mir nur übrig, zwei mehr an der Peripherie der Streitfrage
gelegene Behauptungen gegen Dvoraks Gründe und gegen
Dvoraks Entstellung zu verteidigen.
Die erste war: Dante hat die beiden Strophen, deren eine
von den Malern, deren andere von den Dichtern handelt, als
eine künstlerische Einheit gestaltet, die über die bloß syn-
taktische Verbindung durch das Wörtchen cosi hinüberreicht.
Während also streng grammatisch lediglich die beiden Guido,
der Guinicelli und der Cavalcanti mit Cimabue und Giotto
verbunden werden und damit die Beziehung zwischen den
Künstlern verschiedener Observanz erschöpft zu sein und das
Schlußglied, das auf Dante zu beziehen ist, nur ein loses An-
hängsel zu bilden scheint, bin ich der Meinung, der Satzbau
sei nicht von solch ausschließender Strenge, dagegen das
System der beiden Strophen ein festes Gefüge von großem
Parallelismus von Glied zu Glied.* * * 19)
Dvoraks Argumentation gegen diesen Gedanken geht nicht
sehr tief. Denn daß der Schlußpassus hypothetisch gefaßt
ist, trennt ihn keineswegs vollständig ab, sondern verleiht ihm
nur die feine, vorsichtige Tönung, ohne die sein kühner Inhalt
unerträglich würde.20) Und wenn Dvorak einwendet, der
Passus beziehe sich ja auf die Zukunft, während doch Giotto
der Gegenwart angehöre, so ist das nicht ganz richtig: „forse
e nato chi l’uno e l’altro caccera di nido“ ist ein wunderschönes
Beisammen von Vergangenheit und Zukunft, es rückt das
kommende Ereignis so nahe, daß es schon fast der Gegen-
wart angehört. Darum ist es auch ganz falsch, den Schluß-
satz eine „unbestimmte Anspielung auf die Zukunft“ zu
nennen, sie ist (nicht der Interpretation, sondern dem Wort-
1B) J. v. Schlosser hat den Streit nicht genau verfolgt; die enge
Pressung der Parallelität zwischen Cimabue und Guinicelli, die er
„willkürlich und unbeweisbar“ nennt, stammt nicht von mir, sondern
von Schlossers Meinungsgenossen Dvorak.
20) Vielleicht ist es von Wert, hier den Satz des großen Leopardi
zu hören: „Niente e piü poetico del f o r s e“.
180
gelegene Behauptungen gegen Dvoraks Gründe und gegen
Dvoraks Entstellung zu verteidigen.
Die erste war: Dante hat die beiden Strophen, deren eine
von den Malern, deren andere von den Dichtern handelt, als
eine künstlerische Einheit gestaltet, die über die bloß syn-
taktische Verbindung durch das Wörtchen cosi hinüberreicht.
Während also streng grammatisch lediglich die beiden Guido,
der Guinicelli und der Cavalcanti mit Cimabue und Giotto
verbunden werden und damit die Beziehung zwischen den
Künstlern verschiedener Observanz erschöpft zu sein und das
Schlußglied, das auf Dante zu beziehen ist, nur ein loses An-
hängsel zu bilden scheint, bin ich der Meinung, der Satzbau
sei nicht von solch ausschließender Strenge, dagegen das
System der beiden Strophen ein festes Gefüge von großem
Parallelismus von Glied zu Glied.* * * 19)
Dvoraks Argumentation gegen diesen Gedanken geht nicht
sehr tief. Denn daß der Schlußpassus hypothetisch gefaßt
ist, trennt ihn keineswegs vollständig ab, sondern verleiht ihm
nur die feine, vorsichtige Tönung, ohne die sein kühner Inhalt
unerträglich würde.20) Und wenn Dvorak einwendet, der
Passus beziehe sich ja auf die Zukunft, während doch Giotto
der Gegenwart angehöre, so ist das nicht ganz richtig: „forse
e nato chi l’uno e l’altro caccera di nido“ ist ein wunderschönes
Beisammen von Vergangenheit und Zukunft, es rückt das
kommende Ereignis so nahe, daß es schon fast der Gegen-
wart angehört. Darum ist es auch ganz falsch, den Schluß-
satz eine „unbestimmte Anspielung auf die Zukunft“ zu
nennen, sie ist (nicht der Interpretation, sondern dem Wort-
1B) J. v. Schlosser hat den Streit nicht genau verfolgt; die enge
Pressung der Parallelität zwischen Cimabue und Guinicelli, die er
„willkürlich und unbeweisbar“ nennt, stammt nicht von mir, sondern
von Schlossers Meinungsgenossen Dvorak.
20) Vielleicht ist es von Wert, hier den Satz des großen Leopardi
zu hören: „Niente e piü poetico del f o r s e“.
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