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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Fritz Boehle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0053

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Frih Bochle: Pfluggcspaim (Steinzeichnung).

Fritz Boehle.

vergangenen Iahre sind von Fritz Boehle ;ehn Steindrucke erschiencn, die zu einer crneutcn
Bctrachtung dieses ftarken und eigenwilligen Künstlers nütigen. Auch wenn nian ihre Formcn-
sprache als archaiftisch empfindet, wird nian das ungewohnliche Talent und die große Künftlerschaft
darin nicht bezweifcln könncn. Daß wir sie gleichzeitig mit einem farbigen Bildniö nachbilden, ge-
schieht in dcr Absicht, uuch darin den Zeichner vorzuweisen, als den wir Boehle trotz seiner Bilder
ansehcn müffcn. Obwohl mit Farbc gemalt, verdankt dicses Bildnis seine große und handfefte
Wirkung allein der Zeichnung. Zu der Klarheit und Feftigkeit, mit der dieser Kopf nicht „modelliert"
sondern auf dic Bildftäche gebracht ift, tut die Farbe kaum mehr, als daß sie ihn beftimmter
vom grünen Hintergrunde abhebt; und wenn daS Spiel der grünen Reflexe an den Schläfen
noch so überlegt und wirkungsvoll ift: vom Malerischen hält es sich ftreng entfernr.

Um daS recht einzusehen, braucht der Leser neben dieses BildniS nur daS von Trübner, Dame
mit Hut und Pelz, auö dem vorigen Heft zu halten. Dort die Austeilung eines Gesichtes in
farbige Flächen, die durch ihre abgesetzten Ränder noch virtuoö betont sind, die Zeichnung tritt
vollkommen unter das Mosaik der Farben zurück: hicr die Darlcgung eines KopfeS in seinen Um-
riffen, wobei die Farbe kaum mehr als Unterlage der Zeichnung wirkr.

Durch diesc Unterscheidung soll nichrs gegen die Kunft von Boehle gcsagt, nur Klarheir geschaffen
wcrden, um ihre Bedeutung recht zu erkenncn. Wer scine Entwicklung verfolgt hat, weiß ja, daß sich
dcr Durchbruch sciner zeichncrischen Begabung in Bildern wie in graphischcn Arbeiten crft gegen malerische
Neigungen und Einftüsse vollzog. Jm städtischen Museum zu Franksurt a. M. gibt es vier ältere
Bildniffe von Boehle, darunter einö von einem jungen Mann mit roter Kittelwefte, daö einem
frühen Bild von Leibl garnicht so unähnlich sieht und ganz auf malerische kIualitäten gestellt ift.
Und unter seinen erften Radierungen geben sich die bekannten Ritter (der betende zu Pferde und
der ftehende, sein Pferd tränkend) noch gan; als malerische Blätter; d. h. die Wirkung wird mir
dcm witzigen Spiel der Flääien und Flecken erreicht.

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