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zum Ernst, zu einem selbständigen Studium der Natur, zum per-
sönlichen Beobachten, und meine Freude zum Studium des schönen
Bayerlandes ist eigentlich damals geweckt worden." Daneben aber
regte sich auch schon frühzeitig der künstlerische Geist des elterlichen
Hauses in dem Sohne. Neben Wilhelm von Kaulbach und dem
Landschafter Julius Lange ward er vor allem gefördert durch die
in der Tradition noch lebendigen Beziehungen Wilhelm Heinrichs von
Riehl zu Moritz von Schwind und Ludwig Richter, in deren
Werken Berthold seine Sehnsucht nach der schönen deutschen Welt
verkörpert fand. „Zu Pfingsten 1871, fährt das Tagebuch fort, nahm mich
mein Vater zu einem Ausflug auf den Hohen-Peissenberg mit. Wir
übernachteten dort und hatten am Sonntag einen prächtigen Sonnen-
aufgang. Vater wollte dann auf den Auerberg, als er aber sah, welche
Freude ich an den Dörfern, vollends gar aber an dem Städtchen
Schongau hatte, das damals noch sein hübsches altes Stadttor besaß,
änderte er den Weg, führte mich nach der romanischen Kirche von
Altenstadt, dann nach Kaufbeuren u. a. O. Der Ausflug machte großen
Eindruck auf mich; ich schrieb, wie ich das auch später meist für
mich tat, einen kleinen Aussatz über denselben und, um die lunstge-
schichtlichen Daten recht genau geben zu können, bat ich Vater um
Sigharts „Geschichte der bildenden Künste in Bayern". Schon als
Gymnasiast besuchte Rieh! die öffentlichen Vorträge des christlichen
Archäologen und Universitätsprofessors Joseph Anton Meßmer, der
die Neigungen des jungen Kunstfreundes in häuslicher Zwiesprach aufs
regste förderte. 1878 bezog Riehl die Münchener Universität zu
archäologischen und kunsthistorischen Studien. Moritz von Carriöre
und Heinrich von Brunn wurden seine Lehrer und Freunde —
Meßmer starb 1879 —; daneben studierte er Philosophie bei Karl
von Prantl und Geschichte bei Wilhelm von Giesebrecht und Ludwig
von Rockinger. Nachdem Berthold Riehl auch noch etliche Semester
die Vorlesungen Moritz Thausings in Wien gehört hatte, kehrte er
nach München zurück und erwarb sich hier im Jahre 1882 mit einer
Monographischen Studie „St. Michael und St. Georg in der bilden-
den Kunst" den philosophischen Doktorgrad. Zwei Jahre darauf, kaum
sechsundzwanzig Jahre alt, erhielt er dann mit einer „Geschichte des
Sittenbildes in der deutschen Kunst bis zum Tode Pieter Breughels
des Älteren" die venia leZencki an der Münchener Universität. Ein
paar kleinere ikonographische Aufsätze über „die hl. Martha" und
VIII
 
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