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Riess, Margot; Dietrich, Adolf [Ill.]
Der Maler und Holzfäller Adolf Dietrich: mit 32 Abbildungen — Berlin: Verlag der Neuen Gesellschaft, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.66530#0019
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schöngepssegten Beeten, Kieswegen und Bänken, auf denen
Damen in weißen Kleidern sich unterhalten. Oder der
Sommer lagert schwer am Waldrand, treibt mächtige
Büsdie, urwaldmäßiges Gestrüpp hervor, quellender Säfte
voll, oder er läßt sich am Rande eines Abendweges nieder,
den ein geruhsames Ochsengespann befriedigt entlangtrottet
und ein Mädel betreut Ziegen und alles sieht ein bißchen
so aus wie aus einer Spielzeugschachtel, so froh und nah,
nur lebensvoller. Bei solch einem Bilde — es hängt in
einem Kinderzimmer — kommt einem der Gedanke, wie
schön es sein müßte, wenn diesem Maler einmal Ge-
legenheit gegeben wäre, Räume für Kinder zu dekorieren,
mit seiner »frohmutigen« Kunst Kindern, die ihn sicher
verliehen und lieben, solange sie noch nicht von Urväter»
hausrat verbildet sind, ein Feit zu bereiten.
Weder romantisch noch heroisch sind Dietrichs Schweizer
Landschaften. Sie sind überhaupt kaum »aufgefaßt«, wenig»
stens liegt ihr hauptsächlicher Zauber gerade darin, daß
von den beiden Komponenten des Kunstwerkes Stück
Natur und Temperament das Temperament lieh zurück»
hält, um das Stück Natur in seiner Unberührtheit und
Reinheit möglichst ohne Umweg auf die Fläche zu
bannen. Und gerade so wirken diese Landschaftsbilder
oft wie Märchen, von denen es heißt, »eine wahre Ge»
schichte«.
Überall ist tiefe Versenkung in den Gegenstand, die
beruhigt. Diesem Maler quillt Natürlichkeit des Erlebens
zu wie Luft des Atmens. Etwas Reines und Blankes ilt
in den Bildern, etwas, das wir schon einmal an Kinder»
äugen erlebten oder auch als Duft von Dingen wie frisch»
geschältem Holz, Glanz von glattgespültem Bachkiesel.
Vielleicht werden die Winterbilder einmal die gesuch»
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