Briefe Moritz von Schwmds an Ernst Förster.
Anmerkungen: 1. Das Kunstblatt hatte unterm
31. Oktober 1844 diese der Entscheidung vorauseilcnde
unrichtige Notiz gebracht. Joh. Bapt. Scholl, geb.
1818 in Darmstadt, damals Professor für Bildhauerei
an der polytechnischen Schule in Mainz, war zwar von
den Freimaurerlogen nut der Ausführung eines Herder-
Denkmals beauftragt worden. Nach dem öffentlichen Auf-
ruf Ernst Försters kam es jedoch zu einem Wettbewerb
zwischen ihm und Schalter, aus dem letzterer siegreich
hervorging. 2. Es kam nie zu dieser weiteren Aus-
führung. 3. Das heute noch im Besitze der Familie
befindliche ziemlich bunte Aquarell ist in guter Licht-
drucktafel reproduziert in „Die Kunst unserer Zeit",
XVI, Heft 4, z. S. 72, München. 4. Wilhelm Kaulbach
hatte damals den großen Auftrag erhalten, das Treppen-
haus des neuen Museums in Berlin mit den bekannten
monumentalen kulturgeschichtlichen Darstellungen aus-
zumalen. 5. Illustrationen von Schwinds Hand zu
Jean Pauls Flegeljahren sind nicht bekannt geworden.
Schon in früheren Jahren war er dazu angeregt worden.
Der Breslauer Verleger Jos. Mar, der von ihm 1826
die Holzstöcke zu 1001 Nacht zeichnen ließ, spricht 1826
in unveröffentlichten Briefen an Schober von dieser
Absicht.
IV.
Frankfurt 10. Nov. 844.
Lieber und sehr geduldiger Freund!
Unsere Briefe haben sich gekreuzt. Zur Erlangung
einer vollkommenen Klarheit in der Sache folgendes.
Plan des Saals Cintheilung einer der 6 Kuppeln die
8 i alle gleich sind
6 V II 3
O
Fenster
Wand 1. Der trauernde Achill. Im Werke. I Gegen-
stände hochtragischen Inhalts.
Wand 2. (im Werk. Liebesannaherung) Venus aus
den: Meere schiffend hiezu Kuppl I. «. Bachus u.
Ariadne st. Meles u.Kriteis Homers Aeltern 7. Perseus
u. Andromeda 3. Jason u. Medea s. Venus u. Amor.
Wand 3. (im W. Geburt u. Erziehung) Die Geburt
der Minerva, hiezu Kuppl II. «. Chiron u. Achill
st. Der kleine Bachus (sind klein auf blauem Grund
auf der farbigen Zeichnung) ebenso 7. Mercur stiehlt
die Kühe 8. Mercur stiehlt den Bogen e. Iris (diese
L Medallions sind auf einem Blatt zusammengeklebt).
Wand 4. (i. W. Herkules) Herkules tafelnd.
hiezu Kuppel III. «. Herk. mit den Schlangen st. H.
mit den Kindern 7. Herk. u Atlas 8. Herk. den Sohn
der Erde ich weiß nicht wie er heißt erdrückend s. Her-
kules und Hebe.
Wand 5. I. W. Jagden. Diana u. Actaeon
hiezu Kuppel IV. «. Cephalus u. Procris st. Die Jagd
der Atalanta 7. Narcissus 6. Diana u. Endimion
(Zum Theil nach den kleinen Entwürfen auf der
Zeichnung wo unten D. u. Actaeon ist), s. Diana
mit 2 Hunden.
Wand 6. I. W. Landschaftliches. Bachus u. die
Tyrrhener.
hiezu Kuppel V. «. Die InselNarosH st. Der Hain von
Dondona 7. Die Erde (auf den: Löwen reitende Figur
mit Garbe) 8. Das Meer?) (auf dem Delphin reitende
Figur mit Muschln etc.) s. Der schlafende Pan.
Wand 7. Im Werk. Tanz Poesie etc. Festlicher Tanz,
hiezu Kuppl VI. «. Midas st. Faun von Nymphen
überfallen und maltraitiert 7. Der kleine Pindar
8. Orpheus mit den Thieren (sämtlich auf gelblichen:
Papier mit Bleistifft gezeichnet) T. Apollo.
Wand 8. In: W. Ringen gewaltsam Arrhichio.
Die Medallions s. sind zur Bezeichnung des Kapitels
hinzugefügt, obwohl sie nicht unter den Gegenständen
bei Goethe aufgeführt sind.
