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Rinne, Christoph
Odagsen und Großenrode, Ldkr. Northeim: jungsteinzeitliche Kollektivgräber im südlichen Leinetal — Rahden/​Westf.: Leidorf, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.67240#0060
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Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 5

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Abb. 18 Verteilung der retuschierten und unretuschierten Flintartefakte (ohne Geschossspitzen). Artefakte mit Feuer-
einwirkung sind mit einem ,Sternchen“ markiert.

enanzahl in Beziehung, ergeben sich im Mittel jedoch
nur 16 Individuen je Klinge (Börnecke, Dedeleben,
Derenburg 1, Gotha, Großgoltern, Holzsußra, Nordhau-
sen, Polleben: D.W. Müller 1994, 76 ff.; Lohne [Zü-
schen 1], Lohra, Rimbeck: Schrickel 1966, 435 ff.; 453
ff.). Diese kleine Auswahl an Grabanlagen kann nur auf
die relativ niedrigen Fundzahlen hinweisen und verdeut-
lichen, dass das Grab von Odagsen mit 33 unmodifizier-
ten Klingen bei mindestens 111 Individuen als relativ
fundreich angesprochen werden kann.
Nach Uerpmann zählen zu den schneidenden Werkzeu-
gen auch Kratzer und Schaber, die sich gegenüber den
Messern mit schneidender Funktion durch die größere
Dicke und steile Retusche unterscheiden. Für die sieben
Odagser Funde sind, sofern die Objekte vollständig sind,
überwiegend Retuschen der Lang- und Schmalseite be-
legt (FNr. 504, 6540, 8221b; Taf. 43). Hinzu tritt die
Kombination eines Kratzers mit einem Zinken (FNr.
6019, Taf. 43). Die Spitze befindet sich schief zur Gerä-
teachse am proximalen Ende, an der für Kombinations-
geräte typischen Position (UERPMANN 1981, 67).
2.4.2.2 Stechende Werkzeuge
Nach Uerpmann sind hierunter Bohrer, Ahlen, Zinken
und Stichel subsummiert (UERPMANN 1981,65 ff.). Drei
Funde zeigen die für Bohrer typischen Schultern, in
einem Fall sind an der Spitze sogar leichte Aussplitte-
rungen zu erkennen, die durch den Druck bei einer Dre-
hung entstanden sein könnten (FNr. 7303, 7504; 1578;
Taf. 43 f.). Den Ahlen ist eventuell die kräftige Flintspit-

ze zuzuweisen. Hierfür könnten auch die Aussplitterun-
gen an der Spitze auf der unretuschierten Ventralseite
angeführt werden, die eventuell durch Drehung entstan-
den sind (FNr. 1331, Taf. 43). Ein vergleichbarer Fund
ist aus der Mauerkammer von Halberstadt, Kr. Halber-
stadt, anzuführen. Die Klinge zeigt den gleichen kräfti-
gen, annähernd gleichseitigen Querschnitt und die Retu-
sche der Längsseiten zu einer Spitze am distalen Ende
(D.W. Müller 1994, 107 Abb. 22,2). Zwei weitere
Klingen aus der Mauerkammer von Niederbösa können
ebenfalls zum Vergleich angeführt werden, jedoch fehlt
ihnen der ausgesprochen kräftige Querschnitt der beiden
Funde aus Odagsen und Halberstadt (Feustel/Ullrich
1964/65, 115 Abb. 7,5.6). Müller bildet zudem eine
weitere Klinge ab, deren natürliche Spitze eine Kanten-
retusche zeigt. Klingen dieser Form treten in den mittel-
deutschen Grabanlagen häufig auf und scheinen deutlich
weniger elaboriert als der Odagser Fund (D.W. Müt t er
1994, 119 Abb. 34,7). Abschließend können noch zwei
Funde aus der Kammer von Schönstedt, Kr. Bad Lan-
gensalza, angeführt werden, doch auch diese Klingen
zeigen nur eine geringfügige Retusche der natürlichen
Spitze bei relativ flachem Querschnitt (Feustel 1972,
37 Abb. 4,4.6).
Den Zinken können das proximale Ende des bereits
erwähnten Fundes FNr. 6019 sowie die beiden Funde
FNr. 2570 und 6109 (Taf. 43) zugewiesen werden. Letz-
terer zeigt entlang der distalen Schmalseite zwei stark
überschliffene Stichelbahnen, die eine vielfältige Nut-
zung des Gerätes verdeutlichen.
 
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