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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

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Heft 3/4
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Hoeber, Fritz: Ein neues Ledermuseum in Offenbach am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0071

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Ledertruhe mit getriebeueu Relieffigureu
uud geschnitteuen Flachornamenten.
Frauzösische Spätgotik. Ende 15. Jahrh.

Schwarze Ledertrnhe mit eiugeschuittenem F-igureu-
uud Pflanzeudekor und reichem Eisenbeschlag.
Niederläudische Spätgotik. 16. Jahrh.

Em neues Ledermuseum in Offenbach am Main.

ie Einsicht in die Notwendigkeit, Fachmuseen von
technisch spezialisiertem Sammelprogramm zu
errichten, wächst von Tag zu Tag. Die meisten der
industriellen Erzeugnisgebicte Deutschlands haben sich im
LaufeinerlangentechnischenHöherentwicklungsovielfaltig
bereichert, in so vielen Einzelfächern verzweigt, daß es
durchaus eine Frage schöpferischer und fachlicher Selbst-
erhaltung bederitet, den Gesamtüberblick über das ganze
Fachgebiet dem laienhaften Berbraucher wie dem fach-
männischen Erzeuger so anschaulich wie nur möglich
vorzuführen. Erst dieser Gesamtüberblick mit der Mög-
lichkeit konkurrierenden Vergleichcns der verschiedenen
Einzelgebiete untereinander gibt Gewahr, daß keines
der Einzelfächer sich in bequemer Beharrung auf
eine schematische Schablone festlegt, sondern stets an
seiner eigenen Höherentwicklung weiterarbeitet, gibt
Gewähr, daß wirklich alle technischen und geschmack-
lichen Errungenschaften der breitesten Fachwelt in
ihren letzten provinziellen Berzweigungen nun auch
bekannt werden.

Wirkliche technische Fachmuseen hat es bis vor

kurzem so gut wie nicht, oder doch nur in höchst mangel-

haftcr Ausbildung gegeben: so ausgesprochene Lehr-
sammlungcn, etwa in der Art des Beuth-Schinkel-
Museums an der Technischen Hochschule in Berlin,
kommen, mit ihrer wenig anschaulichen Vorführungsart
von Maschinenmodellen usw., lediglich für den Spezial-
unterricht weit vorgebildeter Hochschulbesucher berechnet,
keineswcgs den Ansprüchen allf Anschaulichkeit größerer
Laienkreise entgegen. Anderseits spannen die großen
ingenieur-technischen Samnilungen, wie das Deutsche
Museum in München, die kunsttechnischen, wie die
bereits auf eine fünfzigjährige Enttvicklung zurück-
blickenden Kunstgewerbemuseen, ihren Rahmen viel
zu weit, als daß sie das einzelne, produktiv speziali-
sierte Fachgebiet nun auch wirksam darzustellcn ver-
möchten. Unter der Fülle des hier Gebotenen muß
sich der Fachmann das ihn vorzugsweise Jnteressierende
mühsam heraussuchen, das dann doch sür seine Spezial-
wünsche immcr dürftig, vereinzelt, höchst unzureichend
bleiben wird.

Die also von unserer ganzen industriellen Entwick-
lung gebieterisch gefordertcn Fachmuseen sind natur-
gcmäß in jenen Orten zu errichten, dic von jeher die ge-

Kassetke mit ledergeschnittenen Tier-
fignren und Blattvrilainenten ans ge-
punztein Grund.

Deutsche Frührenaissanee. Anfang 16. Jahrh.

Schivarze Lederkassette init Eisenbeschlägen,
getriebenen Wappen und Medaillons ans
gepnnztem Grund.

Oberitalien. 15. Jahrh.

Sockel und Pnlverhorn in schwarzem Ledcr
nnt getriebenen Figuren nnd klassischen
Blattornamenten auf sein gepunztem Grund.
Jtal. Hochrenaissance. Mitte 16. Jahrh.

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