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Freiligrath, Ferdinand [Editor]
Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie — 1.1840

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Püttmann, Hermann: Über die neuesten Kunstschöpfungen, inbesondere der Düsseldorfer Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.19846#0203
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189

Borwurf ihrer Darstellungen, ste haben wcder ihr Herz
an die Göttec der Vergangcnheit, noch ihr Auge sclavisch
an die strengen Linien dcc Antike verkauft, sie strebcn
vielmehr mit glücklichstem Erfolg, die Schöpfungen der
Kunst auf das Gebiet dcs modernen Bcwußtfeins zu ver-
setzen. Jhre Auffassung ist durchaus subjectiv und daher
durchweg von srifcher Lebendigkeit; Farbe und Beiwerk
stimmen auf das schönste mit dcm Motive zufammen,
alles Unmögliche, Unklace, Fratzenhafte wird mit feinem
Takte vermicden. Gewisse andere Meckmale, z. B. Vor-
liebe zur lyrisch-epischen Auffassung, deutliches Hervor-
treten der Jronie, dcs Spottes ic., dücften weniger als
unterscheidende Kriterien modcrner Kunst überhaupt, denn
als einzelne Launen ciner leichtveränderlichen Zeitstimmung
zu betrachten sein.

Die Thatfache der Entzweiung, der Gegensätze in
künstlerischen Bestrebungcn ist so tief begründet, daß sie
überall, wo dic Kunst augenblicklich zu höherer Thätigkeit
erwacht ist, namentlich in Frankreich und Deutschland,
zum Vorschein kommt. Jn Frankreich ist die Kunst un-
auslöslich an die nllgemeine Strömung des National-
lebens gebunden; ste steigt und fällt mit dcn socialen
Verhältnissen. Weil diese jedoch in unaufhörlicher Me-
tamorphose begriffcn sind, so schwanken auch die Maler
vom Alten zum Neuen, vom Soliden zum Scheinbaren,
vom Jdealcn zum Realcn. Neben republicanisch-romanti-
scher Frische zeigt sich das legitimste — classische Rococo;
neben davidischer Schwerfälligkeit die anmuthigste Grazie
und Innigkeit; nebcn historischen Staats-Actionen die
 
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