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d 59 -N-

steigen im Hintcrgrunde zu schwindelnder Höhe empor,
umphithecttralisch diese Ruhestatte umschließend, hohe Ulmen
segnen sie ein mit ihrcn schweigcnden Schatten. Man hat
von dort cinen heimlichen Umblick über das prächtige
Land: in der Tiefe funkelt der schöne Strom, und die
Berge des jenscitigen Ufers erschließen dem Auge gefällig
jedes Gehcimniß ihcer lieblichen Gruppirung. Wir besin-
den uns auf dem Lieblingsplatze Mariens. Hier hatte sie
als Kind Versteckens in den dichtcn Gebüschen gespielt,
Bergblumen und Erdbeeren gepflückt und mit kindlicher
Verwunderung den Waldvöglein gelauscht, wann sie so
keck und hell ihre Stimmen erhoben; auf dieser Bank
hatte die Jungfrau später neben Robert gesessen und liebe-
selig an seiner Seite niedergesehen in das dämmernde
Land. Und hier nun schläft ste dcn letzten Schlummer.
Jn der Mitte der beschricbenen Stätte senken sechs oder
sieben Trauereschen, von Robert gepflanzt, ihre langcn
Zwcige über ein einfaches Dcnkmal. Man hat eine Kam-
mer in den Felsen gehaucn, zwei Marmorplatten erheben
sich wenige Fuß über der Erde, die eine bedeckt das Grab
Mariens. Sie trägt als Jnschrift jene schöne Stanze aus
Don Juan: t Iiavs n Iiassion knr tlis risms nk Aoi^,
durch die Robert's Lieblingsdichter den Namen seiner Ju-
gendgeliebten vcrewigte. Die andere Tafel ist noch unbe-
schricben; sie bedeckt das Grab Eines, der noch lebt, —
Robert's! Wic sinden wohl, daß gerade die stolzen und
strengen Eharaktere im Hcrzen oft das Geheimniß einer
fast schwärmerischen Neigung verbergen, die sie nur der
liebelosen Welt nicht zeigen wollen; so hatte auch Robert,
 
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