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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 11
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Brinckmann, Albert E.: Groß-Düsseldorf: eine Besprechung des ersten preisgekrönten Entwurfs
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0409

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Groß-Düsseldorf.

Eine Besprechung des ersten preisgekrönten Entwurfs.

eit wenig Jnhren ist nuch der Banknnst cine
Stelle in Kunstzeitschriften eingeräumt cmd
das Jntcrcsse wächst mit deni Verstandnis.
Demwch bleibt es imnierhin noch ein Wagnis, an dicser
Stelle einen modernen Stadtbauwettbewerb zu be-
sprechen, denn die bildliche Hanptunterlage ist nur ein
Plan, den es zu lesen gilt und dessen räumliche Vor-
stellung verlangt wird. Aber es ist dringend notwendig,
hiermü einen Anfang zu machen und allmahlich die Vor-
stellungen, die einen kleinen Kreis von Fachleuten be-
wegen, in das weitere Publikum überzuleiten. Der
Ausbau der Stadt wird durch tausende von Elementen
bestimmt; alle diese Elemente gilt es zu erziehen, sonst
bleiben ein noch so bestimnites Wollen und die klaren
Vorschlage einiger Führer nutzlos. Als Burnhani den
gewaltigen Bebauungsplan für Chicago ausgearbeitet
hattch der vor zwei Jahren auf der Düsseldorfer Stadt-
bauausstcllung gezeigt wurde, crkannte er, daß für dic
Durcbführung dieses Werks die gesamtcn Stadtbewohner
zu interessieren waren. Hundert Serien von Licht-
bildern wurden angefertigt und Abcnd für Abend hielten
junge Leutc in den verschiedenen Teilen der Stadt
Vortrage über den Bebauungsplan, bis das Jntercsse
erwachtc, bis die Kritik einsetzte, bis endlich nachhaltige
Begeisterung aufkam und heute mit bewundernswerter
Wucht sich der Entwnrf in die Wirklichkeit umsetzt.
Auch der Verfasser möchte den modernen Stadtbau
fördern, und, nachdcm er in zahlreichen Publikationen
(vergl. auch „Rheinlande" 1910, S. 321; 1912, S. 12ö
und 193) und in Vorträgen anf die Schönhe-iten altcr
Stadtbaukunst hingewiesen hat, an dem ersten preis-
gckrönten Entwnrf für Groß-Düsscldorf unter Be-
nutzung des vortrefflichen Erläuterungsberichts kurz
die allgenieinen Prinzipien des modernen StadtbauS
klarlegen.*

Der Entwurf, der auf der Düsseldorfer Städte-
ausstellung ausgestellt ist, wurde ausgearbeitet von

* Eine Besprechung sämtlicher preisgekrönten Arbeiten
durch den Verfasser erschien in Nr. 38 der Neudeutschen Bau-
zeitung.

Prof. Dr.-Jng. li. o. Bruno Schmitz-Charlotten-
burg und Prof. Dr.-Jng. Blum-Hannover unter
Beratung von Generaldirektor Heck-Dessau.

Jeder Bebauungsplan hat die Aufgabe, ein wildes
und ungeordnetes Wachstum der Stadt zu verhindern.
Dies rächt sich niit der Aeit bitter durch Beeinträchtigung
oder gar Ierstörung vieler zum Leben der Stadt not-
wendiger Funktionen. Au einem solchen Bebauungsplan
sind als Unterlagen nötig genaueste Plananfnahme des
Stadtgebictes und eingehende statistische Angaben übcr
die Bevölkerung, ihre sozialen und wirtschaftlichen Be-
dingungen. Es macht einen Unterschied, ob der Plan
für eine Jndustrie- oder Rentnerstadt aufgestellt werden
soll. Man kann hier ini allgemeinen neueren Bcbauungs-
plänen gegenüber den Vorwurf nicht unterdrücken,
daß zum mindesten der besondere Charakter einer Stadt
immer noch vernachlässigt erscheint. Um sich vor un-
persönlicher Mache zu wahren und auch der Kosten
wegen sollten kleinere Städte überhaupt von
einem Wettbewerb absehen. Die Ausarbeitung
eines Bebauungsplanes sollte durch einheiniische Kräfte
erfolgen, die durch vorausgehende Vorträge zu unter-
richten wären, dann sollte eine Besprechung und Be-
ratung vor den von ihnen angefertigten Plänen unter
Hinzuziehung dieses oder jenes bekannten Fachmanns
erfolgen. Auch wird damit leichter erreicht, daß Planer
und Aufbauende die gleichen Personen sind.

Für große Stadte, die einc unübersehbare Fülle
von Möglichkeiten in sich schließen, bleibt der Wettbewerb
als Beratung Vieler bestehen. Die Teilnehmer werden
sich zunächst darüber klar werden müssen, was sie auf
ihren Ptänen unterzubringen haben. Was wird die
Aukunst verlangen? Das Wohnungswesen, Jndustrie,
Handel und Verkehr machen Ansprüche, die Stadt selbst
als Ganzes hat bestimmte Lebensgewohnheitcn. Diese
einzelnen Forderungen müssen gegeneinander ausge-
wogen werden. Alles wieder ist dem Bestehenden anzu-
passen und auf das Neuland unter Berücksichtigung der
Bodenbeschaffenheit zu verteilen. Dabei ist hier Ver-
säumtes nachzuholen, dort eine Verbesserung unter Ein-
 
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