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Christoph Rinne - Odagsen und Großenrode
sprechen. Des Weiteren fanden sich im Grab sieben
Kratzer, drei Endretuschen, zwei Kombinationsgeräte
aus Bohrer und Kratzer, ein Bohrer, eine Spitzklinge
sowie ein Flintenstein. Darüber hinaus weisen 16 Klin-
gen eine Kantenretusche auf, in drei Fällen zudem eine
Hohlkerbe, und sind demzufolge als Werkzeuge zu wer-
ten. Zu diesen 60 Werkzeugen treten noch 105 Abschlä-
ge, 33 Klingen oder Klingenfragmente, neun Kerntrüm-
mer, vier Klopfsteine, 13 Absplisse von weniger als 1
cm Länge und 40 Flinttrümmer. Besonders hervorzuhe-
ben sind ein kleines Beil und das Nackenfragment einer
Axt.
Der Fund eines Flintensteins verdeutlicht besonders
krass die möglichen Datierungsunterschiede der Artefak-
te. Besonders unsicher scheint hier die Zuweisung eini-
ger Pfeilspitzen zum jungneolithischen Bestattungshori-
zont, da sie auch als Beigabe der endneolithischen
Nachbestattungen in Frage kommen.
2.4.1 Geschossköpfe
2.4.1.1 Die Geschossköpfe aus Odagsen
Aus dem Kollektivgrab von Odagsen stammen 31 Ge-
schossköpfe (Taf. 40 f.). Formal lassen sich innerhalb
der 14 Pfeilspitzen fünf mit gerader Basis (FNr. 165,
7083, 7400, 7919, 8036), fünf mit konkaver Basis (487,
1225, 1344, 7311, 7436) und zwei gestielte Exemplare
(1487, 8071) differenzieren. Hinzu treten zwei Flintarte-
fakte, die als Vorarbeiten zu Pfeilspitzen angesehen
werden können (1293, 6602). Bei den 17 Querschnei-
dern dominieren mit zwölf Exemplaren die schlichten
Trapeze (FNr. 1114, 1553, 2051, 6684, 6697, 7022,
7131,7220, 7439,7673, 8121), von denen einer in einen
Knochen eingewachsen ist (FNr. 7128, Taf. 44). Trian-
guläre und rechteckige Formen sind je zweimal vertreten
(FNr. 496, 1375, 7671, 8228). Hinzu tritt ein überdi-
mensionierter, querschneiderähnlicher Geschosskopf
(FNr. 6211).
Die Suche nach Vergleichen beschränkt sich auf beson-
ders markante Formen; gestielte Pfeilspitzen sowie tri-
anguläre, quadratische und überdimensionierte Quer-
schneider. Gestielte Pfeilspitzen kommen in unterschied-
licher Anzahl in den Gräbern von Großenrode I und II,
Altendorf, Calden I, Warburg I und II, Schönstedt, Nie-
derbösa und Gotha vor (Rinne 1996, Taf. 24,4-6. E.
Heege/A. Heege 1989, 75 Abb. 56,13-14. Schrickel
1966, Taf. 27,10; 28,23.39. Günther 1997, 35 Abb.
36,23-27; 76 Abb. 69,7. Feustel 1972, 41 f. 7,2-6;
8,1.2. FeusteiVUllrich 1964/65, 115 Abb. 7,3.
Schrickel 1966, Taf. 15,28.29). Mit einer annähernd
gleichen Verbreitung stammen sie auch aus Siedlungen:
Kühner Höhe bei Einbeck, Güntersberg bei Gudensberg,
Hasenberg bei Lohne, Bornhög bei Nägelstedt und Loh-
berg bei Gräfentonna (unpubl., Schwellnus 1979, Taf.
17,16; 30,8. Bücke 1986, 75 Abb. 10,7.8; 83 Abb.
