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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 4
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Strobl, Karl Hans: Tante Resa, [1]
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Rüttenauer, Benno: Roman und Novelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0153

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&antt Otefo.

Biach einet ÜBetle, möhtenb bet et aug bem genfiet
nach bem Dutm hinübetgefehen hotte, fing et miebet an:
„So ein atmet Deufel, mie bet BBeinet, bet niemals
eine folcfte Stenge Gelb beifammen gefehen hot, bet
mei^ hoch mitfltch nicht, mag et bamit machen foll. SBenn
et ba nicht jemanben hat, bet eg gut meint mit ihm . . .
bng ifi chtifilich, bag ifi ebel ..."
„Blbet fo t)6t hoch auf, ich fag fa got nichtg gegen fie."
„3Bog fbnntefi bu auch gegen fie fogen? $3enn
femanb aug fo uneigennü$tgen BRotioen ..."
„So, fa! 6g ifi fa alleg fchon unb gut ..."
„Blbet iht mollt bag nicht oetfielfen, menn femanben
fein guteg jpeta antteibt. i8ei allem ifi eg bie Selbfis
fucht, bie man fuclfen mu^."
„33et bet Dante Siefa ifi eg bag gute -f)et%."
„9Mfo matum feilte fie bag fonfi tun? Det alte BBeinet
ifi hoch mitfltch lein fc anaieffenbet Büenfch- Süan fann
fogot fagen, et ifi %iem!id) unappetitlich"
„Blbet feine 6tbfchaft ifi gan% appetitlich füt femanben,
bet übetltaupt oiel Gefchmocf an (Selb finbet."
„Du millfi hoch nicht fagen . . .?"
„Schau: bu meifjt eg fo hoch felbfi genau fo mie ich
baff eg bet BBitme BBloch nut um feine fünftaufenb
Gulben au tun ifi."
„Dag ifi . . . bag tfi . . ."
„Ste mitb fie ihm abnehmen unb ihn bann luiougs
hangen."
Do gtiff Dnfel ^ilatiug nach feinem .Sput, fe$te ihn
auf — mag et fonfi im ßimmet niemalg tat — unb
fchtie: „Sh^e BÜotioe gehen übet eueten ^otiaont."
„Sie mitb ihn heitaten, menn fie ihm nicht auf anbete
BBeife beifommen fann. So mie fie eg mit bem Deichen
meifiet Kummet unb bann mit bem iBäcfet SBloch ges
macht hot."
„Du ttaufi iht eine Gemeinheit au - - - ich höbe nicht
gemußt, ba^ bu eine fo niebtige Gefinnung hofi."
,,^öt auf, fonfi mu^t bu gleich noch einen ^ognof
ttinfen."
„Sächetlich fie mitb ihn heitoten ! — ^ta ! Sachetlich-"
„Sji fie nicht t[ft gan^eg Seben nut immet aufg Gelb
auggemefen? SBag? Dag meiff bie gan^e Stabt unb
bu meifft eg auch- Biut millfi bu eg nicht miffen."
„Süchetüch, fie mitb ben alten SBetnet heitaten ...
Da muff man nut lachen ..."
„BIHeg ifi bei iht bag Gelb. SBatum hot fie benn
bann bich nicht geheitatet? Dich unb noch b^oi obet otet
anbete, bie iht getabe fo gut gefallen hoben, mie bu?"
„Det Reichet Kummet hot tht noch beffet gefallen."
„Sa — feine Obligationen hoben iht beffet gefallen.
Degbolb hot fie bich nicht geheitatet. BBeil bu ein atmet
Deufel bifi. Unb menn iht bet Kummet fo fetft gefallen
hat, mag mot benn bann, mie et gefiotben ifi? Du bifi
fa fein gtiechifclfet Gottetfüngling, obet hübfehet olg bet
IBacfet 3Bloch mit ben D=gü§en unb ben 9fbfaeffen am
Jpolg bifi bu hoch immet gemefen. Biach bem Dob oom
Kummet matfi bu fa noch immet ftei unb lebig. BBatum
hat fie benn bich nicht genommen? Du hüttefi fa gleich
augegtiffen. Blbet bu bifi noch immet ein atmet ^)unb
gemefen unb bifi eg big heute geblieben. Da mat bet
HBlach hoch ein anbetet ^etl mit feinem ßinglfoug unb
fo meitet ... Unb febt bet SBeinet ... foll man fich bo
munbetn?"

