Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

DOI Artikel:
Schulze-Elberfeld, Otto: Neues Kunstgewerbe im städtischen Museum zu Elberfeld
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0110
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neues Kunstgewerbe im städtischen Museum zu Elberfeld.

s ist von weittragender Bedeutung für die ge-
schmackläuternde und künstlerische Erziehung un-
seres Volkes, daß ihn: in unseren Museen nicht
nur die hohe Kunst und die Perlen des Kunstgewerbes
der vergangenen großen Kunstepochen zugänglich ge-
macht werden, sondern in jüngerer Aeit auch aus-
erlesene Stücke des modernen Kunstgewerbes oder der
angewandten Kunst, wie man heute lieber zu sagen
pflegt, dafür herangezogen und als museumsfähig er-
achtet werden. Das ist gerade in einem so jungen
Museum wie dem unsrigen deshalb besonders an-
erkennenswert, weil sein vortrefflicher Leiter Pro-
fessor I)r Fries in berechtigter Wahrnehmung engerer
Galerieinteressen sehr wohl noch hätte Gemäldelücken
füllen können; denn gerade die hervorragende Sammlung
neuerer Gemälde hat
den Ruf unseres jun-
gen Museums begrün-
det. Aber von An-
fang an hatte Direk-
tor Fries sein Pro-
gramm viel umfassen-
der gestaltet, Gemäl-
de und Skulpturen,
Stiche und Litho-
graphien hielt auch
er allein nicht für
ausreichend, um die
heutigen Aufgaben
eines modernen Mu-
seums erfüllen zu
können. Er legte den
Grundstock zu einer
kunstgewerblichen
Sammlung an, zu
dem ihm aus einzel-
nen Vermächtnissen
die ersten Objekte zu-
fielen. Hinzu kamen
die prächtigen kerami-
schen Sammlungen
Weyerbusch und die
auserlesene neue Ko-
penhagener Kollek-
tion Simons. Er-
worben wurde dann
weiter eine recht lehr-
reiche und von man-
chem guten Stück be-
lebte Sammlung al-
ter Kunstschmiedear-
beiten aus dem 15. bis
18. Jahrhundert.
Und diese Bestände
sind nun durch neuere
Arbeiten der ange-
wandten Kunst unse-
rer Zeit und lokalen
Ursprungs sehr be-

achtenswert erweitert worden. Ein besonders glücklicher
Umstand kam dabei zu Hilfe: Das äußerst feine Ver-
ständnis des Museumsdirektors für die praktische Ver-
wirklichung der Absichten des deutschen Werkbundes
und für die Aufgaben einer gleichfalls in diesem Geiste
schaffenden Kunstgewerbeschule, deren Leiter wiederum
die Bedeutung des Ausammenwebens solcher kulturellen
Fäden zu würdigen weiß. Erfreulicherweise besteht
zwischen den beiden leitenden Männern dieser Institute
ein freundschaftlicher Könner, so daß wichtigere Fragen
der oben gestreiften Art auf kunstgewerblichem Gebiete
eine gemeinsame und befriedigende Lösung finden.
Als Beweis dafür und für die Wertschätzung des
anderen Teils mag hier der Erwerbungen gedacht sein,
die Direktor Fries an Arbeiten der Lehrer und Schüler
der Kunstgewerbe-
schule machte. Von
den Buchkünstlern
und Kunstbuchbindern
I. A. Loeber jr. und
Joh. Rudel, zwei Leh-
rern, besitzt das Mu-
seum nunmehr eine
Reihe von Bänden in
Pergament mit Ba-
tikverzierungen und
anderen Techniken
und in Leder mit
Handvergoldung, die
namentlich den Buch-
liebhabern und Buch-
gewerbetreibenden
viel Anregung zu ge-
ben vermögen. —
Den: Umfange und
Werte der Erwerbun-
gen nach verdienen
aber besonders die
Metallarbeiten her-
vorgehoben zu wer-
den, von denen hier
mehrere abbildlich
wiedergegeben sind.
Sie stammen von
Schülern der Kunst-
gewerbeschule Elber-
feld, und zwar aus
deren Lehrwerkstätte
für Kunstschlosserei
und Metallarbeiten,
die unter der vorzüg-
lichen Leitung des
Metallkünstlers Hil-
mar Lauterbach steht.
Auch wenn ich hier
für meine Anstalt mit
einein Lob eintrete,
so dürfte das ange-
sichts so vollendeter


Geschmiedeter Eisenleuchter. Lehrer: H. Lauterbach. Schüler: Rudolf Müller.


98
 
Annotationen