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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 5
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Edschmid, Kasimir: Der Bildhauer Fritz Huf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0169

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s


Fritz Huf.

Frauenkopf (Bronze).

Der Bildhauer Fritz Huf.

s gibt ja viel weniger Plastiker wie Maler oder
Literaten, und vom O.ualitatsstandpunkt her ge-
sehen schrumpfen sie winzig zusammen. Das
titanische Ringen um die drei Dimensionen wird dadurch
tragischer, der Kampf der Einzelnen heroisch. Der
Sprengung der persönlichen Hemmungen beim Künstler
gesellt sich noch das von allen Künsten am schwersten
heut bestehende Problem der Plastik.
Ein junger Bildhauer von Talent, Energie und einiger
Bedeutung hat sich heute, wo er der Öffentlichkeit sich
hingibt, in der Regel für eins von zwei Dingen ent-
schieden. Entweder er sucht in klassizistischer Weise ein
erträgliches Niveau einzuhalten oder er erscheint mehr
oder weniger extrem, je nach der vorhandenen Tem-
peramentmasse als Expressionist. Daß man impressio-
nistisch anfangt, ist selten, da diese Mode ja nicht mehr im
Gange steht.
Gegen die erste klassizistische Kunstanschauung ist
wenig zu sagen. Tragt sie nicht weiter, ist der Künstler
verloren; es mag ihm aber gelingen, eine anständige

Form und ehrliche künstlerische Gesinnung zu bewahren.
Das ist im Grunde nicht wenig, am Ende aber nicht viel.
Der zweite Weg führt zur Umarbeitung des Gegen-
ständlichen auf der Linie geistiger Ambition. Hier ist
nun alles Frage der Ehrlichkeit. Man kann über alles zum
Expressionismus kommen, wahrscheinlich aber am wenig-
sten durch den Expressionismus selbst. Will heißen, daß
nach mancher Schlacht nut der bestehenden Umwelt,
wie sie ist oder scheint, ein Einlaufen zur persönlichen
geistigen Linienführung eine große Sache sein kann;
daß jedoch ohne Auseinandersetzung mit den wirklichen
Gegenständen der künstlerische Boden faul sein kann.
Denn hier ist das, was das Ende eines schweren Wegs ist,
ein Anfang. Gerade im Plastischen beginnt hier leicht
ein Experimentieren mit Linien, Situationen und Über-
treibungen, für die ein innerer Sinn fehlt, für die der
schöpferische Ausgangspunkt Artistik ist. Es fehlt an
Inhalt, der zwingend geformt ist. Es ist geformte
Form. Wirtschaften nut Ideen als Aeugungsursache
ist steril. Abstraktion bringt niemals Muskel und Er-
z


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