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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 11/12
DOI Artikel:
Kuckhoff, Adam: Große Berliner Kunstausstellung Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0221

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Große Berliner Kunstaussiellung Düsseldorf.

Von Or. Adam Kuckhoff, Frankfurt a. M.

er Gesamteindruck ist ähnlich wie der des vorigen
Jahres: erfreuliche Sorgfalt in der Auswahl
und im Ausstellungstechnischen. Daß er dennoch
ein wenig hinter jenem znrückbleibt, hat psychologische
Gründe. Die jüngeren Krafte fesselt der Krieg: kaum
neue Namen, von den bekannten wenig Neucs. So er-
gibt sich mehr eine Übersicht über den Bestand an Vor-
handenem alsRechenschaft über
die Arbeit eines Jahres. 1917
vermochte durch geschickte Auf-
zeigung dieses Bestandes zu
überraschen, heuer wirkt sie trotz
manchen Austauschs als halbe
Wiederholung, zumal da die
Anordnung nicht sonderlich ab-
gewandelt wurde. Die an sich
äußerst glückliche Dreigesellung
te Peerdt, Deußer, Clarenbach
zum Beispiel glaubt man fast
bis ins einzelne schon einmal
so gesehen zu habcn.

Der große Apsissaal, 1917
ein wohltuender Ruhepunkt
durch die in ihm gezeigten Er-
werbungen der Stadt — gute
europäische und Düsseldorfer
Malerei — enthält diesmal eine
mäßige Schau zeitgenössischer
Damenbildnisse. Jm übrigen
verdichtet sich jede der beiden
Abteilungen um einzelne Na-
men: Berlin, Allgemeiner Teil,
bringt je eine, auch zeitlich um-
fassende Kollektion Dettmanns
und des halben Düsseldorfers
Hans Hermann, die Sezession
Bilder ihres Jubilars Lovis
Corinth, meist aus den letzten
Jahren, aber in betonender
Anzahl. Düsseldorf gab dem
Tierplastiker Pallenberg Gele-
genheit zu breiterer Entfaltung
rmd seierte den achtzigsten
Geburtstag seines Altmeisters
Eduard v. Gebhardt durch eine
repräsentative Sonderausstel-
lung, „veranstaltet von den
Städtischen Kunstsammlungen"
und von ihnen eigens und sorg-
fältig katalogisiert. " Carli Sohn-Rethel.

Edciard v. Gebhardt.

Ein merkwürdiger Dualismus zieht sich durch Eduard
v. Gebhardts Werk: Widerstreit eines rein malerischen
Temperaments mit der Tendenz zu bildhaft-literarischer
Erzählung. Und dies nicht etwa so, daß beides nur
ineinander wirkte als Komponente zu einem schließlich
einzigen Ergebnis: in unverhüllter Aweiheit läuft es
nebeneinander her, auch formal
zwei völlig verschiedene Mal-
weisen ausbildend, hier Gefühl
und Jdee unmittelbar in Farbe
und Form übertragend, dort in
entscheidendem Umweg über
ein vielfaltiges Detail psycholo-
gischer Erzählung. Wie sonder-
bar unterschiedcn stehen sich
etwa die „Bergpredigt" von
1893 und „Christus vor Pilatus"
von 1889 gegenüber! Das erste
eine illusionistisch'dreidimensio-
nale Komposition mit bunt zu-
gestimmtem Nebeneinander der
Farben, schärfstem Kontur und
der vielbewunderten Abtönung
des psychologischen Ausdrucks
in jedem der zahllosen Köpfe,
jcnes von ciner deutlichen Awei-
flachigkeit der Anordnung, tonig
graubraun mit ein wenig Rot,
wahrend der Vorgang, das aus-
brechende „Kreuzige ihn" der
Menge vorn, mit erstaunlicher
Ubersetzung des Lautlichen ins
Malerische durch eine groß an-
schwellende Bewegung von links
nach rechts gegeben ist. Dabei
handelt es sich nicht um eine
Entwicklung von diesem Bild zu
jenem: die „Bergpredigt" steht
stilistisch in unmittclbarem Au-
sammenhang ctwa rnit deni
„Einzug inJerusalem", dervvlle
dreißig Jahre zurückliegt.

Welcher Gebhardt ist nun
der ursprünglichere? Wir glau-
ben: der Maler. Die Erzähler-
gabe teilt er mit manchem aus
der Aeit, die — es war um
die Jahre der Reichsgründung
Opfergang. mit ihrem stark vaterländischen

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