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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 8/9
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Schäfer, Wilhelm: Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0297
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Abb. 20.

Professor Krüger: Raum der Werkstätten für angewandte Kunst in Köln.

nungen heute doch durch Anerkcnnungcn besiätigt zu
sehen, wie sie Peter Behrens mit seinen Räumen für die
deutsche Botschuft in Petersburg erlebte, die nun leider die
Barbarei des Krieges in einen Trünunerhaufen ver-
wandelt hat. Die schönsten und seltensten Stücke abcr
finden wir bei Bernhard Pankok, dessen Schmuckschränke
von reichster Erfindung und kostbarcr Arbeit späteren
Geschlechtern sicher ebenso begehrte Sammelobjekte
sein werden, wie ein gotischer Stollenschrank in unseren
Tagen. Man tut Obrist, Olbrich, Jos. Hoffmann viel-
leicht unrecht, doch verdient der Wohnraum von Prof.
van de Velde darum besonders genannt zu werden,
weil er bei großer Kostbarkeit des Materials und der
Arbeit eine Wohnlichkeit hat, die sonst nicht oft er-
reicht wird.

* -K

Die geographische Iusammenfassung, die im übrigen
eine Orientierung in der Haupthalle gibt, hat den Miß-
stand, daß sich Gcwaltsamkeiten nicht vermeiden lassen;
das wird stets um so stärker hervortreten, je beschränkter
der Raum ist. Läßt sich z. B. wie beim Bremen-Olden-
burger Haus schon ein Teil der Eigenart in der Außen-
architektur darstellen, so ist die Aufgabe erleichtert; wenn
jedoch nur ein bestimmter Flächenraum zur Verfügung
steht, dessen Maße und Lichtverhältnisse sestliegen, so
ist die Lösung sehr oft bis zur Unmöglichkeit behindert.
Dahermag es rühren, daß die Bayrische Abteilung
überaus zerrissen wirkt. Ein von Prof. Ehmcke so her-

gcrichteter Raum der Münchener Verlage steht durch
die ausgestellten Bücher prachtvoll da, wenn auch im
Vergleich zu den kostbaren Schaustücken die Ausstattung
und besonders die technische Ausführung der Schränke
etwas zu primitiv ist. Der sogenannte Sammelraum
Bayern ist leider mehr eine Art Messe, die in ihrer
erdrückenden Fülle so gute Leistungen wie die der
v. Debschitz-Schule verschwinden läßt; das gleiche ist von
dem Raum des Bayrischen Kunstgewerbevereins zu
sagen, darin unter dem Auviel manches Gute leiden
muß. Selbst die Ausstellungsräume der „vereinig-
ten Werkstätten" oder der „deutschen Werkstätten"
verfolgen zu sehr den Aweck, alles zu zeigen. Dies ist
umsomehr zu bedauern, als damit die unbedingt führende
Stellung, die München in den Anfängen des modernen
Kunstgewerbes hatte, stark verschleiert wird zugunsten
von neuen Gruppen, die sich in anderen Gebieten ge-
bildet haben.

Eine Überraschung ist in dieser Hinsicht die „neue
Berliner Gruppe": Eine kleine geschlossene Ausstel-
lung nach dem Entwurf eines Berliner Architekten Fried-
rich Blume stellt eine Art Wohnhausanlage vor, die sich
um einen zum Garten umgewandelten Lichthof lagert.
Es ist der Versuch, sich mit den Wegen, die in der neuesten
Malerei und Plastik beschritten sind, auch in der Woh-
nungskunst auseinanderzusetzen. Daß es nicht leicht sein
würde, Möbelformen und Stoffe zu finden, die sich mit
der Flächen- und Lichtverteilung dieser jüngsten Kunst
vereinigen ließen, war zu erwarten; doch ist der Versuch
 
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