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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0139

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Monatliche

des Verbandes der Kunstfreundc

Mitteilungen

in den Ländern am Rhein.

April 1907.

Ein Frühlingsfest in (vchwetzingen.

Allen, die noch eine fröhliche Erinnernng an nnscre
Rhcinfahrt vor zwei Jahren haben, nnd auch denen, dic
sie ungcrn versäumten: wird diese Ankündigung — so
boffen wir — einc gern begrüßte sein. Am 25. und 26.
Mai nämlich sollen in Mannheim unsere Frühjahrs-
Verhandlungen stattfinden, gelegentlich der großen Iubi-
läums-Auöstellung, die dort am I. Mai eröffnet wird.
Auch diesmal wollen wir das Wiedersehen auö Nord
und Süd sestlich begehen und in sroher Geselligkeit den
Künstlern und Kunstsreunden, Dichtern und Musikern
der Länder am Rhein Gelegenheit geben, sich kennen zu
lernen und auSzusprechen.

Ani Samstag, den 25. Mai, werden nachmittags
die Vorstände und Kommissionen mannigsache Arbeit
haben; abendö aber sollen sie sich mit den Mannheimer
Freunden und den schon eingetroffenen Mitgliedern zu
einem sröhlichen Bankett in der Ausstellung zusammen-
finden. Am 26. Mai um ITft Ubr wird dann im
Rosengarten (der Mannheimer Festhalle, erbaut von
Bruno Schmitz) die Generalversammlung unsere Mit-
glieder zu kurzer Arbeit vereinigen, vormittagö ist die
beste Zeit zum Besuch der Kunstausstellung, und nach-
mittags solt unser Fest beginnen:

Gleich nach der Mitglieder-Versammlung Absahrt
nach Schwetzingen, daö nicht nur seinen vielgerühmten
und weniger gekannten wundervollen Schloßpark, sondern
auch als Mittelpunkt der oberrheinischen Spargelzucht
seincn Markt und große Geltung hat. Ein Spargel-
effen ist also — gerade in der besten Zeit — nicht zu
umgehen. Wenn aus so edle Art die Leiber gestärkt
sind, wenn auch die Geister durch Psälzer Wein zum
Schweisen angeregt vom Tisch aufstehn: wird ihnen im
Park Goethe anmutig zu begegnen wissen: Eö ist ein
Park voll Launen, einer Stimmung, die wir auö seinem
Schäserspiel der „Laune des Verliebten" so artig kennen.
Und weil mitten im Freien, lauschig verborgen unter
hohen Bäumen, noch ein Naturtheater ist aus Goethes

Aeit, so wird geplant, die schelmisch sreie Handlung
dieseö SchäserspielS da „in Versen und einem Akt" zu
spielen. Und zwar sehr sein und künstlerisch zu spielen
durcb daS Ensemble vom Düffeldorfer Schauspielbaus,
daS durch eine meisterhaste Darstellung neulich dieseö
Scherzspiel ungeabnt lebendig machte. Wir hoffen, die
Wirkung wird in Blumen unter hohen Bäumen in einem
späten FrühlingStag sich noch erböhen, so daß dies Schäscr-
spiel allen alö ein eigeneS Feft in sröblichster Erinnerung
bleibt. Der Ort ist ganz ersüllt mit seiner Zeit: auS
Grotten und Steinen hinter grünem Rasen wachsend
umschatten bobe Bäume einen Tempcl deö Apoll, davor
Najaden auö einer Urne Wasser über glatte Treppen
gießen: ein Bild, ganz sremd sür unö nnd doch noch so
lebendig in seincm Geist, daß wir erstaunt und tief berührt
vor seinem Zauber stehn. Hier wird daS Schelmenspiel
des großen Dichterö, der die Feste liebte wie nur einen
Ernst, unS eigen und natürlich begegnen müssen.

Wenns nur nicht regnet. Wohl hat der tapsere
Bürgermeister von Schwetzingen dies garantiert; doch
besser ifts vorher zu sorgen: Daö bat denn auch Pigage,
Erbauer dieseS Gartens sür Karl Theodor, kunstvoll
getan, indem er an das Schloß ein artiges Theaterchen
baute, ein launig prickelndes Ding von Bauwerk, darin
seit Ansang vorigen Jahrhunderts nicht mehr gespielt
wurde, daS aber wartend auf seine Auserstehung in
guter Ordnung blieb. Vielleicht, daß hier durch huld-
volleö Gewähren großherzoglicher Jntendanz nur für ein
Stündchen Goethe weilen dars.

Im Notsall nur; denn diese „Laune des Verliebten"
wird sich unter Bäumen aus blumigem Gras viel zärt-
licher auslösen; und weil es sich so wundervoll im
Frühling geht und weil man nach so schönem Spiel
nicht gleich in Ernst verfallen kann, auch weil es Sonn-
tag ist und weil im alten Park die Nixen und Faune
so scherzhaft lauschen: wird eine Bowle und ein Tanz
den Bienenkorb darstellen, darauö die Fröhlichkeit nach
allen Seiten in zirkelhasten Gängen maßvoll gcbunden
doch srei im weiten Blick ausschweifen kann.
 
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