten oder weinten, gleicbgültig sein. Wir
können ibn nun in ackt ganx anspreckend
gebundenen Leinenbänden für 12 lVlk. auf den
Weiknacbtstiscb legen, und wein inackten wir
keine Freude daniit? Zwar kennen wir genau
die Orenxen dieses in der preufsiscben Testung
verunglückten Studenten, ^.ber so kritiscb wir
denken rnöckten rnit unserm klugen Verstand:
die Oestalt seines Onkel Lräsig bringen wir nicbt
rnekr aus unserer Vorstellung keraus. Dieser
drollige aber kandfeste Klugscbnacker, dieser
Kerl rnit den bockigen Lerxen unter der stets
bereiten 8warte, dieses lVluster eines Onkels und
Kleinbürgermenscben. Oie dreifsigjäbrige 8cbutx-
xeit ist — wie oft wurde das gesagt — xugleicb
eine Lrüfxeit. Wer sie überstekt und nocb
lebendig ist, bleibt eine lVlacbt in seinern Volk.
Lritx Meuter ist keine Lartei-IVlackt irn modernen
Qefeckt, aber eine Lerxens-lVlacbt irn Hause und
eine unwidersteblicbe. Limmt rnan die Lande
xur Land und blättert darüber binweg: von den
Läuscken und Limels über die Lranxosen-,
Lestungs- und Strorntid weg, Leise nacb Lelligen,
Lein Lüsung und Lanne blute bis xu den
Lriefen: da webt einen ein Lauck von Erinne-
rungen an, den rnan niemals missen möcbte,
der aufs innigste xu den Wundern der fugend
gekört und durcbbält im Leben.

Von den Klassikern Kat Wieland so etwas
wie eine Leitung erlabren. Wilkelm Lölscbe
bat in einer Ausgabe bei lVlax Lesse, Leipxig,
aus seinen Werken das dürr gewordene Onter-
kolx ausgebrocben und xu den Lülsen des immer-
grünen 8tammes eine Werk- und Lebensbescbrei-
bung niedergelegt, die ganx köstlick anmutet
nacb dem, was man sonst in Klassiker-Ausgaben
gewobnt ist. 80 sorglick ausgewäblt und von
so friscbem Wort eines jungen begleitet, ver-
mag der alte Wieland nocb rüstig auf unsern
modernen 8trafsen xu wandeln.
Oa Weibnacbten die Zeit der Klassiker ist,
mögen kier ein paar Worte über die Ausgaben
von lVlax Lesse, Leipxig, steben, die xunäcbst
billig sein sollen und es aucb sind, sodann aber
aucb, was Lerstellung des unverkürzten Ortextes,
8orgfalt der ^uswakl und Kritiscbe Lintükrung
anbetriift, den grofsen Ausgaben nickts nacb-
steken. Lebmen wir vor allen die Ooetbe-
^.usgabe in 44 Länden. Oie Linleitung von
Ludwig Oeiger füllt den ersten Land. 8ie
giebt das Wesentlicbe in einer Kürxe, die nur
der vollkommenen Kenntnis möglicb ist und
überall den besonnenen Ooetkeforscber xeigt.
Oer letxte Land entbält ein Legister, durcb das
die bandlicbe Ausgabe als Landexemplar xu
allen möglicken 8tudienxwecken braucbbarer
wird als jede andere. Zudem sie selbst den
„Idrfaust" und mancbes andere entbält, was in
den trüberen Ausgaben nocb feklt.
Lin besonderes Verdienst bat der selbe Verlag
mit der durcb Lduard Oriesebacb besorgten
Qesamtausgabe von L. 1'. Loffmanns sämtlicben
Werken erworben, die als die erste vollständige
Ausgabe endlicb einem Oicbter gereckt wurde,
der nacb rascker Lopularität dem deutscken
Volk ein lVlensckenalter lang fast verscbollen
war und nun in unseren jüngeren romantiscben
Köpfen eigentümlick xu leben beginnt.
^.ucb die Kl eistausgabe ist sebr gut, wie
ick gerade beim Lesen der neuen Kleist-Liograpbie
von Lranx 8ervaes (Verlag von L. 8eemann,
Leipzig) nacbxuprüfen die Oelegenbeit batte.
Latürbcb entbält sie nickt die von Lrofessor
Wolf in Kiel fälscblicb entdeckten „Jugend-
Lustspiele", sonst aber alles von Leinricb von
Kleist gescbrieben und gedruckt bislang gefundene,
aucb die kleinen 8acben aus der letzten sckmäb-
licken Lerbner Zeit. (Diese Ausgabe möge die
Lreise der anderen andeuten: 8ie kostet in
Leinenband 1,75 IVlk., in Lalbfranxband 2,50 lVlk.,
in einer sogenannten Luxusausgabe 3,50 lVlk.
Oie Ausgabe in Lalbfranx ist am gescbmack-
vollsten und jeder Lücberei würdig.)
^ls Linxelausgaben besitzen wir xur Zeit wobl
nickts 8cböneres als die kleinen in rotes, weicbes
Leder gebundenen sogenannten Lantkeon-^us-
gaben des Verlags 8. Liscber, Lerlin, in dem xu
Weibnacbten drei neue Ländcben ersckienen
sind (das Ländcben 2 lVlk.): Licbendorkfs Oe-

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