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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

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Heft 7/8
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Koetschau, Karl: Das junge Rheinland: ein Begleitwort zu seiner ersten Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0149

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Frih Westendorp.

Der Rhcin.

Das junge Rheinland.

Ein Begleitwort zu seiner erften AuSstellung.

ls das deutsche Heer zum letzten Mal im Welt-
kriege tief in Feindesland eindrang, wurde der
Gedanke des jungen Rheinlands geboren. Man
hatte damals, 1918, bei den Vorbereitungen der nach
Düsseldorf verlegten Großen Berliner Kunstausstellung,
wieder einmal sür die rheinische Jugend keinen Platz.
Kannte nian sie im eigenen Lande nicht? Hatte kein
aufmerksames Auge beobachtet, was sich in ihr regte,
kein Ohr eines der führenden Männer der Künstler-
schaft die drängenden Worte aufgefangen, die nach
Verständnis oder wenigstens nach Gewahrenlassen,
nach Duldung riefen? Gewiß standen viele der
Jungen im Felde, andere aber waren bereits in die
Heimat zurückgekehrt, und einige wcnige hatten sie
gar nicht zu verlassen gebraucht. Aber auch von jencn
ersten hätten sich schließlich Arbciten gewinnen lassen.
Hatte doch der Kölner Kunstverein in seinen bc-
schränkten Räumen dafür mitten im Krieg den Beweis
erbracht. Nur auf den Willen zum Suchen kam es an,
nur darauf, daß man einmal auf die Mauer, die den
eigenen, engen Tempelbezirk allzu eifersüchtig von der
übrigen Welt abschließt, hinausstieg und von da aus einen

IZZ

Blick auf die Umgebung außerhalb der geheiligten Tore
warf. Daß dieser Wille fehlte, eben dies drangte einen
aus der rheinischen Jugend, Adolf Uzarski, zur Tat. Jhm
freilich hatte man einigen Naum für seine Arbciten in
jcner Ausstellung gegönnt. Aber sein stark entwickeltes
Gemeinschaftsgefübl ließ ihn trotzdem und vor allem
an die denken, die man dort vermißte. Und es gelang ihm,
zu denen draußen mit seinem Ruf zum Ausammenschluß
vorzudringen. Als sie heimgekehrt waren, mitten in
die bitterste Not des Vaterlandes hinein, gingen sie trotz
allem unverzagt ans Werk. Gerade sie wollten für den
Aufbau keinen Augenblick unbenutzt verstreichen lassen,
gerade sie pflegten die Keime, die zwischen den Trüm-
mern, dank der ewigen Lebenskraft der Kunst, sich Bahn
zu brechen suchten. Jetzt, in der allerdüstersten Stunde
unseres völkischen Daseins, zeigen sie zum ersten Male,
was sie können, was sie wollen. Noch sieht man mehr
des Erstrebten als des Erreichten. Es wäre unbillig,
anderes von ciner Jugend zu verlangen. Jmmer „liegen"
— um ein schönes Wort Jean Pauls zu gebrauchen —
„in der offenen Welt die Küsten der Aukunft hell vor
ihr", auch wenn der Weg zu ihnen durch Unwetter, die

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