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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0214

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Monatliche

des Verbandes der Kunftsreunde

Mitteilungen

in dcn Ländern am Rhein.

Iuni I9O7.

Wenn liicht alles täuscht, erfüllen wir mir unsern
Festen eine schöne Pflicht. So zahlreich wie diesmal
waren die Mitglieder und Freunde des Verbandes unserer
Einladung noch nicht gesolgt, und vor allein hatten
sich die Damen uns noch nicht so hold gezeigt wie in
diesen Tagen. Als der Sonderzug in Schwetzingen
hielt und an die siebenbundert sröhliche Menschen durcb
die breite Allee dem Schloß zudrängten, ernste cmd be-
deutende Männer mit schönen anmlltigen Frauen in
einer unübersehbaren Kette: da mochte man wohl meinen,
daß der Verband nun immer mebr ein innerer zu werden
sich anscbickst wo nicht nur der als Feldstandartc vorauf-
getragene Aweck, sondern ein Gefühl der Zusammen-
gehörigkeit Künstler lmd Kunstsrelinde in den Ländern
am Rhein einigt zu einer wirklichen Gemeinscbaft, die
mehr als nur Beiträge zahlen und Verbandsleistungen
erhaltcn, vielinehr auch menschlich in der künstlerischen
Gesinnung sich als Gemeinde sühlen will.

Und sollte dies nur holde Täuschung einiger kurzen
Stunden gewesen sein: als wir in dem Naturtheater
Karl Theodors dasaßen und dem Schäferspiel von Goethe
lauschten, indesten ein Gewitterwind die Blütenschuppen
von den hohen Baumwipseln goldig über uns nieder-
rieseln ließ und eine Nachtigall in die Goetheschen Vcrse
einfiel mit wohllautem Gesang: da klang so viel aus
vergangenen Ieiten und aus vergangenen Gemeinschasten
zu uns herüber, daß der Einzelne sich wohl im Verband
der Menschheit sühlen mußte, die solcher Vereinigungen
bedars, urn zu ibren Aielen zu kommen. Wenn ich den
vielen stuschriften glauben darf, sür die wir nur an dieser
Stelle, nicht einzeln, danken können: so war es sür die
ineisten ein schönes Fest in diesem schönen Park, das wohl
manchem als eine hohe Stunde in Erinnerung bleibt.

Was die Tage an Arbeit brachten, das ist zum größten
Teil in den Beschlüssen sestgelegt und braucbt hier nicht
erwähnt zu werden. Eine besondere Freude machten
uns die Schweizer Herren, die ihren Antrag um An-
schluß an den Verband selbft zu vertreten gekommen
waren und als unsere gern begrüßten Gäste in arbeit-
samen und sröhlichen Stunden unter uns weilten. Be-
dauerlich ist nur, daß wir so wenig Stunden der Ge-
lelligkeit in Mannheim bleiben konnten. Wir hätten
unjeren Gaftgebern, denen wir in der Person des Herrn
Oberbürgermeifters Dank sagen konnten, auch im einzel-
nen unsere Anerkennung gesagt; denn wcnn die Aus-
stellung auch nicht sür uns gemacht war, so ist sie doch

so schön, daß sie uns Kunstsreunden besondere Freude
machte. Wir baben so die Stadt — und vielen war sie
neu — in schönfter Weise kcnnen gelernt; wir denken alle
gern und vergnügt an sie: wenn wir nur wüßten, wie
wir selber zu ihr ständen? Ob sie uns nicht im Rauscb
so vieler glänzenden Kongresse schon wieder vergessen
bat? Das wäre uns leid, weil sie doch selber unsere
Patronin ist und weil wir von einer Stadt, die so
außerordentlich eine künstlerische Tradition ausgrist, nun
viel erhoffen für die Gegenwart; besonders wir, die
wir uns wobl berufen sühlen, als Webeschiffchen die
Fäden hin und her zu werfen am Rhein zu einem
feinen Tucb, damit wir vor dem Kunstsinn der Zukunst
wohl bestehen konnten.

So grüßen wir noch eimnal mehr als in sröhlicher
Erinnerung schöncr Stunden Mannheim und seine kunst-
sreundlichen Bürger in der Hofsnung, daß nun ein
dauernder Verkehr nach beiden Seiten Vergnügen und
unserer .peinländischen Kunst dauernden Vorteil brächte.

Der Schristsührer des Verbandes
W. Schäser.

orftandssitzung

1907 am 25. Mai nachm. 5 Uhr im Parkhotel
zu Mannheim.

1. Der Vorstand begrüßt die Herren Oberst Ulrich,
Maler Gattiker, Sturzenegger, Widmann und Würten-
berger, die im Austrag Zürcher Künstler und Kunst-
sreunde erschiencn sind, um den Antrag ciner Scbweizer
Kunstkommission zu unterstützen. Herr Geheimrat
Römbeld teilt mit, daß der Protektor des Verbandes,
Se. Königliche Hohcit der Großherzog Ernst Ludwig
von Hesten und bei Rhein, die Meldung der be-
absichtigten Angliederung der deutschen Schweiz aus
Anregung Schweizer Künstlcr sreudig begrüßt habe.
Herr Oberst Ulrich wird gebeten, einem vorläusigen
Äusschuß zur Bildung einer schweizerischen Kunst-
kommission des Verbandes zu präsidieren.

2. Die Jahresrechnungen 1905 und 1906 sind von den
Herren Regierungsrat Florschütz und Beigeordneten
vi-. Prentzel in Koblenz geprüft worden. Es wird
beschlossen, der General-Versammlung Entlaftung des
Schatzmeisters vorzuschlagcn. Der Fehlbetrag von
2168,55 aus dem Jahre 1905 ist in dcr Hauptsache
ein nomineller, da 2100 der Kölner Ausstellung
in Vorschuß gegcben wurden und unterdessen wieder
eingekommen sind. Es soll der General-Versamm-
 
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