18,2.4.7). Im Westen ist die unstreitige Bindung an Be-
funde der älteren und jüngeren Wartbergkultur zu fassen
(Raetzel-Fabian 2000, 173 f., Abb. 105,210), in Thü-
ringen stammen die Funde in besonders großer Anzahl
aus der Mauerkammer von Schönstedt, die der Salzmün-
der und Bernburger Kultur zugewiesen wird (Feustel
1972. D.W. Müller 1994, 140). Über gedrungene bis
bauchige Tassen wird die letztgenannte Grabanlage
sowie die von Gotha mit der hessischen Wartbergkultur
verbunden (D.W. Müller 1994, 140). Aufgrund der
Schwierigkeiten bei der Datierung der westlichen Be-
funde, insbesondere der lange belegten hessischen Gale-
riegräber und der ostwestfälischen Kammern, sind grob
500 Jahre um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend
durch die Vergleichsfunde vertreten, wobei die Mehr-
zahl der thüringischen Funde deutlich für die Zeit vor
3.000 cal BC sprechen (Raetzel-Fabian 2000, 175
Abb. 105. Gall et al. 1983, 13). Die Funde lassen sich
zwanglos in die schon mehrfach für Nordhessen und
Thüringen nachgewiesene Verbindung eingliedern (u.a.
D. Walter et al 1987. W. Walther 1986).
Trianguläre Querschneider sind in den fundreichen ems-
ländischen Kammern von Emmeln bei Haren, Ostenwal-
de I bei Werlte und Groß Berßen 7 relativ zahlreich
vertreten (Schlicht 1968, Abb. 970-972. Tempel 1978,
23 f. Abb. 7; 8. Schlicht 1972, Taf. 1,315). Darüber
hinaus kommen sie im gesamten norddeutschen Flach-
land in trichterbecherzeitlichen Befunden vor: Alt Du-
venstedt, Meyn, Oldendorf (Luhe), Dreetz, Ostorf, Pe-
vestorf, Tangermünde (Hingst 1985, Taf. 4,10.
Röschmann 1963, 422 f. (Sdl. 2, 8). Laux 1991, 31
Abb. 3,32-33. Kirsch/Plate 1983, 17 Abb. 7,19,4; Taf.
9,2. Bastian 1961, 51 Abb. 35,q. Meyer 1993, Taf.
9,C7. PREUß 1954, Taf. 27,l,p).
Rechteckige Querschneider sind deutlich seltener und
auf das Gebiet westlich der Elbe begrenzt: Emmeln,
Ostenwalde I, Groß Berßen 7, Wewelsburg, Calden I,
Großenrode I und II (Schlicht 1968, Abb. 971. Tempel
1978, 23 Abb. 7,10.11. Schlicht 1972, Taf. 1,315.
Günther/Viets 1992,116 Abb. 12,5. Schrickel 1966,
Taf. 28,34.36.38). Lediglich ein Fund stammt aus
Schleswig-Holstein, aus einem Megalithgrab bei Gnar-
renburg (Deichmüller 1972, 36 Abb. 6,h). Eine Zuwei-
sung zur Westgruppe der TBK scheint angesichts der
sehr fundreichen Gräber jedoch fraglich, es könnte sich
um ein zufallsbedingtes Bild handeln.
Überdimensionierte Querschneider sind äußerst selten.
Zum Vergleich für das Odagser Exemplar (FNr. 6211,
Taf. 41) mit einer maximalen Länge von 46 mm kann
lediglich ein Fund aus Groß Berßen 7 mit 42 mm Länge
angeführt werden (Schlicht 1972, Taf. 1,315). Dem-
nach könnte für die Querschneider aus Odagsen anhand
der Vergleichsfunde auf eine Verbindung zum Mittellauf
der Ems geschlossen werden. Aufgrund der geringen
Anzahl der Funde sowie der großen Distanz von 200 km
bestehen jedoch begründete Zweifel an einem unmittel-
baren Zusammenhang. Insgesamt wird in den Odagser
Querschneidern nur ein allgemeiner Einfluss der Trich-
terbecherkultur deutlich.
