Riccoboni, Marie Jeanne de Heurles Laboras de Mezières: Geschichte der Miss Jenny: von ihr selbst verfaßt, und an die Gräfin von Roscomond, englische Abgesandtin am dänischen Hofe, gerichtet ; Aus dem Französischen übersetzt (Leipzig, 1764) [VD18 14070006]

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Geschichte

machen; und der niedrige Schwarm seiner Freunde
schien vieldabey zugewinnen, da sie ihn von mir ab-
trünnig werden sahen, um sich diesem fteyen Umgänge
zu überlassen, der durch die Mode bestätigt, und auf
ihren guten Rath errichtet war.
,Mso verflossen achtzehn Monate, ohne daß sich
in meinem Zustande eine Veränderung ereignet hätte.
Ich saß allein, tief in mein Zimmer verborgen; bittre
Betrachtungen, schmerzhafte Reue, erfüllten alle mei-
ne Stunden. Noch immer liebte ich den Gegenstand
dieses grausamen Kummers; immer wünschte ich,
den Grafen zu sehen, setzte mir vor, ihm mit Glimpf
und Mäßigung zuzureden, schmeichelte mir oft, ihn
erweichen, und zu seinen erster» Gesinnungen zurück-
bringen zu können. Der Irrthum seines Verstandes
konnte mich nicht bewegen, sein Herz zu verachten.
Aber da er nun vor meine Augen trat, fühlte ich mich
so gedemüthigt über seine Gleichgültigkeit, so entrüstet
über seinen Kaltsinn, daß Regungen, die dem Hasse
glichen, in meiner Seele aufstiegen. Eine unbe-
greifliche Verlegenheit, eine stete Unruhe, machten
mir seine Gegenwart beschwerlich, und beynah uner-
träglich. Ich vergaß, wie sehr ich sie gewünscht hatte.
Er gieng denn fort; indem ich ihn aus dem Gesichte
verlor, stieß ich ein schmerzhaftes Geschrey aus; er
verwundete mein Herz, indem er sich von mir ent-
fernte ; meine Liebe entzündete sich nun mit größrer
Stärke und Inbrunst; ich verwies mir es, daß ich
keinen Versuch gewagt hatte, seine Zärtlichkeit vom
neuen zu beleben; ich begonnte wieder auf neue Ent-
würfe zu sinnen, neue Hoffnungen zu fassen; den fol-
genden Tag aber wurden sie wieder vereitelt, mein Zu-
stand