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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Croissant (Leserbrief): Rheinbrücken, [3]
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Schäfer, Wilhelm: Das Eigenkleid der Frau: Vortrag der Frau Muthesius in der Handelskammer in Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0262

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werden in jener Oegend sebr teuer, da bei den
eigentümlicben Lodenverbältnissen scbon die
Kundamentierungsarbeiten grossen Aufwand ver-
ursacben, ferner die Wasser rascb an die Ober-
lläcbe treten, also dis Klufsbette plötxbcb sebr
grosse Wasserrnassen obne Störungen rascb
weiter kübren müssen; d. b. es werden bobe
und weite Logenfübrungen für Drücken not-
wendig. —
Dadurcb, dafs 8ie die Kunst, die in unserer
beutigen Industrie steckt — und es steckt viel
rnebr darin, ais sicb bis jetxt die normalen
Kunstseelen träumen lassen — bervorbolen und
in den „Kbeinlanden" nacb und nacb klar legen
wollen, erwerben 8ie sicb ein grosses Verdienst
um die Kunst und die Künstler, weniger möckte
ick sagen um die Industrie selbst, denn diese

gebt ibre, von Qesetxen, Proportionen und
Kb^tbmen gewiesenen Wege, unbekümmert um
den Degrib Kunst, und scbakft und sucbt der
blatur immer näber xu kommen und wird dabei
Kunst. In einer 2eit, wo man die Ingenieure
xu Wissenscbaftlern, xu Doktoren macbt, und
die tecbniscben Locbscbulen in den doktrinären
Kormelkram der Universitäten kleidet, ist Iknen
der in der Draxis siebende Ingenieur dock dankbar,
wenn er ricktig taxiert und an den ricbtigen
Dlatx gestellt wird, denn Wissenscbaftler ist er
nur aus 2wang, und Doktor nur aus Verlegenbeit,
so bat er seinen Dlatx näckst dem sckakkenden
Künstler, und dakin klärend xu wirken werden
Ibre Destrebungen beitragen.
Ibr Lroissant.

Vas LiAeiilLleLcl der k'ran.
Vortrag der Krau lVlutkesius in der Handelskammer xu Krefeld.

Der ganxe Vortrag lag eigentlicb scbon im
l'itel Digenkleid: Die Krau soll sicb nickt von
ibrer 8cbneiderin anxieben lassen, sondern selbst
sucben nacb ibrem eigenen Kleid, das ibrem
inneren Wesen nickt nur eine scböne Hülle,
sondern aucb ein deutlicber Ausdruck sei. ^.ber
es war dock ein Vergnügen, der Krau lVlutkesius
xuxukören, die mit wokllauter 8timme sorgfältig
abgewogene, mancbmal lustige Anleitungen und
Kritiken gab: wie eine dicke Krau ibre Kundung
absanften und eine dünne sicb in den Kleidern
bläken könne, wie ein Oesicbt durcb Haar, Hut,
^Vrmel u. s. w. xu einer wobltbätigen Klecken-
wirkung gelangen könne, wenn eine kluge Land
es gescbmackvoll umgebe und so fort. Oder
eigentlicb und so vordem; denn den ersten l'eil
des Vortrags versäumte ick leider. I'rotxdem
ist mir die Dauptsacbe nickt entgangen: das
Digenkleid der Kednerin, dessen Violett xu der
grünen 8tirnkette im scbwarxen Laar allerdings
sebr scbön war.
8cb1iefs1icb sollte der Vortrag ja aucb nur
— Verxeibung! ein blacbtwäcbterruf sein:
tlört ikr k'rausn, lasst sncti sa^sn,
Ois Qlock Kat eben ärsi AsscklaAsn.
Denn eins: war die Ausstellung künstleriscber
Krauenkleider, mit der das Krefelder IVluseum
vor 2^/2 ^akren den ersten Bristols xu dieser
Bewegung gab, die dann wie so manckes andere
durcb den Kunstwärter 8cku1txe-blaumburg in
die xweite Tagesstunde gesckoben wurde.
Der Krefelder Ausstellung vor 2^/2 ^abren
wird keiner die lebkakte Anerkennung versagen,
trotxdem sie die 8acbe xunäckst am falscben
Dnde anpackte, nämlicb am künstleriscben. Durcb
Kunst nämlicb ist die Welt nickt xu Kurieren, am
wenigsten eine Krau. Darum sckien das blacbt-

wäcbterkorn für die 8cbläfer xu früb geblasen
xu baben, bis 8cbultxe-blaumburg mit seinem
Instinkt für das Died, das demnäcbst verlangt
wird, sein vorxüglickes Duck von der „Kultur
des weiblicben Körpers" sckrieb. ^a, es war ein
vorxüglickes Luck xur reckten ^eit und in der
reckten Weise, ein Duck, das Hand und Kufs
— und Drfolg batte, den es nocb bundertiacb
mebr verdient bätte; denn eine eindringlickere,
überxeugendere Kredigt ist den Krauen selbst
von 8anta Llara nickt gebalten worden, blickt
nur scbön oder bäfsbcb, sondern vernünftig oder
unvernünftig, gesund oder krank, friscb oder
welk, natürlick oder künstlicb: so war bier die
Krage, die so dick wie ein Wagnerscbes Deit-
motiv in die etwas unwillig aufborckenden
Krauenobren geblasen wurde, dafs endlick dock
nickt blofs die Künstlerirauen xukörten.
blun aber, wo scbon allerorts die 8cbönbeiten
doktrinierten: ja, was gebt uns Krauen die Ver-
nünftigkeit an? 8cbön wollen uns die lVlänner!
Da kommt xur dritten 8tunde das Digenkleid
der Drau lVlutkesius. Dnd nun wird es bald
'Dag werden und ick seke scbon in seinem
lVlorgenlicbt Krauen auf der Drüblingswiese, die
sicb bücken, lausen und springen können, Krauen,
die nickt wie geputxte Dapageien scbwerfällig
auf ikren 8tangen sitxen, Krauen, die in Oe-
wändern scbreiten und tanxen, Krauen, die in
ibrer eigenen gesunden Laut stecken und IVlenscben
mit einem wirklicben Derxen und wirklicben
Lacken sind.
^a, warum soll ick nickt sagen, was Drau
lVlutkesius nickt sagen konnte: Wir, wir lVlänner,
wir möckten euck so; denn auf uns, auf gar
niemand anders kommt's in dieser Krage an;
wenn wir selbst, nickt die woblgestriegelten

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