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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 3
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Mahlberg, Paul: Heinrich Nauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0089

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Heinrich Nauen. Amazonenschlacht.

(Suermondtsche Burg Drove.)

Heinrich Nauen.

^^V^an muß in NauenS Bildern an van Gogh, Cezanne und Matisse vorbei, ehe man auf
^ U »E den Punkt kommt, wo der Künsiler sich auf sich selbst bernfen kann. Dabei ift der Sinn
^ seiner Kunst nach Gattung und Persönlichem ein ganz anderer als derjenige der Kunst
jener Romantiker. Sie, wie die Menschen des ExpressioniSmuö — will heißen der Romantik des
Impressionismus — überhaupt, bewirken das Bild von der inneren Form des Ich auö. Das Kunft-
werk entsteht in einer Gemütserregung, in die die Natur blickt. Entsprechend ift der ErpressioniS'
mus lprisch - dramatisch. — Ganz anderö die Kunst NauenS. Er ift nicht intuitiv begabt und nicht
innerlich voll Bild und Bildform. Er malt nichr auS sich heraus, sondern tritt an die Dinge
heran, probiert ste, manchmal auf Grund ihm bekannter Formulierungen, an seiner Auffassung.
Wenn anders eö nicht ein Irrtum ist, daß die Kunft auf dem Wesen des Menschen und dem Grunde
seiner höheren Erfahrung beruht, so muß ein Zusammenhang beftehen zwischen ihren AuödruckSformen
und den Lehren von den letzten Dingcn deS Menschen, und eine Darstellung der Wandlung in jenen
hätte zur Funktion eine Geschichte dcr Metaphystk. Auf diescr Achse haben wir im ExprefsionismuS
daS sinnfällige Äquivalent zu der intuitiven Metaphysik BergsonS, symmctrisch zu der analytischen
Philosophie den ImpressioniSmuS und speziell zum EmpiriSmuS jene Form der Kunst, zu der die
Nauensche gehört. Nauen ift empirisch. Deshalb auch das Ungleiche in seinen Bildern. Er muß
die Form erft finden, innerlich kann cr nichtS dazu tun. Die Art, wie er an die Dinge herantritt,
sein Verhältnis zu der Umwelt entscheidet übcr die Gattung seiner Kunst. Bei dcn Stillebcn wird
es am klarften ersichtlich: cr gibt nicht den mystischen Sinn der Dinge, auf dem sie schweben wie
auf tiefen Gewässern, sondern ihre Haltung, was Eigenform, Farbe, Licht und feine Auffassung be-
trifft. Wie schon angedeutet, fteht er dem ImpressionismuS in der Ästhetik feiner Bilder näher
als dem Expressionismuö; er ist nicht gedanklich oder aphoriftisch wie jener, aber auch nicht lyrisch —
viclmehr ift er episch, und es gibt Bilder von ihm und Kapitel in andcren, in denen die Epik

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