Die Gemälde an der Wand sind 10 Fuß breit 3 hoch
an den Kuppeln (Gewölben) « ust 5 Fuß „ 2f/2 hoch
7 u 8 2f^ Fuß „ 3 hoch.
Alles roth auf schwarzem Grund. Die Verzierungen
habe ich nicht gesehen, ich verspreche mir aber nicht viel
gutes. Klenze würde über Chromophobie lamentieren.
In: Saale sollen griechische ältere Skulpturen stehen.
Der fliegenden Genien sind 14. In 7 länglichen Cassetten
am Plafond des Stiegenhauses Kränze tragend auf
grünen Grund von L. Reich u Geck ul kresco gemalt,
fhier ist eine undeutliche karikaturhafte Skizze den: Terte
eingefügtsj
Der Saal nut den olympischen Spielen ist so
u 6. Pindar von der Muse gekrönt
d c. Ringer Faustkämpfer und Läufer.
Durch Altäre und Meten u. Kampf-
richter abgetheilt.
c cl. Reiter, ck s. Wagenlenker
e t. Die Statue des ol. Jupiters
Der Saal soll griechische spätere Skulpturen ent-
halten. Der Saal mit der Geschichte des alten Roms,
römische Alterthümer und der mit den Städten (ul ireseo
von Reich und Geck ausgeführt) mittelalterliche u neue
Werke.
Transparent etc. folgt demnächst. Ich war Arbeits
unfähig wegen einem leidlich entzundenen Auge. Jetzt
wird glaube ich alles deutlich sein.
Leb recht wohl und empfiehl mich nebst Frau aller
Orten. Schaller soll schreiben.
Dein hoffnungsvollster M Schwind.
Von Goezenberger
wird sehr lustiges erzählt. Nach
vollendetem ersten Bild befiehl
ihn eine Traurigkeit die mit 500 fl
in Heiterkeit verwandelt wurde. 3 Wochen
darauf neue Traurigkeit, neue 500 fl.
Noch einmal Traurigkt 500 fl. Endlich
Traurigkeit aber kein Geld mehr sondern Serenissimi
hoher Zorn.
(Blittersdorf u. Krieg (FlügeladjutantP)
Anmerkungen: 1. Das Kunstblatt hatte unterm
31. Oktober 1844 diese der Entscheidung vorauseilcnde
unrichtige Notiz gebracht. Joh. Bapt. Scholl, geb.
1818 in Darmstadt, damals Professor für Bildhauerei
an der polytechnischen Schule in Mainz, war zwar von
den Freimaurerlogen nut der Ausführung eines Herder-
Denkmals beauftragt worden. Nach dem öffentlichen Auf-
ruf Ernst Försters kam es jedoch zu einem Wettbewerb
zwischen ihm und Schalter, aus dem letzterer siegreich
hervorging. 2. Es kam nie zu dieser weiteren Aus-
führung. 3. Das heute noch im Besitze der Familie
befindliche ziemlich bunte Aquarell ist in guter Licht-
drucktafel reproduziert in „Die Kunst unserer Zeit",
XVI, Heft 4, z. S. 72, München. 4. Wilhelm Kaulbach
hatte damals den großen Auftrag erhalten, das Treppen-
haus des neuen Museums in Berlin mit den bekannten
monumentalen kulturgeschichtlichen Darstellungen aus-
zumalen. 5. Illustrationen von Schwinds Hand zu
Jean Pauls Flegeljahren sind nicht bekannt geworden.
Schon in früheren Jahren war er dazu angeregt worden.
Der Breslauer Verleger Jos. Mar, der von ihm 1826
die Holzstöcke zu 1001 Nacht zeichnen ließ, spricht 1826
in unveröffentlichten Briefen an Schober von dieser
Absicht.
IV.
Frankfurt 10. Nov. 844.
Lieber und sehr geduldiger Freund!
Unsere Briefe haben sich gekreuzt. Zur Erlangung
einer vollkommenen Klarheit in der Sache folgendes.
Plan des Saals Cintheilung einer der 6 Kuppeln die
8 i alle gleich sind
6 V II 3
O
Fenster
Wand 1. Der trauernde Achill. Im Werke. I Gegen-
stände hochtragischen Inhalts.
Wand 2. (im Werk. Liebesannaherung) Venus aus
den: Meere schiffend hiezu Kuppl I. «. Bachus u.