Das sehr umfangreiche und vor allem ausgewogene
Geschossensemble weist auf die Mittlerstellung des
südlichen Leinetals zwischen zwei in dieser Artefakt-
Christoph Rinne - Odagsen und Großenrode
sprechen. Des Weiteren fanden sich im Grab sieben
Kratzer, drei Endretuschen, zwei Kombinationsgeräte
aus Bohrer und Kratzer, ein Bohrer, eine Spitzklinge
sowie ein Flintenstein. Darüber hinaus weisen 16 Klin-
gen eine Kantenretusche auf, in drei Fällen zudem eine
Hohlkerbe, und sind demzufolge als Werkzeuge zu wer-
ten. Zu diesen 60 Werkzeugen treten noch 105 Abschlä-
ge, 33 Klingen oder Klingenfragmente, neun Kerntrüm-
mer, vier Klopfsteine, 13 Absplisse von weniger als 1
cm Länge und 40 Flinttrümmer. Besonders hervorzuhe-
ben sind ein kleines Beil und das Nackenfragment einer
Axt.
Der Fund eines Flintensteins verdeutlicht besonders
krass die möglichen Datierungsunterschiede der Artefak-
te. Besonders unsicher scheint hier die Zuweisung eini-
ger Pfeilspitzen zum jungneolithischen Bestattungshori-
zont, da sie auch als Beigabe der endneolithischen
Nachbestattungen in Frage kommen.
2.4.1 Geschossköpfe
2.4.1.1 Die Geschossköpfe aus Odagsen
Aus dem Kollektivgrab von Odagsen stammen 31 Ge-
schossköpfe (Taf. 40 f.). Formal lassen sich innerhalb
der 14 Pfeilspitzen fünf mit gerader Basis (FNr. 165,
7083, 7400, 7919, 8036), fünf mit konkaver Basis (487,
1225, 1344, 7311, 7436) und zwei gestielte Exemplare
(1487, 8071) differenzieren. Hinzu treten zwei Flintarte-
fakte, die als Vorarbeiten zu Pfeilspitzen angesehen
werden können (1293, 6602). Bei den 17 Querschnei-
dern dominieren mit zwölf Exemplaren die schlichten
Trapeze (FNr. 1114, 1553, 2051, 6684, 6697, 7022,
7131,7220, 7439,7673, 8121), von denen einer in einen
Knochen eingewachsen ist (FNr. 7128, Taf. 44). Trian-
guläre und rechteckige Formen sind je zweimal vertreten
(FNr. 496, 1375, 7671, 8228). Hinzu tritt ein überdi-
mensionierter, querschneiderähnlicher Geschosskopf
(FNr. 6211).
Die Suche nach Vergleichen beschränkt sich auf beson-
ders markante Formen; gestielte Pfeilspitzen sowie tri-
anguläre, quadratische und überdimensionierte Quer-
schneider. Gestielte Pfeilspitzen kommen in unterschied-
licher Anzahl in den Gräbern von Großenrode I und II,
Altendorf, Calden I, Warburg I und II, Schönstedt, Nie-
derbösa und Gotha vor (Rinne 1996, Taf. 24,4-6. E.
Heege/A. Heege 1989, 75 Abb. 56,13-14. Schrickel
1966, Taf. 27,10; 28,23.39. Günther 1997, 35 Abb.
36,23-27; 76 Abb. 69,7. Feustel 1972, 41 f. 7,2-6;
8,1.2. FeusteiVUllrich 1964/65, 115 Abb. 7,3.
Schrickel 1966, Taf. 15,28.29). Mit einer annähernd
gleichen Verbreitung stammen sie auch aus Siedlungen:
Kühner Höhe bei Einbeck, Güntersberg bei Gudensberg,
Hasenberg bei Lohne, Bornhög bei Nägelstedt und Loh-
berg bei Gräfentonna (unpubl., Schwellnus 1979, Taf.
17,16; 30,8. Bücke 1986, 75 Abb. 10,7.8; 83 Abb.
