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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 5
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Beringer, Joseph August: Gabriel von Grupello am Oberrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0187

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abriel von Grupello am Oberrhein.

Die Düsseldorfer sind auf die schöne Reiter-
statne ihres „Ian Willem" — Kurfürst Jobann
Wilbeün 1690 bis 1716 — nicht wenig stolz. Mit allem
Recbt; denn außer dem Schlüterschen Reiterstandbild
dcs Großen Kursürsten aus der Langen Brücke ;u Berlin
eristiert in Deurschland kein Barockdenkmal von so ein-
sacher, würdiger Scbönheit und edler Größe, wie der
Grupellosche Jobann Wilbelm. Vielleicht bat Düstel-
dorf künstlerisch noch wertvollere Werke aus des
Meisters Hand. Vielleicht würde die von lokal-
patriotischer Begeisterung getragene Wertscbätzung des
Rcirerstandbildes einen beträchtlichen Zuwacbs an
ästhetischer Bewertung erfahren, wenn einmal eine
vollständige blbersicht über die erbaltenen Werke
Grupellos zustande käme. Vielleicht würde eine sach-
kundigc Hand zeigcn können, was sür ein ernsthaster
Künstler dieser Barockmeister war, der mit derselben
Sicberbeit in Marmor arbeitete, wie er in Bronze goß;
dcr mir cbenso kundiger Hand in Holz wie in Elsen-
bein schnitzte, der im allgemeinen cine tccbnische Bildung
bcsaß, mit der wenige Plastiker unserer Zeit in die
Schranken treten könncn.

Gerade Düsscldorst das Dauptwerke aus des
Meistcrs bester Schaffenszeit bebcrbergst müßte es sich
ebrenhalber angelegen sein lasteip dem großen Künstler
und Adoptivsobn das
literarische Denkmal
zu crrichten.

Bei den nahen
staatlicben Bezie-
bungen, die das
bergische Land cinst
mir Kurpsalz gebabt
bat, und bci der auto-
kratischen Selbstberr-
licbkeit des 18. Iabr-
hunderts, als es den
Fürsten ein Pläsier
war, mächtige Kunst-
werke wie Schacb-
figuren zu versetzen,
kame auch Kurpsalz
und Bayern in Be-
trachst wenn es sicb
um cinc Darstcllung
des künstlerischen
Lebenswerkes Gru-
pellos bandelt. Sind
die Düsscldorser auf
ibren Jan Willem
stolz, so sind es die
Mannbeimer aus ibre
„Statua" und die
Schwetzinger auf ibre
„Galatea", dic
beide aus der Künst-
lerband Grupellos
bervorgingen undvon
dem ehemaligen künst-

lerischen und kulturellen Zusammenbang von Ländcrn
und Orten reden, obgleicb die Erinnerung an die Zu-
sammengehörigkeit aus dem allgcmeinen Bewußtsein
nabezu getilgt ist.

Wenn auch nicht an künstlerischcr Einbeitlichkcit, so
stebt dic „Statua auf dem Paradeplatz" zu Mannbeim
doch an künstlerischem Wert und an tecbniscber Voll-
cndung dem „Ian Willem" zu Düsseldorf mindestens
gleicbwertig zur Seite. Nur die allzu üppige ver-
künstelte Allegorie der Gruppe, die noch zudcm unter
der Last unsachlicher InterpretationSkünste leidet, ist die
Ursache, daß von dem hervorragenden Wcrk Grupellos
so wenig Zutreffendcs bckannt ist.

Gabriel Grupello (aucb Gripello, Cribello, Crebello)
ist am 22. Mai 1644 zu Grammont in Belgien gc-
boren. Er genoß die künstlerische Schulung des be-
rübmten Artbur Oucllinuö zu Antwerpen 1658/59 und
begab sich dann nacb Paris, wo er vielleicht zu
Desjardins in Beziehung trat. I67Z kehrtc Grupello
nach Brüssel zurück, wurde dort Hofstatuarius des
spanischen Königs Karl 14., der ibn auf Ansuchen
Iohann Wilbelms (1695) nach Düsseldorf enrließ, wo
für Grupello eine reicbe Tätigkeit begann. Nach Iohann
Wilhelms Tod verließ (1719) Grupello Düsseldorf, um
sich mit dem Titel eines kaiscrlichen Statuarius und
Generaldirektors der Akademie der Wissenschasten wieder
in Brüssel niederzulassen. Als Greis von 85 Iabren

starb er zu Ebrenstein
bei Aachen (1750)
und ist im Cbor der
Kirche zu Kerkraede
beigcsetzt.

Die Mannbeimer
„Statua" ist in der
Werkstatt Grupellos
zu Düsseldorf ge-
gossen und stand bis
17Z8 im Hofe des
Düsseldorfer Schlos-
ses. In diescm Jahre
wurde die „Kunst-
pyramide mit dem
dazugebörigensteiner-
nen Fuß" zu Schiff
nach Mannbeim ver-
bracht und vor dcm
im Entstehen begrif-
fenen „Kaufhaus"
gelagert. Mit einem
Kostenaufwand von
über 18 289 fl für
den steinernen Unter-
bau wurde das Denk-
mal endlich (I74Z)
aufgestellt. Die Ab-
sicht bestand, dic
„Kunstpyramide"
mit einer „Fontäne"
zu verbindcn. Doch
blieb dicsc Absicbt bis
I89Z uncrfüllt. Erst

G. v. GrupeÜo: „Statua" auf dcm Paradeplah zu Mannheun.
(Der untere Teil von Ioh. Hoffart.)
 
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