DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:Schäfer, Wilhelm: Das Warenhaus Tietz zu Düsseldorf von J. M. Olbrich
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26461#0031
I. M. Olbrich -j-: Das WarmhauS Tieh i» Duffeldorf. Anslcht von rechts aus der Alleestraße.
vom Predisterhaus in dcr Darmstädtcr Dreihäuser-
gruppe), uud dicser Gicbcl wurde sein Mißgriff, indem
er ihn an den Schmalscucn dcr Fassade ständig wicdcr-
holte, an den Dachfenstern wie zwischen den Pfeiler-
krönungen, die hier dcn sonst scharf betonten Dachrand
durchbrechen.
Wer die schöne Eckbildung am Dach bctrachtet, wie
sie mit einem straff betontcn Balkongeländer zwcimal
zum Dach zurückwcicht, sieht diescs überreiche Spicl
mit Bedauern, das in jeder Seitenansicht unruhig wird
und nur genau auö der Achscnstellung gesehen —
also aus dem Rcißbrett — cine klarere Ordnung ge-
winnt. Besonders auffällig aber ist, daß er das
gleiche VerzicrungSmotiv an dcn Portalen anwandte
und zwar so, daß er sie dcn Pseilcr» einsach vorsctzte,
um nicht zu sagen vorklcbte; dcnn so phantastisch eö
aussehen mag — wie cine ncue Art Gotik — der Ein-
druck des Unorganischcn verlicrt sich um so wcniger.
als die straffe Pscilerhaltung nach strengster Organi-
sation verlangt.
Der Dekoratcur hat dem Baumeister die Klarheit
seiner Linicn verwirrt, aber nicht schlimm genug, um
den wundervollen Eindruck der Baumaffe crnstlich zu
gcfährden. Von wclchcr Seite man auch kommcn mag:
immer staunt dcr Blick an den Pseilcrn empor und
cmpfindet ihre schöne Schlankhcit mit dem wohligsten
Vergnügen, wic er sich auch der klaren übersichtlichen
Hallen crinnert. Düsseldors muß stolz scin, endlich ein
Bauwerk zu bcsitze», daö seincn großen Iuk'unstöplänen
entspricht. Da ist nichtö mehr Kathedrale, nichts mchr
historische Schmucksorm, nichts mehr schwer und lastcnd,
allcö strcbt schlank aus wie die Träger ciner Eisenbrücke,
und in vollendeter Eleganz schwiugt sich das hohe Dach
darübcr. Wenn nicht, wie bei der Einsahrt von der
Königsallee in die Bazarstraße, dic beiden Giebcl sich
störend spitz in die Silhouettc drängen.
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vom Predisterhaus in dcr Darmstädtcr Dreihäuser-
gruppe), uud dicser Gicbcl wurde sein Mißgriff, indem
er ihn an den Schmalscucn dcr Fassade ständig wicdcr-
holte, an den Dachfenstern wie zwischen den Pfeiler-
krönungen, die hier dcn sonst scharf betonten Dachrand
durchbrechen.
Wer die schöne Eckbildung am Dach bctrachtet, wie
sie mit einem straff betontcn Balkongeländer zwcimal
zum Dach zurückwcicht, sieht diescs überreiche Spicl
mit Bedauern, das in jeder Seitenansicht unruhig wird
und nur genau auö der Achscnstellung gesehen —
also aus dem Rcißbrett — cine klarere Ordnung ge-
winnt. Besonders auffällig aber ist, daß er das
gleiche VerzicrungSmotiv an dcn Portalen anwandte
und zwar so, daß er sie dcn Pseilcr» einsach vorsctzte,
um nicht zu sagen vorklcbte; dcnn so phantastisch eö
aussehen mag — wie cine ncue Art Gotik — der Ein-
druck des Unorganischcn verlicrt sich um so wcniger.
als die straffe Pscilerhaltung nach strengster Organi-
sation verlangt.
Der Dekoratcur hat dem Baumeister die Klarheit
seiner Linicn verwirrt, aber nicht schlimm genug, um
den wundervollen Eindruck der Baumaffe crnstlich zu
gcfährden. Von wclchcr Seite man auch kommcn mag:
immer staunt dcr Blick an den Pseilcrn empor und
cmpfindet ihre schöne Schlankhcit mit dem wohligsten
Vergnügen, wic er sich auch der klaren übersichtlichen
Hallen crinnert. Düsseldors muß stolz scin, endlich ein
Bauwerk zu bcsitze», daö seincn großen Iuk'unstöplänen
entspricht. Da ist nichtö mehr Kathedrale, nichts mchr
historische Schmucksorm, nichts mehr schwer und lastcnd,
allcö strcbt schlank aus wie die Träger ciner Eisenbrücke,
und in vollendeter Eleganz schwiugt sich das hohe Dach
darübcr. Wenn nicht, wie bei der Einsahrt von der
Königsallee in die Bazarstraße, dic beiden Giebcl sich
störend spitz in die Silhouettc drängen.
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