Ariadne st. Meles u.Kriteis Homers Aeltern 7. Perseus
u. Andromeda 3. Jason u. Medea s. Venus u. Amor.
Wand 3. (im W. Geburt u. Erziehung) Die Geburt
der Minerva, hiezu Kuppl II. «. Chiron u. Achill
st. Der kleine Bachus (sind klein auf blauem Grund
auf der farbigen Zeichnung) ebenso 7. Mercur stiehlt
die Kühe 8. Mercur stiehlt den Bogen e. Iris (diese
L Medallions sind auf einem Blatt zusammengeklebt).
Wand 4. (i. W. Herkules) Herkules tafelnd.
hiezu Kuppel III. «. Herk. mit den Schlangen st. H.
mit den Kindern 7. Herk. u Atlas 8. Herk. den Sohn
der Erde ich weiß nicht wie er heißt erdrückend s. Her-
kules und Hebe.
Wand 5. I. W. Jagden. Diana u. Actaeon
hiezu Kuppel IV. «. Cephalus u. Procris st. Die Jagd
der Atalanta 7. Narcissus 6. Diana u. Endimion
(Zum Theil nach den kleinen Entwürfen auf der
Zeichnung wo unten D. u. Actaeon ist), s. Diana
mit 2 Hunden.
Wand 6. I. W. Landschaftliches. Bachus u. die
Tyrrhener.
hiezu Kuppel V. «. Die InselNarosH st. Der Hain von
Dondona 7. Die Erde (auf den: Löwen reitende Figur
mit Garbe) 8. Das Meer?) (auf dem Delphin reitende
Figur mit Muschln etc.) s. Der schlafende Pan.
Wand 7. Im Werk. Tanz Poesie etc. Festlicher Tanz,
hiezu Kuppl VI. «. Midas st. Faun von Nymphen
überfallen und maltraitiert 7. Der kleine Pindar
8. Orpheus mit den Thieren (sämtlich auf gelblichen:
Papier mit Bleistifft gezeichnet) T. Apollo.
Wand 8. In: W. Ringen gewaltsam Arrhichio.
Die Medallions s. sind zur Bezeichnung des Kapitels
hinzugefügt, obwohl sie nicht unter den Gegenständen
bei Goethe aufgeführt sind.
Die Gemälde an der Wand sind 10 Fuß breit 3 hoch
an den Kuppeln (Gewölben) « ust 5 Fuß „ 2f/2 hoch
7 u 8 2f^ Fuß „ 3 hoch.
Alles roth auf schwarzem Grund. Die Verzierungen
habe ich nicht gesehen, ich verspreche mir aber nicht viel
gutes. Klenze würde über Chromophobie lamentieren.
In: Saale sollen griechische ältere Skulpturen stehen.
Der fliegenden Genien sind 14. In 7 länglichen Cassetten
am Plafond des Stiegenhauses Kränze tragend auf
grünen Grund von L. Reich u Geck ul kresco gemalt,
fhier ist eine undeutliche karikaturhafte Skizze den: Terte
eingefügtsj
Der Saal nut den olympischen Spielen ist so
u 6. Pindar von der Muse gekrönt
d c. Ringer Faustkämpfer und Läufer.
Durch Altäre und Meten u. Kampf-
richter abgetheilt.
c cl. Reiter, ck s. Wagenlenker
e t. Die Statue des ol. Jupiters
Der Saal soll griechische spätere Skulpturen ent-
halten. Der Saal mit der Geschichte des alten Roms,
römische Alterthümer und der mit den Städten (ul ireseo
von Reich und Geck ausgeführt) mittelalterliche u neue
Werke.
Transparent etc. folgt demnächst. Ich war Arbeits
unfähig wegen einem leidlich entzundenen Auge. Jetzt
wird glaube ich alles deutlich sein.
Leb recht wohl und empfiehl mich nebst Frau aller
Orten. Schaller soll schreiben.
Dein hoffnungsvollster M Schwind.
Von Goezenberger
wird sehr lustiges erzählt. Nach
vollendetem ersten Bild befiehl
ihn eine Traurigkeit die mit 500 fl
in Heiterkeit verwandelt wurde. 3 Wochen
darauf neue Traurigkeit, neue 500 fl.
Noch einmal Traurigkt 500 fl. Endlich
Traurigkeit aber kein Geld mehr sondern Serenissimi
hoher Zorn.
(Blittersdorf u. Krieg (FlügeladjutantP)