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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Bildung und Kritik
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Wahlberg, Paul: Drei Wintergedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0122

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Sfitbung unb jftitif.

bab iBebeutcnbe einfach $u fagen; biefe gotmfptachc bet
Ginfachheit mitb feinem ein^efneti unb feinet ßcit ge;
feftenft; fie mu^ aub bet gttffe bet %nfd)nuungen et-
arbeitet metben.
Seiten Gitttnbeb Boff^ieht fich bie ntobetne jlunff-
gefchichte in immet etneuten Sfnfaufen, tto$ bet ffaffifchen
SSeft ^u eigenen gfeich gefautetten, gfeich einfachen
gotmen ^u femmen: bie Gfotif mat bet etffe Sieg,
Sach ein anbetet, cbenfo Sfembtanbt, SeethoBen,
bet fogenannte gmptefftonibtnub beb 19. gaftthunbettb
Bieffeicht auch- SfBenn man miff, iff bab affeb bie 3fub-
einanbetfe$ung beb notbifeffen — Ghambetfain fagt get-
manifchen — Gfeiffeb mit bem ffaffifchen gbeaf: abet
in biefet %ubeinanberfe$ung h^nbeft eb fich niematb
batum, bab ffaffifche Sotbifb ^u entmerten, fonbetn ihm
auf anbetet GftttnbfageSBetfe oon gfeichetS3offfommen-
heit an bie Seite %u jfeffen.
Die Dettben^ beb -&afmfcben 9fttifefb mat nun bie,
gegenübet bet SBettfchüfmng SeethoBenfchet Sffufif
aub ihrer 3Bitfttng, ^u einet anbeten auf Gfrutib ihrer
Ginfe$ung im Gfefichtbpunft biefeb emigen sprobfemb
bet ^unff ^u gefangen. Daf; et nach meinet Meinung
ben perfbnficben 9)fi^gttff machte, etmab %u ftatf auf
Stucfnet ;u exemplifizieren, hat immethin eine Gnt:
feftufbigung in bet ntetfmütbigen Gffeichgüftigfeit beb
jlon^ettpubfifumb gegen ben großen jüontponijlen;
bet noch ^ meinem mit mit in bie 9)?annebfahre ge-
fontmenen Setifon, too fteifich Gfottftieb Reffet auch
noch Sfatutafiff iff, garnicht genannt mitb unb bet eini-
gen Sebenffichen in biefem gaff afb ein bebenffieffet
ßcitgenoffe Bon Sttau§ unb Sfeget Botfam. Dab iff bei
unfetet übeteiftigen 9)?ufifpftege ein ßuffanb, bet einen
Ginficf)tigen immethin Betbittetn unb — mie Süfom
XBtahmb unb 91ie$fche Si^et gegen 3Sagnet aubfpieften —
mof)f einem eigenfinnigen $Btbetfptuch Betfühten
fann.
9fbet betattige Dinge toetben hoch nicht gefchtieben,
bamit nun affeb bem 3futor zufiebe Bot SeethoBen
finfbunt fehtt macht unb nach Studnet hinübet matfcf)iert.
Gb finb Seifpiele einet Bettieften ^unffeinficht, bie mit
bem Gfebtäuchficften abteebnen mu^; ich gfaube, Ipatm —
bet mie et fefbet fagt, „fo gut mie einet unb beffet afb
Biefe meiff, mefcheb bie Setbienffe SeethoBenb finb" —
fonnte unb pofitiB übet ben gtoffen Reiftet Sebeutenbeb
fagen: bet Sinn feinet %tbeit abet toat biebmaf, in einet
-Ktitif ^u bem Gftunbptobfem affet jbunff zu gefangen;
nicht iSeethoBen toat ihm bet Giegenftonb biefet ^titif,
fonbetn bab Sethäftnib unfetet ßeit %u SeethoBen.
Da mit hoch affefamt tagfich ftitifieten, nach Hnfetm
petfbnticben Gfefchmad gto^e unb ffeine Dinge ab-
fehnen obet annehmen, metben mit bet etnffen fBftffem
fchaft am menigffen bab Stecht abfptechen bütfen, ^ftitif
Zu üben. Die Gftunbfoge einer freien Sifbung iff nicht,
ba^ mit ihre Giegenffanbe mie Gfbben eingefpettt haben,
fonbetn baff mit fie afb Gibttet in unfetm Seben
febenbig fühfen. geh petfbnftch gfaube oot ben Sefern
biefet ßeitfehtift butch meine batin abgebrühte Arbeit
„SeetffoBen unb bab Siebebpaat" (gan. 1910) oor bem
Serbacht gefcbü$t %u fein, an SeethoBen ftioofe Jfunff-
ffühchen üben ^u moffen; afb ^etaubgebet einet bet
menigen 9teouen etnffet 9ftt in Deutfchfanb mar ich

