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DRITTE PERIODE DER HOLLÄNDISCHEN GRUPPEN-
PORTRÄTMALEREI (1624 — 1662)

Der erste, der in das Amsterdamer Gruppenporträt nach den ™™"ass
stufenweisen Anläufen bei Cornelis van der Voort und Werner van
^alckert innere Einheit durch gegenseitigen Wechselverkehr offen
einzuführen gewagt hat, war Thomas de Keyser. Derselbe Dr.Sebastiaen
Egbertsz Vrij, der durch Aert Pietersz die erste uns erhaltene Amster-
damer »Anatomie« hatte malen lassen, ist auch der Held des frühesten
Gruppenporträts von de Keyser, das, wiewohl ohne Signatur und
Datum, nach Auskunft der Listen im Jahre IÖIQ entstanden ist. Das
Bild_ (Tafel 4Q) umfaßt diesmal nur sechs Personen, welche geringe
Zahl diese Anatomie den RegentenstUcken annähert und die neue Auf-
gabe, die sich der Meister gestellt hatte, wesentlich erleichtern mußte.

Um das Neue der Auffassung; vollauf zu würdigen, muß man sich pie

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jenes Aert Pieterszschen Bildes (Tafel 31) erinnern, in welchem Dr. sebastiaen
wohl eine strenge äußere Einheit (mit dem Beschauer) durchgeführt, vom^ahrc^ei"5.
aber mit Ausnahme einiger Fingerzeigen keinerlei Versuch auf Her-
stellung einer inneren Einheit gemacht worden war. Nicht einmal
der vortragende Professor durfte bei Aert Pietersz auf den Kadaver
blicken, den er den Zuhörern erläuterte. De Keyser läßt ihn nun an
einem Skelett demonstrieren und seine ganze Aufmerksamkeit darauf
konzentrieren; und von den anderen sind ebenfalls die drei Stehenden
mit Augen und Ohren am Vortrage beteiligt. Auf solche Weise er-
scheinen vier Figuren im Bilde untereinander zu einer inneren
Einheit verbunden, und zwar durch Subordination dreier unter den
vierten (den Professor). Dagegen ist die Aufmerksamkeit der zwei im
Vordergrunde sitzenden Chirurgen nach der Seite des Beschauers
gerichtet und einer davon, der rechts sitzende, weist zugleich mit
der erhobenen Rechten auf das Skelett als Vortragsobjekt des Pro-
fessors hin. Durch diese zwei Figuren wird wenigstens ein Teil der
Personen im Bilde mit dem Beschauer in eine äußere Einheit ge-
bracht; und indem eine davon zugleich auf die zu innerer Einheit
verbundene Gruppe hinweist, wird auch zwischen dieser letzteren
und dem Beschauer eine Brücke geschlagen.

Was diese Auffassung von derjenigen des Aert Pietersz scheidet, ist
klar: neben die bloß äußere Einheit des älteren Bildes ist hier eine
teilweise innere Einheit getreten. Es ist dies die Haarlemer Auffassung

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