Onfel ^ilotiug fa§ auf bem Sofa, in eine 6cfe aus
fommengebtücft unb lie^ übet fich etgelfen, mag mein
iBatet, enbüch atgetltch gemotben, ootbtachte. 6t mat
eingefchtumpft mie ein „fietbenbeg (Schmeinchen" actg
Gummi, bem bie Ruft anfangt augaugehen. 311g mein
93atet geenbet hotte, fchmieg et noch unbfpielte mit einet
Ouofie, bie oon einem pompog oetaietten Biütfenpolfiet
hetobhing. „So ... fo finb bie SRenfcben ...," fagte et
bann leife, „mag fie nicht begtetfen fönnen, bag mu§
itgenbmie ... ach io/' unb oon einem neuen Gebanfen
etgttffen, fulft et fett, „unb ba^ fie bie Biatut fo liebt,
baff fie Steifen macht, baff fie bie jtinbet getn hot .. .
finb bag Bleichen einet gemeinen unb eigennützigen
(Seele?"
SReinem iBatet mochte bet Onfel ^)ilatiug leib tun.
„Bia fo," fagte et fanft, „eg finben fich f<hou manchmal
BBibetfptüche in bet menfehlichen Biatut oeteinigt. iKet
fann bag alleg fo genau etgtünben ... teben mtt liebet
nicht baoon."
Onfel ^tlatittg abet blieb in feinet (Sofoeefe fi$en,
mit einem blaffen Gefixt, bag butclf bie Dämmetung
fchimmette, unb bie Ouoffe beg Biücfenpolfietg lag tot
in feinet ^<onb. S^h Retfpütte eine gto^e Dtautigfeit
im ßimmet, bie oon meinem Onfel augging. Unb icb
ging hiuaug unb eg fiel mit ein, baff ich io heute etfahten
hotte, aug meinem Gtunbe bet ßufammenhang, ben ich
in bet iBetgangenljeit amifclfen Dante Siefa unb bem
Onfel beffehen mu^te, au feinem bauetnben 33anb ge-
motben mor.
Solchet 31tt finb bie (Stunben, bie ung etnfiet machen
unb füt bag Seben teifen.
((Edgufi felgt im n&tbftcn ^peft.)

oman unb 3Roo^H^
Jfeine anbete poetifclm Gattung hot alg foldhe,
nämlich alg Gattung, fo abmeichenbe unb
mibetfptechenbe iKettutteile etfahten, mie bet IRomon.
(Schilletg SBott oom „ßolbbtubet beg Dichtetg" finbet
auch heut noch minbeffeng fo oiel ßuftimmung mie 91bs
lehnung; bagegen hoben bie Blomantifet, mie in allem
fo auch hietitt bie %ntipoben Dchillctg, im IRoman bie
hbchfie, fa bie mobetne Dichtunggfotm fatetodfen ges
fehen.
Den Stübetn (Schlegel galt bet BBilhelm BUetfiet alg
bie (Summe unb jftone tn Goetheg Schaffen. Sie
empfanben ben Sfoman ungefäht fo mie in bet fchou-
baten jbunfi bie afothebtale, alg biefentge aüunfifotm,
melche bte 61emente bet Uebtigen notmenbig in fich
fafjt obet hoch beffen fähig ifi, bie, bei bteitefiet Anlage
unb in IBetbinbung mit unbegtenatem Sfeichtum, mit
unübetfeffbatet gülle unb BKannigfaltigfeit, a^B^i^h
au ben ethobenfien Gipfelhöhen ouffieigt unb bei ollet
^ompliaiettheit unb Unioetfalitöt bet otgonifchen 6in-
heit nicht entbetftt.
Sn bet Dat tfi bet Stoman füt fottgefchtittene unb
oetmicfelte ^ultutaufiünbe bag, mag tn ptimttioen unb
finbethaften ßeitoltetn bag 6pog mot. Denn ba^ biefeg
in unfetet ßeit nicht meht möglich ifi — tto$ ^atl Spittes
let — btoucht man hoch malftlich nicht a^ bemeifen.
Dteis obet oietmal hat fich Goethe mit bem spion au einem


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