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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 11
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Schäfer, Wilhelm: Schaumünzen und Plaketten auf der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0230

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Rudolf Bosselt: Hamburgischer Verein Seefahrt.

CHAUMÜNZEN UND PLA-
KETTEN AUF DER KÖLNER
AUSSTELLUNG. von w. scHÄFER.
Der grundsätzlichen Abwendung von allem,
was ais „Schlager" nur der Schaulust dient,
und der Absicht ernsthafter Anregung in der
Aussteliung des Verbandes der Kunstfreunde
zu Köin entsprach der Medaiilenraum vielieicht
am reinsten. Dieser Nebenzweig der deutschen
Bildhauerei hat bislang so spärliches Interesse
gefunden, daß von vornherein nur wenige Be-
sucher ais Liebhaber zu rechnen waren; und
um sich seiber neue zu werben, dazu sind
diese Metallpiättchen zu unauffäilig: feinste
Form ist bei ihnen alles; Motiv, Stimmung
und was bei einem Bild oder auch bei einer
Plastik den Laien ohne eigentliches Kunstgefühl
anzieht, treten zurück.
Dreierlei bewog die Leitung, trotz dem be-
schränkten Platz den Medaillen und Plaketten
einen Raum zu widmen. Einmal die Erwägung,
daß zu den Zeiten Dürers die Schaumünze
auch in Deutschland eine PHege erfuhr, die den
andern Künsten zum mindesten entspricht, daß
diese verschollene Kunstübung, obwohl sie im
19. Jahrhundert bis auf die blecherne oder
zinnerne Denkmünze herunterkam, ehemals
auch bei uns Deutschen hochgeachtet und trotz
der italienischen Anregung in der Technik
eigentümlich entwickelt war. Zum andern aber
die Erfahrung, daß die Händler mit französi-
schen Medaillen in Deutschland ein merkwürdig
gutes Geschäft machten, so daß sie dazu über-
gehen konnten, unsere nationalen Größen
(Goethe, Schiller, Wagner) für den deutschen
Markt in Massen als Medaillen zu fabrizieren.
Und zum dritten das heiße Bemühen der deut-

schen Bildhauer, abseits von aller Nachfrage
dieser Kunst wieder zu eigenen Ausdrucks-
mitteln zu verhelfen.
So stand es einem Verband von Kunst-
freunden, der starken Talenten gegen den Tages-
geschmack helfen will, wohl an, auch einmal
für eine Kunstübung einzutreten, die bei uns
nicht nach Gebühr geschätzt, vielmehr kaum
beachtet wird. Es wäre in diesem Fall kleinlich
gewesen, nur die Bildhauer im Verbandsgebiet
aufzufordern; indem der Ruf an alle deutschen
Bildhauer ging, die sich ernsthaft mit der Me-
daillen- und Plakettenkunst beschäftigt haben,
konnte man über die gegenwärtige Ausdehnung
wie über den Charakter dieser Kunstübung eine
Anschauung gewinnen, und vor allem ein Urteil,
ob wirklich der gerühmten Überlegenheit der
französischen Medaillenkunst nichts Eigenes
entgegenzusetzen wäre. Und ob zum mindesten
das, was bei uns ehrliche Künstler machten,
nicht jedenfalls beachtenswerter sei, als die
französische Massenware, obwohl die „Wieder-
erweckung der Medaille" bei uns tatsächlich
zunächst ein Ableger der französischen Me-
daille war.
„Es ist nicht zu leugnen, daß das Vorbild
der französischen MedaiHe an der deutschen
Medaillistik inzwischen mehr verdorben als ge-
bessert hat. — Aber nicht genug damit: auch
das Publikum hat sich an den französischen
Produkten übel versehen. Denn eine weitere
Folge jener .Wiederentdeckung' war ein starker
Import von französischer Ware. Und wie immer
bei Pariser Import mußte sich das liebe deutsche
Publikum mit dem Abhub begnügen. Nicht
die bedeutenden Arbeiten, die ein Chapu,
Roty und Chaplain in den achtziger Jahren
schufen und die heute schon schwer zu haben
sind, fanden Eingang — sie wären wohl auch


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