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den Helm reicht, es sind kleine lediglich als Stallage gedachte Figürchen. Im Hintergrund
der Ruine arbeiten einige Männer in der Schmiede, links bietet sich ein Ausblick in bergige
Landschaft. Drei Schleifer im Vordergrund sind ein nüchternes Genrebild aus der Zeit des
Künstlers, mit dem die phantastische Landschaft und die Ruine sowie Mars und Venus
eigentlich wenig zusammenpassen.
Jan Brueghel malte derartige Bilder häufig mit anderen vor allem mit Hendrik van
Baien zusammen, indem jener die Figuren ausführte, während Brueghel die Landschaft und
das reiche Beiwerk zufiel. Jeder der beiden Künstler beansprucht dabei natürlich möglichst
gleiches Interesse und so entfaltet sich bei dem olympischen Göttermahl ein glänzendes
Stilleben, um Flora und die Nymphen webt sich ein reiches Blumenbild und neben Diana
wird ein feines Thierstück gemalt.
Das Stilleben hängt ja durch die Freude am Malerischen mit dem Sittenbild eng
zusammen, lässt sich desshalb oft zwanglos mit ihm verbinden, wie dies ja auch weiterhin
noch Teniers. Bronwer, Dow und andere thaten.
Jan Brueghel sagte beim Stilleben offenbar die feine, idyllische Betrachtung der Natur
zu und er freut sich hier vor allem bunte Blumen, glänzende Gefässe kurzum möglichste
Farbenpracht zu entfalten.
Wie individuell sich auch die einzelnen Gattungen in Antwerpen damals zu entwickeln
beginnen, mag durch ein Beispiel gestreift werden, durch einen Blick von dem feinen,
glänzenden Jan Brueghel auf den etwas älteren Antwerpener Joachim Buecklaer. Joachim
Buecklaer, der besonders gut nämlich mit sechs Bildern in der Galerie zu Neapel ver-
treten ist, malt als Schüler des Holländers Aertsen schlichte Marktstilleben mit etlichen
Genrefiguren, bei denen aber die Farbenfreude und das meist stattliche Format, zu dem
übrigens schon sein holländischer Lehrer Aertsen vielleicht in Folge von Einflüssen, die er
in Antwerpen empfing, gegriffen hat, bedeutsam auf die weitere Ausbildung des Stillebens
der südlichen Niederlande hinweisen.
Für Jan Brueghel als Stilleben- speziell als Blumenmaler ist ein Bild der Schleissheimer
Galerie (Nr. 267) recht bezeichnend, ein Kübel, der mit allen möglichen blühenden Blumen
gefüllt sich vom einfach dunkelen Hintergrund abhebt. Brueghel zeigt hier ein sehr feines,
äusserst detailliertes Naturstudium, man sieht die Freude an dem herrlichen, bunten, farben-
prächtigen Strauss, man sieht aber auch, wie er als echter Naturfreund jede einzelne Blume
kennt und liebt, die er in denselben gebunden. In ein reizendes Blumen- und Frucht-
gehänge Jan Brueghel's, welches das Marienmonogramm bildet (Münchener Pinakothek 704)
hat Pieter von Avont die heilige Familie gemalt, zu deren Füssen sich Meerschweinchen
und Affen lagern, während in der Ferne mancherlei Wild ein idyllisches Thierbild vorführt.
Selbst Rubens verschmähte es zuweilen nicht eine Figur in ein BrueghePsches Blumenbild
zu setzen (Münchener Pinakothek 705) und liess diesen den Blumenkranz um eine herrliche
Madonna seiner Hand malen (Münchener Pinakothek 729), an dem man allerdings sieht,
wie des grossen Meisters Anregungen ihn heben und zu einem viel freieren Zug führen als
er ihm sonst je eigen.
Jan Brueghel ist kein grosser Meister und was das Urtheil über ihn oft gedrückt
haben mag, er arbeitet zuweilen recht ungleich, in seinen besten Bildern, wie in manchem
der einfachen kleinen Landschaften mit sittenbildlicher Staffage, die oft einen recht feinen
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