18,2.4.7). Im Westen ist die unstreitige Bindung an Be-
funde der älteren und jüngeren Wartbergkultur zu fassen
(Raetzel-Fabian 2000, 173 f., Abb. 105,210), in Thü-
ringen stammen die Funde in besonders großer Anzahl
aus der Mauerkammer von Schönstedt, die der Salzmün-
der und Bernburger Kultur zugewiesen wird (Feustel
1972. D.W. Müller 1994, 140). Über gedrungene bis
bauchige Tassen wird die letztgenannte Grabanlage
sowie die von Gotha mit der hessischen Wartbergkultur
verbunden (D.W. Müller 1994, 140). Aufgrund der
Schwierigkeiten bei der Datierung der westlichen Be-
funde, insbesondere der lange belegten hessischen Gale-
riegräber und der ostwestfälischen Kammern, sind grob
500 Jahre um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend
durch die Vergleichsfunde vertreten, wobei die Mehr-
zahl der thüringischen Funde deutlich für die Zeit vor
3.000 cal BC sprechen (Raetzel-Fabian 2000, 175
Abb. 105. Gall et al. 1983, 13). Die Funde lassen sich
zwanglos in die schon mehrfach für Nordhessen und
Thüringen nachgewiesene Verbindung eingliedern (u.a.
D. Walter et al 1987. W. Walther 1986).
Trianguläre Querschneider sind in den fundreichen ems-
ländischen Kammern von Emmeln bei Haren, Ostenwal-
de I bei Werlte und Groß Berßen 7 relativ zahlreich
vertreten (Schlicht 1968, Abb. 970-972. Tempel 1978,
23 f. Abb. 7; 8. Schlicht 1972, Taf. 1,315). Darüber
hinaus kommen sie im gesamten norddeutschen Flach-
land in trichterbecherzeitlichen Befunden vor: Alt Du-
venstedt, Meyn, Oldendorf (Luhe), Dreetz, Ostorf, Pe-
vestorf, Tangermünde (Hingst 1985, Taf. 4,10.
Röschmann 1963, 422 f. (Sdl. 2, 8). Laux 1991, 31
Abb. 3,32-33. Kirsch/Plate 1983, 17 Abb. 7,19,4; Taf.
9,2. Bastian 1961, 51 Abb. 35,q. Meyer 1993, Taf.
9,C7. PREUß 1954, Taf. 27,l,p).
Rechteckige Querschneider sind deutlich seltener und
auf das Gebiet westlich der Elbe begrenzt: Emmeln,
Ostenwalde I, Groß Berßen 7, Wewelsburg, Calden I,
Großenrode I und II (Schlicht 1968, Abb. 971. Tempel
1978, 23 Abb. 7,10.11. Schlicht 1972, Taf. 1,315.
Günther/Viets 1992,116 Abb. 12,5. Schrickel 1966,
Taf. 28,34.36.38). Lediglich ein Fund stammt aus
Schleswig-Holstein, aus einem Megalithgrab bei Gnar-
renburg (Deichmüller 1972, 36 Abb. 6,h). Eine Zuwei-
sung zur Westgruppe der TBK scheint angesichts der
sehr fundreichen Gräber jedoch fraglich, es könnte sich
um ein zufallsbedingtes Bild handeln.
Überdimensionierte Querschneider sind äußerst selten.
Zum Vergleich für das Odagser Exemplar (FNr. 6211,
Taf. 41) mit einer maximalen Länge von 46 mm kann
lediglich ein Fund aus Groß Berßen 7 mit 42 mm Länge
angeführt werden (Schlicht 1972, Taf. 1,315). Dem-
nach könnte für die Querschneider aus Odagsen anhand
der Vergleichsfunde auf eine Verbindung zum Mittellauf
der Ems geschlossen werden. Aufgrund der geringen
Anzahl der Funde sowie der großen Distanz von 200 km
bestehen jedoch begründete Zweifel an einem unmittel-
baren Zusammenhang. Insgesamt wird in den Odagser
Querschneidern nur ein allgemeiner Einfluss der Trich-
terbecherkultur deutlich.
Das sehr umfangreiche und vor allem ausgewogene
Geschossensemble weist auf die Mittlerstellung des
südlichen Leinetals zwischen zwei in dieser Artefakt-