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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 6
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Burckhardt, Jacob: Italienische Kostümfeste der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0309

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ItLlieriiselie Lostümtsste äer R.6li3.i88^riLe?
(^U8 ^acob Burckhardts „Kultur der Renaissance", Verlag L. 8eemann, Deipzig.)

Das italienische Bestwesen in seiner Hökern
Borm ist ein wahrer Übergang aus dem Deben
in die Kunst.
^us der Brozession entwickelt sich in den
eben gelegenen italienischen Städten mit ihren
breiten, wohlgepflasterten Strassen der l'rionso,
d. h. der Tug von Kostümierten zu Wagen
und zu Buss, erst von überwiegend geist-
licher, dann rnekr und mehr von weltlicher
Bedeutung. Kronleichnamsprozession und Karne-
valszug berühren sich hier in einern gemein-
samen?rachtstil, welchem sich dann auch fürst-
liche Dinzüge anschliessen, -^uch die übrigen
Völker verlangten bei solchen Belegenheiten
bisweilen den grössten Aufwand, in Italien allein
aber bildete sich eine kunstgerechte Behand-
lungsweise, die den Tug als sinnvolles Oanzes
komponierte und ausstattete.
Der entscheidende Vorteil lag darin, dass
man hier äusser den l?ersoni6kationen des ^11-

* ^.uck äciri Kennsr lies ^Vcricss wirci ss visiieickt
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beriikrnten 8ckilcisrun§sn 2n kncien. O. R^sci.

gemeinen auch historische Repräsentanten des-
selben Allgemeinen in IVlenge kannte, dass man
an die dichterische Auszählung wie an die
künstlerische Darstellung zahlreicher berühmter
Individuen gewöhnt war. Die göttliche Komödie,
die l'rionü des Petrarca, die ^morosa Visione
des Boccaccio — lauter Werke, welche hieraus
gegründet sind — ausserdem dis ganze grosse
Ausweitung der Bildung durch das Altertum
hatten die Nation mit diesem historischen
Blement vertraut gemacht, bind nun erschienen
diese Oestalten auch bei Kestzügen entweder
völlig individualisiert, als bestimmte lVlasken,
oder wenigstens als (Gruppen, als charakteristisches
Oeleite einer allegorischen Bauptügur oder Haupt-
sache. lVlan lernte dabei überhaupt gruppen-
weise komponieren, zu einer Teit, da die pracht-
vollsten Ausführungen im I^orden zwischen un-
ergründliche 8^mbolik und buntes sinnloses 8piel
geteilt waren.
Vergegenwärtigt man sich das sceniscbe
l'alent und die reichen 'Krackten der 8ckau-
spieler, die Darstellung der Örtlichkeiten durch
ideale Dekorationen des damaligen Baustils, durch

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