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Gerade weil dies feine Detail, mag es sich auch wegen seiner
etwas kleinlichen Art nicht genügend Geltung verschaffen, zuletzt
im ganzen eine nicht unwesentliche Wirkung hat, ist zu bedauern,
daß das Westportal, wo es sich offenbar am reichsten entfalten sollte,
nicht ausgeführt wurde. Es hätte sicher auch die Gesamtwirkung
der Kirche gehoben und hätte dem feinen Detail in derselben
noch bestimmteren Nachdruck verliehen.
Daß die Westfasfade unvollendet blieb, ist aber auch deshalb
bedauerlich, weil ihr entschieden originale Ideen zugrunde lagen.
Die Mitte nimmt das reiche Portal mit der überwölbten Vorhalleein,
von der die Treppentürme mit ihren gut profilierten Fenstern
und Türen geschickt zu den Türmen überleiten, deren Schiefstellung
die Fassade wirkungsvoll erweitert; das hätte sicher eine eigenartige
und gute Wirkung erzielt.
Es liegt nahe, sich das Portal etwa verwandt dem Westpprtal
des Almer Münsters zu denken, zumal auch im Innern der Kirche,
besonders an den Kapitälen, manche Momente an dieses erinnern,
und damals ein Einfluß von Alm auf Ingolstadt sehr wahr-
scheinlich ist.
Ein rein persönlicher Einfall, ja eine Laune scheint die Aber-
eckstellung der Türme, die übrigens innen wie außen ganz hübsch
wirkt, und doch wurde wohl gerade sie durch ein fremdes Vorbild
veranlaßt, nämlich durch St. Ouen in Rouen, das diese eigen-
tümliche Anlage in derselben Weife besitzt.
Mit dem Ausbau der Westfassade und damit der Türme wäre
auch dem Chor ein für das Gesamtbild höchst wichtiges, hübsches
Gegengewicht geboten worden. Das ganze Außere hätte an Leben
gewonnen, das jetzt unter dem massigen Dach etwas leidet und ein
wenig gar schlicht ist, wenn ihm auch der leider verwischte, für
bayerische Kirchen so charakteristische gemalte Maßwerkfries, die kräf-
tigen Streben, die Kapellen und Portale immerhin ein gewisses
Interesse verleihen.
Für die Frauenkirche mußten tüchtige Steinmetzen nach Ingolstadt
berufen werden, und die Lage der Stadt war der Entwicklung einer
bedeutenderen plastischen Schule günstig. Brauchbare Steine fanden
sich zwar nicht in nächster Nähe, waren aber doch nicht allzu schwer
zu beschaffen, und in den Nachbarstädten Regensburg, Eichstätt und
Augsburg, vor allem auch in dem Teile von Ludwigs Land, der
 
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