in meinetn Gfemiffen oetpffiebtet, eine Arbeit Bon biefet
ungcmbhnfichen ^fon^eption ^u bringen, nachbem fie
mit einmaf ^u Gieficht gefommen mat. Denn mohin
fofften mit mit unfetet 5Bifbung fontmen, menn bebeu-
tenbe Giebanfen nut bebffafb nicht aubgefptochen metben
bütfen, meit fie unb mtbetfptecben. 9fut einb iff in bet
Dibfuffion bebeutenbet Dinge unetfaubt: 9fefpeftfofig-
feit; unb met bie ßafm Botmitft, hat ficb mohf nit^t
genügenb in ben ungemöhnfichen Gieiff feinet Arbeit
hinein gefefen, bie fteifich fein geuiffeton, fonbetn
bab fBcfenntnib cineb in ben festen ^eobfemen bet
^funff feibenfchaftfich bemühten benfetifchen ^fopfeb iff.
3B. S ch a f e t.

2Cintet'ge&i(t)te oon
i.
Die gnn%e SRacht iff Stegen gefaffen;
im Schfafe noch ^tte ich ih" an ben ^ofen haffen
unb auf bab ßinf am genffet fnaffen.
Die gan^e Sfacht fief Sfegen niebet
unb butefmaffte bie feurigen Sibet bet Sterne.
Die genffet %ogcn fich finffer ^utücf,
unb fein Dtaum machte int füfonbe fein Gifücf.
9)?ein genffet fchaute inb Dunfef mie eine Satctne;
bfin^efnbe Stetne unb naefttfaftenbe Qfebanfen bet Sehn-
fucht fing ich ""f
Die fagen am SHotgen Bot bet Scheibe.
II.
ßn fafthfatet Suft fiegt bie Stabt,
febe 3Botfe am .^intmef ein Schimmern hat,
febet Gfiebef fchaut gfän^cnb in ben fchimmernben ^intntef
hinauf,
febeb ^Bfatt an ben ftietenben iBaumen fing ben himtm
fifchen Schimmer auf,
Sffphattffrafjen bfehen gefb unb fang ohne Giten^en,
fein spffaffetffetn if^/ beffen SBangen nicht gfan^en.
gebet Gfebanfe heut fächefn muff,
febet iBficf auf bie 2Beft iff ein hafchenbet jlu^,
unb febet Gfebanfe geht fachefnb unb eift
%u btt, mo et bann für immet oetmeift.
III.
SNeine Siebet tragen met§e Rauben,
unb meine Sehnfucht geht tief im Schnee.
Dab Gib baut unter ben Dachrinnen Sauben;
unb bet Sonne iff nicht mehr %u gfauben,
faum fofehte fte bie Dunfefhett aub,
geht fie mit bem %benbmtnbe nach -f)aub.
Die 9Beft fafft bann in bie Sfacht,
bie Suft in bet Sfacht Bief Sütmenb macht,
benn bet gtoff tücft bie Schrauben.
9)!ein 9ftem ffeht Bot mit, ein Schemen, ein grauet;
unb fein Dag miff ben 9ftem mit tauben,
feine Stunbe, bie mich atemfob macht.
gm gtühjafm abet fi$t mein .f)et% auf bet 9)!auet,
fchaut in bab Sufamgättfein unb facht;
unb meine Gfebanfen fptefen mit Sonnengofbttauben.

)04
 
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