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wahrscheinlich, daß wir ein Werk desselben Künstlers haben. Wie der
Ritter liegt auch der Ratsherr in voller AmMracht auf dem Toten-
bette, mit sehr charakteristischen, verzerrten Zügen und geschlossenen
Augen, die Hände, deren rechte einen Rosenkranz halt, übereinander-
gelegt. Nicht nur der markante Kopf und die Hände mit stark vor-
tretenden allerdings schematisch behandelten Adern sind äußerst sorg-
fältig durchgeführt, sondern namentlich auch das Kostüm, der pelz-
besetzte stattliche Rock, der über die Knie herabreicht, die weiten
Ärmel und der breitrandige Hut, den der Ratsherr trägt.
Der Grabstein der 1436 Hingerichteten Agnes Bernauer in der
Bernauerkapelle stellt diese auch eben entschlafend dar, das Haupt
zur linken Schulter geneigt, den Rosenkranz in den Händen. Ebenso
charakterisiert den Verstorbenen das Bildnis eines Abtes von 1438
in Ober-Altaich.
Die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts bringt noch eine Steige-
rung der Straubinger Grabsteinplastik, von der hier nur das Be-
deutendere gestreift werden kann, so wichtig für das spezielle Bild
der Schule das Mittelgut in der Stadt wie in Filialen, etwa in
Ober-Altaich oder Pfaffenmünster sein mag, das wiederholt, nament-
lich auch in Wappensteinen, tüchtiges Können beweist.
Fein und originell ist in der Agnes-Bernauer-Kapelle im Fried-
hof St. Peter die stattliche Rotmarmorplatte, auf der wir unter einer
gotischen Arkade das Brustbild des leidenden Heilands, adoriert von
drei Engeln mit Leidenswerkzeugen und Stifter und Stifterin, sehen,
über der Arkade aber die Klage von 2Naria und Johannes. Den
Stein ließ 1458 Lienhart Frueauf, Mautner zu Straubing, für sich
und seine Gattin Elspet setzen. Am Rande weist eine kleine Hand
auf den Namen des Bildhauers „Trüncklin". Die Köpfe, zumal der
des Stifters, sind bei ausgesprochenem Sinn für Charakteristik gut
modelliert; elegant sind die Haare behandelt.
Äbersieht man Straubings Grabsteine vom Schluß des Jahr-
hunderts, so ist eine Gruppe der besten im Charakter so einheitlich,
daß sie sicher das Werk eines Meisters ist, der wohl die erste Stelle
unter Straubings Steinmetzen einnahm und, wie ich vermute, Meister
Erhärt hieß.
In der westlichsten Kapelle der Nordseite von St. Jakob be-
findet sich nämlich der Grabstein eines 1468 gestorbenen Geistlichen.
Die Platte trägt den Künstlernamen Erhärt und das Vollendungs-

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