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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Lissauer, Ernst: Zu Goethes Tagebüchern
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Reinacher, Eduard: Vier Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0258

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Zu Goethes Tagebüchern.

bedacht. Das Nächste überlegt"; „alles Vorkommliche
etwas weiter geschoben". Und so heißt es dann am
27. Januar 1831: „Die letzte Sendung meiner Werke
war vom Buchbinder gekommen. . . Die 40 Bände
der Sedez-Ausgabe in einer Reihe vor mir aufgestellt
zu sehen, machte nur ein dankbar anerkennendes Ver-
gnügen. Ich hatte das zu erleben nicht gehofft".
Ernst Lissauer.
Gedichte von Eduard Reinacher.
Begegnung.
Das war noch nicht, als uns.des Herbstes Oden
die Wangen streichend fortriß mit ins Licht,
daß wir dem Gold die Brüste jauchzend boten,
welches so selig von den Nebeln bricht.
Als staunend vor der großen Dampfmaschine
wir noch nicht standen, die uns bald im Saus,
und sausender — am Bogen heult die Schiene,
der Rauch steigt weit, — entführt ins Land hinaus.
Wir waren still. Des großen Lichtes Blüte
strahlte so feuergleich, so heiß und satt,
daß jedes Glied nur, jede Fiber glühte,
sonst nichts als glühte, schlichen durch die Stadt,
die weißen Häuser, wie sie glühten, glühten,
die Fenster, wo die roten Blumen blühten
so still wie wir. Die Schatten alle schliefen,
die schwanken Algen selbst in Flusses Tiefen.
Und auch am Abend brannten noch die Gluten
in uns mit Brunst, und machten uns so müd,
daß wir hinschlichen gleich als von den Fluten
der Sonne, die am Mittag herrschend glüht,
noch überströmt, die Augen fütterten,
bei halbgeschloßnen Lidern zitterten,
als ob der Tag noch glühnde Lüfte streue.
Doch blühte schon die süße Himmelsbläue.
Da traf ich dich, ich ging von Hause, Hause
den Lindenweg am Ufer des Kanals,
da kamst du mit dem Feuerklatschmohnstrauße,
dem brennenden, geschmiegt an deinen Hals,
grad bei der Grube. Deine Augen strahlten
groß, feucht. Des leichten Sommerkleides Falten
umblähten dich, du lächeltest mit Sinnen
und sahst mich an! — Wer heuchelt' auch, und
glühte doch von innen?
Zu deinem Bilde.
Mein Herz hat aufgeklungen,
so leuchtete dein Bild,
von seinem Rahmen Strahlen rings umsprungen,
so stand ich lachend, stand ich froh bezwungen
vor deiner Blustkraft Schild,
und deine Wärme hielt mich süß umschlungen.

Dann lächelt' ich, dann raste
Mein sehnsuchtvoller Leib zu Feld,
das reiche Licht verblaßte,
die Sonne und die grüne, grüne Welt,
stiebten die Büsche, grau in zinselgrau gestellt,
ich flog, das Auge bilderschlingend graste,
und du und du, du göttlich, und ich überall dein Held!
Wie mit langsamen Schlägen
ein großer Zug in seinen Bahnhof fährt,
eilte auf tausend graden Geisteswegen
mein Geist sanft tönend und mit mächtgem Regen
in dich, dann machten wir uns süß beschwert,
hörten wir die sehnsuchtseligen Bäume sich bewegen.
Der schöne Regen.
Ei wie rauscht nun der Regen in dem reifenden Weine
und den steinigen Hügel nieder!
Wir beiden gehn nun nebeneinand alleine,
du und ich, und kennen uns endlich wieder.
Und du lachst und sagst: „du bist wieder da!"
Dein Gesicht tropft vor Feuchte
und duftet, o! und du bist mir so augennah
und so lieb, wie dein Bild mich selbst doch niemals deuchte.
Nun soll mein Mantel dein und mein Rebhaus sein,
komme nur, daß ich dich decke,
daß ich wandernd in dem duftend tropfenden reifen Wein
dich in mein feurig schlagend Herz verstecke!
Robinson.
Ich bin im Traum gefahren,
wie zinselte das Meer!
Wir lachten! In reichen Scharen
schwammen beetbunte Fische vor uns her.
Das Schifflein ging mit Tanzen,
die Wilden heulten laut
mit ihren spitzigen Lanzen,
die Roten. Doch du wärest gut und traut.
Die Insel war wie Feuer
von rot-grün Flecken Gold.
Die Bäume als Ungeheuer
drohten mit Armen, doch du lachtest hold.
Die Götter schritten selig
in ihrem kühlen Land
unter Blaublumen unzählig,
und sattem Laub. Du hast mich lieb genannt.
Die Sonne ging hernieder,
da war das Meer ganz grün.
Der Reiher gespreizt Gefieder
sah man in spritzend starken Farben glühn.
Dann wurde alles dunkel,
dein Auge war das Licht,
o du blühweiches Gefunkel,
du Dämmrung, die mir Sein und Leib umflicht!

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